Inhaltsbereich
Eröffnung neuer Räume in „Sammlung in Bewegung“
Veröffentlicht am: 28.02.2023
Künstlergruppe 45 in der "Sammlung in Bewegung". Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
Die neu gestalteten Ausstellungsräume werden ab Donnerstag, 2. März, um 17 Uhr beim Kunst-Impuls eröffnet
Im Kaiser-Wilhelm-Museum wurden drei neu eingerichtete Räume als Teil der „Sammlung in Bewegung" vorgestellt. Dabei liegt der Fokus auf Werken von Krefelder Künstlern, die in jüngster Vergangenheit als Schenkungen ans Haus am Joseph-Beuys-Platz gekommen sind. „Zum Auftakt des Stadtjubiläums setzen wir auch in der Sammlung den Fokus auf besondere Aspekte der Krefelder Kunstgeschichte", betont Museumsleiterin Katia Baudin. Die neu gestalteten Ausstellungsräume werden am Donnerstag, 2. März, um 17 Uhr beim Kunst-Impuls eröffnet.
Der Besucher trifft dort unter anderem auf die berühmten Gartenzwerge von Will Cassel
Der erste der neuen Räume nimmt seinen Ausgangspunkt bei den „Neuen Realisten", die in den 1960er-Jahren mit provozierendem Material und radikalen Gesten berühmt wurden. Der Besucher trifft dort unter anderem auf die berühmten Gartenzwerge von Will Cassel. Der 95-Jährige kam zur ersten Präsentation von ausgewählten Objekten seiner Schenkung in das Kaiser-Wilhelm-Museum, so wie ihn die Krefelder kennen: in Schwarz gekleidet, behangen mit seinen Taschenuhren. Dort werden Arbeiten vor allem aus seiner politische Phase gezeigt: Cassel protestierte gegen Menschenrechtsverletzungen vor den Vereinten Nationen in New York, vor dem Weißen Haus in Washington gegen den Vietnam-Krieg, in Düsseldorf mit weißen Gartenzwergen gegen die Atomkraft und auf einer Autobahnbrücke in Oppum - ebenfalls mit weißen Zwergen - gegen den Autobahnausbau durch das Latumer Bruch. Eine Gruppe solcher weißer Zwerge wird nun im Kaiser-Wilhelm-Museum gezeigt. Seine bekannten Gartenzwerge bilden aber nur einen Teil seines künstlerischen Schaffens, das sich von kinetischen Objekten über poetische Betrachtungen erstreckt.
Die Kunstmuseen haben zehn Arbeiten von der Axel-Vater-Stiftung geschenkt bekommen
Im Zusammenspiel mit Hauptwerken der Sammlung von Christo, Arman, Daniel Spoerri und Marcel Broodthaers fügt sich in dem Raum der „Neuen Realisten" ein weiterer Krefelder Künstler ein: Axel Vater. Für den Objektkünstler (1949-2014) konnte jedes Material zum Anlass für seine vieldeutigen Assemblagen werden. „Ich glaube in der Kunst nicht an Ergebnisse, sondern nur an den permanenten Prozess des Formenwandels", sagte Vater einmal über seine Arbeit. Nun haben die Kunstmuseen zehn seiner Arbeiten von der Axel-Vater-Stiftung geschenkt bekommen, die ab 2. März im Rahmen des Kunst-Impulses erstmals öffentlich zu sehen sein werden.
Die 13 Gründungsmitglieder unterstützten sich in der direkten Nachkriegszeit vor allem untereinander
Das Kaiser-Wilhelm-Museum mit seiner Dependance Haus Lange hatte sich in den 1950er- und 1960er-Jahren zu einem unvergleichbaren Ort der Kunst in Deutschland etabliert. Ein weiterer Raum, der ebenfalls von Sammlungskustodin Magdalena Holzhey arrangiert wurde, widmet sich Siegfried Cremer. Er kam in dieser spannenden Zeit nach Krefeld. Neun Jahre arbeitete er am Kaiser-Wilhelm-Museum als Restaurator. Vielmehr war er jedoch als Künstler seit 1955 in das Krefelder Umfeld eingebunden, in dem er für seine Arbeiten seine Ansätze formulierte. „Mit Cremer verbanden mich fast täglich und insbesondere `gnadenlos´ kritisch geführte Diskussionen um das in jeder Hinsicht in Bewegung geratende Phänomen Kunst. Und unser gemeinsamer Arbeitsplatz lieferte ausreichend Stoff dafür", erinnerte sich Johannes Cladders, der als wissenschaftlicher Assistent damals im Kaiser-Wilhelm-Museum arbeitete, später Museumsleiter in Mönchengladbach wurde. Für den ausreichenden Stoff sorgte in erste Linie Museumsdirektor Paul Wember mit den seinerzeit spektakulären Ankäufen von Werken darunter Objekte und Bilder von Yves Klein, Jean Tinguely, Otto Piene, Heinz Mack, Lucio Fontana und auch Siegfried Cremer (Mobiles Objekt, 1960), das nun auch ausgestellt wird. Die Besucher erwarten zudem 21 von der Familie geschenkte Objekte für den Bestand der Kunstmuseen Krefeld. Anlässlich der Präsentation der Schenkung erscheint am 2. März eine kleine Publikation.
Auch der dritte neu gestaltete Raum der Ausstellung „Sammlung in Bewegung" beschäftigt sich mit einem Krefelder Thema und Künstlern: Nachdem alliierte Truppen die Seidenstadt Ende Februar / Anfang März 1945 besetzten, fanden sich bereits im Herbst des Jahres Krefelder Künstler zu einer Gemeinschaft zusammen: Die „Künstlergruppe 1945 Krefeld" gründete sich am 9. Oktober 1945. Die Namen einiger Beteiligten wie Fritz Huhnen oder Walter Icks sind zum Teil heute noch geläufig, manche wie Edgar Joachim Klos oder Alfred Sack wohl nur noch den Experten und Kunstliebhabern bekannt. Die „Gruppe '45" zeigte ihre erste gemeinsame Ausstellung im Frühjahr 1946 in Krefeld. Thematische Überschneidungen waren nur zufällig, jeder widmete sich seinen Motiven und Inhalten. Auch die biografischen Hintergründe fielen sehr unterschiedlich aus, das Spektrum reichte vom Handwerker bis zum Akademiker. Die 13 Gründungsmitglieder unterstützten sich in der direkten Nachkriegszeit vor allem untereinander bei der Beschaffung von Arbeitsmaterialien oder Auftragsarbeiten.
Sebastian Köhler, Restaurator der Kunstmuseen Krefeld, hat sich intensiv mit den Arbeiten der Gruppe auseinandergesetzt
Die „Künstlergruppe 1945 Krefeld" wuchs schnell auf mehr als das Doppelte und wurde in Krefeld legendär. Zu einem regelmäßigen Treffpunkt entwickelt sich die Gaststätte im Hauptbahnhof. Wochenlanges Stadtgespräch waren beispielsweise die Karnevalsfeiern und Umzüge von denen, die im Umfeld der Werkkunstschule tätig waren. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens widmete das Kaiser-Wilhelm-Museum der Gruppe 1955 eine große Ausstellung. Gleiches sollte zum 20-Jährigen passieren, doch da existierte die Gemeinschaft schon nicht mehr. Nun hat sich Sebastian Köhler, Restaurator der Kunstmuseen Krefeld, intensiv mit den Arbeiten der Gruppe auseinandergesetzt. Ihre Vertreter bemühen sich nach 1945 um eine Anbindung an die progressive Bildsprache der Moderne des frühen 20. Jahrhunderts. „Heile Welt? Bilder vom Niederrhein 1945-1960" zeigt eher eine idyllische Perspektive auf die niederrheinische Landschaft, die scheinbar friedlich und unzerstört den Zweiten Weltkrieg überstanden zu haben schien. Dem setzt Köhler einige schwarzweiß Aufnahmen des durch Bomben zerstörten Krefelds gegenüber, die er aus dem Stadtarchiv erhalten hat. Weitere Information zu „Sammlung in Bewegung" stehen unter www.kunstmuseenkrefeld.de. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben kostenfreien Eintritt in die Krefelder Museen.