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4. Sonderveröffentlichung April 2020: Krefeld und Corona

Veröffentlicht am: 24.04.2021

'Frank Meyer
Oberbürgermeister Frank Meyer

Liebe Krefelderinnen und Krefelder,

die vergangenen Wochen waren für unsere Gesellschaft eine historische Herausforderung - und auch in der näheren Zukunft müssen wir jeden Schritt mit Umsicht, Besonnenheit und Bedacht setzen. Diese Krise ist noch nicht vorbei, und sie ist für viele von uns eine schwere Prüfung.

Menschen sorgen sich um die Gesundheit ihrer Lieben, Arbeitnehmer und Selbständige haben Angst um ihre berufliche Existenz, Familien hadern mit der Situation, Freunde und Kollegen begegnen sich nur noch virtuell. Wir Menschen sind soziale Wesen - und wenn uns dieser Aspekt unseres Lebens verloren geht, dann werden wir unzufrieden und traurig.

Dennoch waren die Schritte, die wir gemeinsam zur Eindämmung der Epidemie unternommen haben, notwendig und ohne Alternative. Unsere Gesundheit ist ein hohes Gut, das wir schützen, indem wir die Einschränkungen und Einschnitte mittragen. Wir retten Leben, indem wir Abstand halten und die Regeln befolgen. Keiner von uns würde dafür Verantwortung tragen wollen, dass ein anderer Mensch stirbt. Deshalb ist es auch ein Ausdruck von Menschlichkeit und Nächstenliebe, die Verbote einzuhalten.

Doch klar ist auch: Die Einschränkungen der Freiheitsrechte sind massiv, die Folgen für unsere wirtschaftliche Kraft und unser soziales Gleichgewicht sind gravierend. Wir müssen deshalb ständig neu abwägen, was gerechtfertigt ist und was nicht. Und wir brauchen eine Perspektive für die nächsten Monate: Wir dürfen am Ende nicht in eine Lage geraten, in der die Folgen für unser Land immer schwerer zu bewältigen sind.

Schon jetzt ist klar, dass wir die Nachbeben noch lange spüren werden. Corona wird bleiben - in den Köpfen, aber auch in den Bilanzen, auf dem Arbeitsmarkt, in den öffentlichen Haushalten. Die Schäden sind noch nicht absehbar. Wir werden hart arbeiten müssen, um die Folgen dieser Zeit abzuschütteln.

Ich bin optimistisch, dass uns dieser Kraftakt gelingt. Gerade die vergangenen Wochen bestärken mich in dieser Ansicht. Denn in dieser beispiellosen Situation haben wir in Deutschland, aber auch ganz konkret in Krefeld gezeigt, was wir zu leisten imstande sind.

Der Krisenstab, der seit Mitte März jeden Morgen unter meiner Leitung tagt, versammelt alle beteiligten Akteure an einem Tisch und hilft uns dabei, die Lage zu analysieren und uns so gut wie möglich vorzubereiten. Stadtverwaltung, Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei, Krankenhäuser, Ärzteschaft und Hilfsorganisationen ziehen an einem Strang und haben sich hinter dem gleichen Ziel versammelt - unsere Stadt durch diese Krise zu führen. Ihnen allen gebührt in dieser Zeit unser Dank.

Das gilt auch für alle andere Institutionen, die Angebote entwickeln, um unserer Stadt in der jetzigen Lage helfen. Zum Beispiel die IHK mit ihrer Unterstützung für betroffene Unternehmen, die Stadtwerke, die GSAK und der Kommunalbetrieb, die verlässlich die kritische Infrastruktur aufrechterhalten, die Kirchen, Kulturinstitute, Vereine, die zahlreichen Initiativen und Freiwilligen, die im Ehrenamt Atemmasken nähen oder für ältere Menschen einkaufen.

Mehr denn je erweist sich in diesen Tagen, wie eine Stadtgesellschaft aus Gemeinschaft und Solidarität Kraft ziehen kann. Dieses Virus kriegt uns nicht klein. Und wenn der Einzelne in Bedrängnis gerät, sind andere da, um zu helfen.

Diese Krise zeigt, dass wir das Wort „Leistungsträger" in den vergangenen Jahren achtlos und unscharf verwendet haben. Wer sind denn die Leistungsträger in diesen Zeiten? Es sind Krankenschwestern, Pfleger, Verkäuferinnen, Lastwagenfahrer, Polizisten, Feuerwehrleute, Müllwerker, Reinigungskräfte - Menschen, die alles dafür tun, dass unser tägliches Leben trotz der Krise funktioniert. Wir sind ihnen zu Dank verpflichtet: Aber mehr noch sind wir dazu verpflichtet, uns nach Corona neu zu fragen, was der Gesellschaft diese Leistungen wert sein müssen.

Nach Corona. Diese Zeit sehnen wir alle herbei. Wir wollen uns endlich wieder ohne Einschränkungen bewegen, möchten Freunde treffen, im Biergarten sitzen, ins Kino oder ins Theater gehen, Fußball gucken, unsere Eltern und Großeltern besuchen, auf Partys gehen. Wir möchten alle gemeinsam das Leben feiern.

Eine seriöse Aussage, wann all das wieder möglich wird, kann im Moment niemand treffen. Die Bedrohung durch Corona bleibt - und auch in den nächsten Wochen und Monaten werden Menschenleben das höchste Gut sein, das wir schützen müssen. Dennoch brauchen wir Perspektiven und dann auch spürbare Verbesserungen. Das Leben, wie wir es kannten, muss langsam, Stück für Stück, wieder zurückkehren.

Am Ende werden wir aus dieser Zeit bestenfalls sogar etwas gelernt und die Krise als Chance begriffen haben. Wir haben erlebt, dass Veränderungen möglich und auch schnell umsetzbar sind. Sätze wie „Das geht nicht" oder „Das haben wir noch nie so gemacht" müssten nach Corona deutlich an Akzeptanz einbüßen. Das ist gut so. Denn auch ohne das Virus brauchen wir gegenüber den großen Herausforderungen unserer Zeit den Willen zur Veränderung und die Entschlossenheit, den Wandel in die Tat umzusetzen.

Lassen Sie uns diesen Weg gemeinsam gehen.

Ihr Frank Meyer
Oberbürgermeister der Stadt Krefeld

 

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