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„Der Theaterplatz gehört allen Krefeldern“

Veröffentlicht am: 10.06.2022

Ulrich Cyprian, Krefelder Ordnungsdezernent: „Der Theaterplatz gehört allen Bürgerinnen und Bürger der Stadt Krefeld.“ Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
Ulrich Cyprian, Krefelder Ordnungsdezernent: „Der Theaterplatz gehört allen Bürgerinnen und Bürger der Stadt Krefeld."
Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof

Herr Cyprian, seit Jahren sind aus der Krefelder Bürgerschaft und dem Einzelhandel immer wieder Klagen bezüglich Sauberkeit und Sicherheit zu hören. Wie ist die Situation auf dem Theaterplatz, aber auch im Umfeld Ihrer Einschätzung nach?

Cyprian: In Betrachtung der vergangenen anderthalb bis zwei Jahre haben wir leider eine Verschärfung der Situation feststellen müssen. Die sozialen Folgen der Corona-Pandemie haben diese Entwicklung noch forciert. Wir als Verwaltung wollten und mussten reagieren. Daher haben wir uns im vergangenen Sommer entschieden, ein Zeichen zu setzen. Zeitgleich mit den Kunst-Aktionen am Seidenweberhaus haben wir eine großangelegte Reinigungsaktion begonnen. Hierbei hat die GSAK mit Wasser und Desinfektionsmittel gearbeitet. Natürlich wurde auch der grobe Abfall entfernt. Dafür hat die Stadt einen höheren fünfstelligen Betrag investiert.

Nun ist fast ein Jahr vergangen. Wie nachhaltig war diese Aktion?

Cyprian: Besonders eine Botschaft ist mir wichtig: Der Theaterplatz gehört allen Bürgerinnen und Bürger der Stadt Krefeld. Geplant ist, solche Reinigungen regelmäßig durchzuführen, denn durch einmalige Reinigungsaktionen verschwinden Probleme wie die Vermüllung nicht dauerhaft. Dazu laufen aktuell Verhandlungen. Diese Aktionen wären meiner Meinung nach ein wichtiger Baustein zur Verbesserung der Situation auf dem Theaterplatz.

Wie wird die Drogenszene Ihrer Meinung nach auf die Umgestaltung des Theaterplatzes reagieren?

Cyprian: Das lässt sich natürlich nur schwer einschätzen, aber wir hoffen, dass sich mit dem Umbau die Situation auf dem Theaterplatz verbessert. Das geplante Drogenhilfezentrum stellt ein Angebot an die Szene dar und wird hoffentlich angenommen. Wenn wir keine Angebote machen, wird sich das Problem an andere Orte der Stadt verlagern. Das haben wir vor rund zwei Jahren gesehen, als nach einer konzertierten Aktion von Polizei und Kommunalem Ordnungsdienst die Menschen einfach nur die Straßenseite wechselten und die Eingänge des ehemaligen Hamburg-Mannheimer-Hauses in Beschlag nahmen. Ein ebenso lauter wie verständlicher Aufschrei in der Öffentlichkeit war die Folge. Nach knapp einer Woche haben wir deshalb die selbe Aktion noch einmal durchgeführt, wodurch die Szene wieder zum Theaterplatz wechselte.

Soll heißen: Es ist ein unlösbares Problem?

Cyprian: Es bedeutet, dass jede Aktion eine Reaktion mit sich bringt. Tatsache ist: Die Suchtkranken sind nun einmal da. Die Ursache, nämlich die globale Drogenproblematik, können wir als Krefelder Stadtverwaltung nicht aus der Welt schaffen. Was wir aber können und wollen, ist eine zumindest teilweise Verhinderung von Auswüchsen. Damit meine ich Beschaffungskriminalität, aber auch, dass sich Menschen in aller Öffentlichkeit entblößen oder ihre Notdurft in Hauseingängen oder Parkhäusern verrichten. Leider gelingt es nicht immer, das zu verhindern, aber wir sind dran.

Über welche Zahl an Suchtkranken reden wir eigentlich?

Cyprian: Das ist eine wichtige Frage: Der harte Kern besteht aus 20 bis 30 Personen. Das sind Menschen, die harte illegale Drogen konsumieren. Das Umfeld ist aber größer, damit meine ich auch die Dealer, die vielfach von außen nach Krefeld kommen. Zusammengefasst sind es rund 50 Personen, vielleicht einige mehr. Entschieden möchte ich dem möglichen Eindruck entgegentreten, wir hätten es mit Hunderten von Abhängigen zu tun. Damit will ich das Problem nicht kleinreden, aber es korrekt einordnen und die Diskussion darüber versachlichen.

Welchen Stellenwert hat das Problem innerhalb der Verwaltung?

Cyprian: Es gehört zu den höchsten Prioritäten. Was sich schon daran erkennen lässt, welche Fachbereiche beteiligt sind: Neben Sicherheit und Ordnung unter meiner Leitung befassen sich der Sozialbereich sowie der Bereich Kinder- und Jugendhilfe mit dem Thema. Stark eingebunden ist zudem auch der Fachbereich Gesundheit. Ärztliche Dienste und Streetworker sind vor Ort auf der Straße. Unsere Vertragspartner, dazu zählt auch die Caritas, betreiben zudem verschiedene Anlaufstellen wie z. B. das Café Pause am Westwall. Ebenfalls mit der Caritas werden wir im Herbst das Drogenhilfezentrum (DHZ) eröffnen und betreiben. Diese Einrichtung an der Schwertstraße ist sicherlich das wichtigste Projekt seit Jahren in diesem Zusammenhang.

Bitte schildern Sie kurz, was genau es damit auf sich hat.

Cyprian: Die vom Stadtrat beschlossene Schaffung des DHZ ist zentraler Baustein des Krefelder Konzepts „Handeln und Helfen" auf Initiative von Oberbürgermeister Frank Meyer. Die Einrichtung besteht im Wesentlichen aus einem Drogenkonsumraum, einem erweiterten Café Pause und einem medizinischen Angebot. Es bietet Suchtkranken einen geschützten Rahmen und hygienische Bedingungen. Potenziell tödliche Überdosierung und Infektionen sollen verhindert bzw. reduziert werden. Wer einen Ausweg aus der Drogensucht sucht, findet kompetente Ansprechpartnerinnen und -partner. Auf der anderen Seite hat das DHZ Krefeld einen ordnungspolitischen Auftrag. Denn das Konzept „Handeln und Helfen" besagt, dass die ordnungs- und sozialpolitischen Ansätze für sich allein genommen nicht zum Erfolg führen. Die verschiedenen Maßnahmen und Projekte müssen vielmehr zusammenwirken.

Was bedeutet das konkret im Fall des DHZ?

Cyprian: Das DHZ soll dazu beitragen, die Belastung der Öffentlichkeit zu reduzieren. Ein konkretes Beispiel: Besucherinnen und Besucher der Innenstadt sollen möglichst nicht mehr über unschöne Hinterlassenschaften oder sogar am Boden liegende Menschen steigen müssen, wenn sie das Parkhaus betreten. Allerdings können wir die Menschen nicht zwingen, die Räumlichkeiten aufzusuchen. Das ist in einer Demokratie, in einem Rechtsstaat wie dem unseren - Gott sei Dank - nicht möglich. Wir glauben und hoffen aber, dass das neue Angebot gut angenommen werden wird.

Was tun Sie darüber hinaus für die Sicherheit und das Sicherheitsgefühl in der City?

Cyprian: Die sichtbarste Maßnahme ist sicherlich die Präsenz des KOD. Sie erzeugt Sicherheit bei den Menschen, die in der Stadt einkaufen oder die Gastronomie besuchen wollen. Ich bin sehr froh, dass die Politik Ende des vergangenen Jahres dem Haushaltsplan 2022 mit einer Ausweitung des KOD-Stellenplans auf 48 Stellen zugestimmt hat. Das ist ein starkes Zeichen. Einschränkend muss ich hinzufügen, dass wir bislang maximal 27 Stellen tatsächlich besetzen konnten. Eine der größten Herausforderungen ist der Personal- Wettbewerb zwischen den Städten der Region. Aktuell läuft eine große Image- und Werbekampagne, mit der wir Männer und Frauen für diese Aufgabe gewinnen wollen. Ich hoffe, dass wir bis Ende des Jahres die Zahl 40 ansteuern können. Doch schon heute ist der KOD an jedem Tag im Jahr in der City unterwegs. Dazu gehört die Frühstreife Obdach ab 4.30 Uhr. Die Mitarbeiter des KOD sprechen die Obdachlosen in den Eingangsbereichen der Geschäfte an und bitten sie, den Ort mit ihrem Hab und Gut zu verlassen. Perspektivisch planen wir eine Ausweitung auf einen 16/7-Bereitschaftsdienst von 8 bis 24 Uhr des KOD mit eigener Leitstelle.

Sie haben den Einzelhandel erwähnt - wie gut läuft die Zusammenarbeit zwischen den Innenstadt-Geschäften und der Verwaltung?

Cyprian: Ich denke, wir haben eine gute und vertrauensvolle Partnerschaft, auch wenn die Meinungen zu bestimmten Dingen gelegentlich auseinandergehen. In mehreren Runden, die regelmäßig tagen, kommen alle relevanten Akteure zusammen, natürlich auch der Handel. Krefeld verfügt über eine schöne und gepflegte Innenstadt. Und die Einzelhändlerinnen und -händler tun, was sie können, damit es so bleibt. Wir tun das für uns Mögliche, um sie dabei nach Kräften zu unterstützen.

Was halten Sie von Vorschlägen wie Videoüberwachung oder allgemeines Alkoholverbot?

Cyprian: Allein aus rechtlicher Sicht bin ich gegenüber solchen Vorschlägen sehr skeptisch. Denn die Wahrscheinlichkeit in Krefeld ist sehr hoch, dass derartige Eingriffe schnell wieder von Gerichten kassiert würden. Bezüglich Alkoholkonsums betone ich aber, dass dieser bei uns im Umfeld von Sozial- und Jugendeinrichtungen - und natürlich auf Spielplätzen - schon heute nicht erlaubt ist.

 

Weitere Informationen rund um Karrierechancen beim KOD gibt es online auf www.krefeld.de/kod-marketing.

 

Karriere beim KOD im Video erklärt:

 

 

 

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