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Videospiele und Bobbycars: Das Revival des Seifenkistenrennens 1998

Zuletzt geändert: 21.08.2024 16:43:23 CEDT

Thomas Kron belebte als Leiter des Freizeitzentrums Süd das Krefelder Seifenkistenrennen neu. Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Thomas Kron belebte als Leiter des Freizeitzentrums Süd das Krefelder Seifenkistenrennen neu. Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Das Plakat hängt noch immer im Freizeitzentrum Süd. Mittlerweile ist es etwas verblichen. Auch die angepriesenen Gewinnpreise im Wert von 6.000 D-Mark zeugen von einem Relikt aus einer weit zurückliegenden Zeit. 26 Jahre ist das Poster alt, das das Seifenkistenrennen 1998 bewirbt. In diesem Jahr findet es zum 20. Mal statt, zumindest in der damals begründeten Neuauflage. Denn schon in der Nachkriegszeit zog das Krefelder Seifenkistenrennen Zuschauermassen an die Rennstrecke am Hülser Rennstieg, ehe es in den 70er-Jahren für viele Jahre eingestellt wurde. Bis die Zeit der Videospiele anbrach. Bis es ein paar Jugendlichen nicht mehr genügte, auf der Konsole zu daddeln. Und bis Thomas Kron eine findige Idee hatte. Alles begann dort, wo das Plakat noch heute als museales Erinnerungsstück ausgestellt ist: im Freizeitzentrum Süd.

Boomende Videospiele und zahlreiche Bobbycars

Kron, heute Leiter des städtischen Streetworks, hat in seinem Berufsleben viel erlebt. Die Anfänge des Seifenkistenrennens jedoch kann der 59-Jährige außergewöhnlich detailliert nachzeichnen. 1995 hatte Thomas Kron die Leitung im FZ Süd übernommen. Die Ferienganztagsbetreuung zwei Jahre später fiel mitten in die Zeit der boomenden Telespiele. Viele Jugendliche begeisterten sich damals für die Kart-Rennen auf der Konsole. „Irgendwann kam uns in den Ferien dann die Idee, dass wir das ja mal auf die Realität ummünzen könnten", erzählt Kron. „Wir hatten damals sehr viele Bobbycars im FZ Süd. Damit die Jugendlichen etwas mehr Tempo bekommen, haben wir spontan auf dem Außengelände eine Startrampe gebaut." In der Folge, so Thomas Kron weiter, habe sich unter den Heranwachsenden im Vorhof des FZ Süd eine richtige Rennszene gebildet. „Und dann hatte ich die Idee, dass wir das Ganze größer aufziehen könnten: mit einem Seifenkistenrennen."

Die Premiere der Neuauflage 1998 kam so gut an, dass das Seifenkistenrennen direkt im nächsten Jahr fortgeführt wurde. Hier bewerben Gerhard Ackermann (li.), damaliger Fachbereichsleiter Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung, und Thomas Kron die Veranstaltung 1999. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv Krefeld
Die Premiere der Neuauflage 1998 kam so gut an, dass das Seifenkistenrennen direkt im nächsten Jahr fortgeführt wurde. Hier bewerben Gerhard Ackermann (li.), damaliger Fachbereichsleiter Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung, und Thomas Kron die Veranstaltung 1999. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv Krefeld

Kron schläft auf der Startrampe am Hülser Berg

Ein grobes Konzept hatte er schnell skizziert. Vom FZ Süd aus verbreitete sich die Begeisterung über das Vorhaben rasant bei seinen Kolleginnen und Kollegen. „Der ganze Fachbereich hat damals binnen kürzester Zeit eine echt schöne Veranstaltung auf die Beine gestellt. Das war nicht selbstverständlich und ging nur dank des großen Enthusiasmus", meint Kron. Dass das Seifenkistenrennen in Krefeld schon zwischen den 1950er- und 70er-Jahren regelmäßig stattfand, erfuhr Kron erst in seinen Recherchen für die Wiederauflage. Sie war auf den 16. August 1998 datiert. In den Wochen vor dem Start stellte das FZ Süd Bausätze für die Seifenkisten zur Verfügung. In der Turnhalle werkelten Väter mit ihren Söhnen zusammen an den Gefährten, installierten Schubkarrenräder an den Seifenkisten, justierten Lenkräder und Bremsen. Die Strecke am Hülser Berg wurde einen Tag vor dem Start abgesperrt. Kron und seine Helfer sicherten die Kurven mit Strohballen ab, bauten die Startrampe auf und lagerten alle Seifenkisten bereits an der Rennstrecke. „Auf die Kisten musste ja jemand aufpassen. Deswegen bin ich nachts über dortgeblieben und habe auf der Startrampe geschlafen", sagt Kron lachend. Am frühen Morgen des Renntags - von Mückenstichen übersät - habe ihn dann ein neugieriger Hund aus der Nachbarschaft geweckt.

Die erste Rampe war im Vergleich zur heutigen noch relativ klein. Auch die darunterliegende Gummimatte als Übergang zur asphaltierten Straße war nach wenigen Starts zerfleddert. „Wir haben noch viel improvisiert beim ersten Rennen", erklärt Thomas Kron. „Aber das war egal. Es war sehr viel los, und es herrschte eine total positive Atmosphäre." Unter den Zuschauenden versammelten sich auch neugierige Teilnehmende der Seifenkistenrennen aus den 50er-Jahren. „Als wir abends, nachdem wir alles abgebaut hatten, zusammen an der Rennstrecke saßen, war völlig klar, dass wir das weitermachen", erinnert sich Thomas Kron. In den Folgejahren wurde das Seifenkistenrennen immer größer und populärer. Heute, rund zweieinhalb Jahrzehnte später, trägt es altersübergreifend den Nimbus einer Krefelder Traditionsveranstaltung. Das Rennen findet mittlerweile turnusmäßig alle zwei Jahre statt und wechselt sich dabei mit der Krefelder KinderExpo ab. Thomas Kron begleitete die Veranstaltung nach der Wiederauflage noch drei weitere Mal als Organisator. „Ich hätte mir damals nicht im Geringsten vorstellen können, dass aus dieser kleinen Idee so ein Riesenevent entstehen würde", sagt er - 26 Jahre und 19 weitere Werbeplakate zum Krefelder Seifenkistenrennen später.

Jubiläum findet dieses Jahr am 25. August statt

Das 20. Jubiläum des Seifenkistenrennens fällt in diesem Jahr auf Sonntag, 25. August. Das Rennen richtet sich in erster Linie an Zehn- bis 27-Jährige, aber auch Erwachsene können außerhalb der Wertung teilnehmen. Anmeldungen sind möglich unter www.krefeld.de/familienportal/inhalt/seifenkistenrennen. Das dort zum Download stehende Dokument kann ausgefüllt postalisch an die Stadtverwaltung oder per E-Mail an anne.caniels@krefeld.de geschickt werden.