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Experten tauschen sich beim Fachtag „Gesundheitsrisiko Armut!“ aus
Veröffentlicht am: 09.09.2024
Experten tauschen sich beim Fachtag „Gesundheitsrisiko Armut!" aus
Der große Saal in der Krefelder Kulturfabrik war am 4. September nahezu restlos belegt, als Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer die 160 Gäste zur Fachtagung „Gesundheitsrisiko Armut!" begrüßte. Die ganztägige Veranstaltung, auf der mehrere renommierte Expertinnen und Experten zu dem Thema vortrugen und deren Inhalte in den ersten Krefelder Armutsbericht einfließen werden, beschäftigte sich inhaltlich mit dem wissenschaftlich belegten Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit. Organisiert von der städtischen Koordinierungsstelle für Gemeinwesenarbeit unter Leitung von Dr. Sabrina Lesch und moderiert von der Journalistin Emily Whigham griff die Konferenz die Themen Armut und Gesundheit aus verschiedenen Perspektiven auf. Auf der einen Seite standen Fachvorträge und Workshops im Fokus, in die auch das Publikum einbezogen wurden, um multiprofessionell Umsetzungsbeispiele für Krefeld zu konzipieren und zu diskutieren. Auf der anderen Seite berichteten die Podcasterin Steffi Kim sowie Buchautor Olivier David von ihren eigenen Armutserfahrungen, gaben Anregungen für kommunales Handeln und brachten eine sehr persönliche und tiefgründige Komponente in die Konferenz ein.
Staatssekretärin Griese lobt Krefelder Bemühungen
„Ich bin sehr froh, dass sich hier diejenigen versammelt haben, die tagtäglich mit den Themen Armut und Bildung zu tun haben, um gemeinsam an zukünftigen Ideen und Lösungen zu arbeiten", sagte Oberbürgermeister Frank Meyer an die Anwesenden gerichtet. Kerstin Griese, Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministers für Arbeit und Soziales, lobte die Bemühungen der Stadt Krefeld, „dieses komplexe und vielschichtige Thema im Verbund mit vielen anzupacken". „Der Armuts-und Reichtumsbericht der Bundesregierung stellt klar heraus, dass sich Armut in Deutschland verfestigt, und ich bin der Stadt Krefeld und allen daran Beteiligten sehr dankbar, dass sie hier mit ihren Bemühungen dagegen vorgehen und bundesweit eine Vorreiterrolle einnehmen", sagte Griese.
Den Anlass für die Fachtagung gab der erste Krefelder Armutsbericht, der aktuell durch die Koordinierungsstelle für Gemeinwesenarbeit erstellt wird und sich besonders mit der Komplexität und Vielschichtigkeit des Themas Armut bezogen auf Krefeld befasst. „Kinderarmut ist Familienarmut", sagte Stadtdirektor Markus Schön und zeigte in seinem Kurzvortrag die unterschiedlich stark von Armut (SGB-II-Bezug) betroffenen Stadtteile Krefelds auf. „Wir müssen uns bewusstmachen, dass es diese großen Gegensätze, diese massive Ungleichverteilung bei uns in Krefeld gibt", so Markus Schön. Denn viel zu oft hänge die Gesundheit auch vom sozialen Status ab.
Plädoyer für die Einbeziehung der Betroffenen
Viele der anwesenden Expertinnen und Experten betonten in ihren Vorträgen die Komplexität des Themas und plädierten gleichzeitig für eine Einbeziehung der Betroffenen. Fokusgruppen und subjektive Erfahrungsberichte waren ebenso Teil der Fachtagung und werden sich auch im Krefelder Armutsbericht, der im kommenden Jahr fertiggestellt wird, wiederfinden. Dr. Sabrina Lesch betonte: „Alle an der Fachtagung teilnehmenden Personen werden durch ihren Input Teil des Krefelder Armutsberichts. Die Themen, die ich dank der Expertise der anwesenden Personen vertiefend aufgreifen werde, sind die Entbürokratisierung von Prozessen, um Zugänge zu erleichtern und die Fokussierung auf die Zielgruppe der Überschuldeten. An erster Stelle steht für uns weiterhin dabei immer, mit den Menschen zu sprechen statt über sie."
Teilnehmende Referenten waren neben der Parlamentarischen Staatssekretärin Kerstin Griese unter anderem Professor Dr. Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes, Professorin Dr. Eva Münster, die sich an der Universität Witten/Herdecke mit der medizinischen Versorgungsforschung in vulnerablen Bevölkerungsgruppen befasst, und Professor Martin Karlsson, Leiter des Lehrstuhls für Gesundheitsökonomie an der Universität Duisburg-Essen, sowie Silvia Monetti und Susanne Nassua von der Verbraucherzentrale NRW.