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Eindrücke einer besonderen Reise: Die Botschaft ist angekommen

Veröffentlicht am: 20.03.2025

Blick auf einen Soldatenfriedhof in Kropywnyzkyj. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Blick auf einen Soldatenfriedhof in Kropywnyzkyj. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

In Nachrichtenbildern ist der Krieg in der Ukraine seit mehr als drei Jahren präsent. Doch es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen diesen teils erschreckenden medialen Darstellungen und dem unmittelbaren Erleben vor Ort. Entsprechend beeindruckt und ergriffen berichtet Oberbürgermeister Frank Meyer von seiner Reise in die Stadt Kropyvnytskyi, zu der Krefeld in den vergangenen 18 Monaten eine Projektpartnerschaft aufbaut hat. „Wie wir dort aufgenommen und begleitet wurden, hat mir bestätigt, dass es die richtige Entscheidung war, in die Ukraine zu fahren", betont Frank Meyer. „Es war wichtig, ein Zeichen der Solidarität zu setzen, weil dieses Zeichen vor Ort angekommen ist. Die aktuelle schwierige Situation steckt den Menschen in den Knochen. Unser Besuch wird als Botschaft verstanden, dass es nach wie vor verlässliche Partner im Westen gibt."

Eine anstrengende Anreise mit Flug nach Warschau, 16-stündiger Zugfahrt über die Grenze nach Kiew und einer finalen Anreise per Auto führte Frank Meyer und seine kleine Krefelder Delegation nach Kropyvnytskyi, wo rund 36 Stunden Aufenthalt anstanden. „In unserem Hotel wurde uns als erstes der Luftschutzkeller gezeigt", erzählt der Oberbürgermeister. „Wir hatten alle eine App für Luftangriffe auf dem Handy und wurden nachts von Sirenen geweckt. Ich habe mich zwar zu keinem Zeitpunkt persönlich bedroht gefühlt, aber ein mulmiges Gefühl bleibt."

Das Besuchsprogramm in Kropyvnytskyi

Nach einem gemeinsamen Abendessen, das zum Teil auch ein Wiedersehen mit alten Bekannten war, die Krefeld zuvor bereits besucht hatten, folgte am Dienstag, 12. März, ein „pickepackevoller Tag" mit einem umfangreichen Besuchs- und Besichtigungsprogramm. Bürgermeister Andrij Rajkowytsch, der zugleich als Leiter der regionalen Militärverwaltung fungiert, empfing seinen Amtskollegen im Rathaus und nahm die Stadtehrenplakette der Stadt Krefeld für die ukrainische Partnerstadt entgegen. Unter regem Medieninteresse kam es anschließend zu einem Treffen mit den Fraktionsvorsitzenden des Stadtrats.

Was der Krieg vor Ort wirklich anrichtet, zeigte sich bei einem Besuch eines Umspannwerks, das durch Raketenbeschuss teilweise stark beschädigt wurde. Zum emotionalen Höhepunkt der Reise wurde der Besuch auf zwei Friedhöfen, wo Frank Meyer und Andrij Rajkowytsch Blumen für die gefallenen Soldaten niederlegten. „Wir kennen solche Friedhöfe als schön gepflegte Anlagen und würdige Orte der Erinnerungskultur", sagt Frank Meyer. „Auf den Friedhöfen, die wir in Kropyvnytskyi besucht haben, werden jeden zweiten oder dritten Tag Opfer des Krieges bestattet. Wir haben die schreckliche Betroffenheit aller Ukrainerinnen und Ukrainer gespürt, die mit uns dort waren. Das sitzt unglaublich tief. Ich finde es wichtig, dass wir diese Emotion mitnehmen. Das hilft, die Situation vor Ort zu begreifen. Die Menschen haben einen unbedingten Wunsch zum Frieden, aber sie möchten auf keinen Fall, dass die Angehörigen und Freunde, die sie verloren haben, umsonst gestorben sind. Ich finde es unfassbar, wie mutig diese Menschen sind."

Ein kindgerechter Luftschutzbunker anstatt Klassenräume

Dass neben den furchtbaren Auswirkungen des Krieges auch noch halbwegs normales Leben möglich ist, zeigten die weiteren Besuche im Programm der deutschen Gäste. „Wir müssen die Stadt am Laufen halten", lautet einer der Leitsätze des Bürgermeisters - und genau das war beim Besuch einer Schule zu erleben. Mit modernen Methoden und motivierten Lehrkräften lernen die Jungen und Mädchen den Unterrichtsstoff, doch tief unter der Erde liegt ein kindgerecht eingerichteter Luftschutzbunker, der im Notfall statt der Klassenräume genutzt werden kann. Im prunkvoll ausgestatteten Theater, das sich die Gäste aus Deutschland ebenfalls ansahen, wird weiterhin Programm gemacht, doch einer der Sänger auf der Bühne kämpft sonst als aktiver Soldat an der Front.
Gleichwohl weisen gerade diese Besuche auf mögliche Perspektiven einer künftigen Städtepartnerschaft. „Es geht uns nicht allein um Solidarität gegenüber einer kriegsgebeutelten Stadt, sondern wir möchten künftig entlang gemeinsamer Werte an gemeinsamen Themen arbeiten, so wie das bei Städtepartnerschaften üblich ist", so Frank Meyer. „Es gibt im Moment aufgrund des Krieges nicht viele Möglichkeiten, zivilgesellschaftliche Begegnungen zu organisieren, aber mein Wunsch ist es, dass wir es danach schaffen, dass sich Schülerinnen und Schüler begegnen oder ein Austausch im Bereich Kultur und Bildung möglich wird."

Rückreise mit Halt in Kiew

Am nächsten Morgen ging es für die kleine Delegation mit dem Auto zurück nach Kiew, wo unter anderem ein Treffen mit einer der geistigen Mütter der Partnerschaft auf dem Programm stand. Die ehemalige Generalkonsulin der Ukraine, Iryna Shum, hatte den ersten Kontakt nach Kropyvnytskyi ermöglicht, inzwischen arbeitet sie in Kiew im Außenministerium. „Unser Besuch war für die Beziehung zwischen beiden Städten sehr bedeutsam", resümiert Frank Meyer. „Ich hoffe sehr, dass es damit gelungen ist, das Fundament für alle künftigen Aktivitäten noch stärker zu verankern." Sein Ziel bleibe eine offizielle Städtepartnerschaft, möglichst im Trio mit Krefelds niederländischer Partnerstadt Venlo.

Im September 2023 hatte Krefeld gemeinsam mit Venlo im Krefelder Rathaus einen Partnerschafts- und Kooperationsvertrag mit der Stadt in der Zentralukraine unterschrieben. Im November 2024 war Andrij Rajkowytsch, Bürgermeister von Kropyvnytskyi und Leiter der regionalen Militärverwaltung Kirowohrad, zu Gast in Krefeld. Er berichtete über die Lage vor Ort und dankte für die Geld- und Sachspenden, die in den vergangenen Monaten aus Krefeld und Venlo nach Kropyvnytskyi gegangen waren. Zudem sprach er eine offizielle Einladung zu einem Gegenbesuch aus, der Frank Meyer nun mit seiner Reise gefolgt ist.