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Krefeld und Venlo feierten 60-jähriges Bestehen der Städtepartnerschaft
Veröffentlicht am: 22.11.2024
Oberbürgermeister Frank Meyer bei seiner Ansprache im Rittersaal der Burg Linn.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
Oberbürgermeister Frank Meyer: "Wir sind ein Symbol für ein gelingendes geeintes Europa"
Es war ein Abend der Freundschaft und des europäischen Miteinanders, eine „gute Nachricht" in schwierigen Zeiten, wie Oberbürgermeister Frank Meyer in seiner Ansprache betonte. Im Oberen Rittersaal der Burg Linn feierten niederländische und deutsche Gäste am Donnerstag den 60. Geburtstag der Städtepartnerschaft zwischen Venlo und Krefeld.
Vor genau 60 Jahren, am 21. November 1964, war der Partnerschaftsvertrag geschlossen worden - ein guter Grund zurückzuschauen, aber auch auf Gegenwart und Zukunft zu blicken. „Mit unserem engen, unkomplizierten, fast selbstverständlichen Austausch können wir selbstbewusst feststellen: Wir sind ein Symbol für ein gelingendes geeintes Europa", betonte der Oberbürgermeister. Als Anerkennung für das Krefelder Engagement überreichte Marlene Rupprecht, Ehrenmitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, im Laufe der Veranstaltung die Ehrenfahne des Europarates. Ein Grußwort sprach außerdem der ehemalige Botschafter der Niederlande in Deutschland, Ronald van Roeden.
„Nur die späte Hochzeit von zwei Partnern, die sich lange kannten"
Zu Beginn des Abends wurde ein eigens erstellter zehnminütiger Film über die Partnerschaft gezeigt, der unterschiedliche Aspekte wie Kultur, Wirtschaft und Sport informativ und humorvoll beleuchtet. Anschließend blickte Oberbürgermeister Frank Meyer auf die Anfänge der Verbindung zurück: „Venlo und Krefeld liegen im gleichen Kulturraum, wir teilen eine ähnliche Mentalität und ähnliche Traditionen. Aufgrund der geographischen Nähe reichen die Verbindungen zwischen unseren beiden Städte Jahrhunderte zurück. Wir feiern heute den 60. Geburtstag unserer Städtepartnerschaft - doch eigentlich war die Gründung der Partnerschaft am 21. November 1964, also exakt vor 60 Jahren, nur die späte Hochzeit von zwei Partnern, die sich schon lange Zeit kannten und schätzten, bevor sie den offiziellen Bund der ‚Städte-Ehe' miteinander eingingen."
Eine Städtefreundschaft im Herzen Europas: Krefeld und Venlo.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
Dass dies schon so kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gelang, sei den damaligen Verantwortlichen hoch anzurechnen, so Frank Meyer: „Es war zu diesem Zeitpunkt gerade 25 Jahre her, dass deutsche Faschisten Europa in die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts gestürzt hatten. In ihrem Hunger nach Macht und Herrschaft auf dem Kontinent hatten sie im Mai 1940 auch die Niederlande angegriffen. Die Schrecken des Krieges waren 1964 also keine graue Vergangenheit, sondern in den Köpfen und Herzen noch sehr lebendig. Dass die Verbindung zwischen Krefeld und Venlo diese schreckliche Zäsur überstanden hat, zeigt vor allem eines: Diese Freundschaft hat eine Stärke und Tiefe, die besonders ist und die sich nicht in Jahren bemisst, sondern in Jahrhunderten. Das geeinte Europa nach dem Zweiten Weltkrieg konnte nur entstehen, indem es auf Versöhnung gebaut war statt auf Vergeltung, indem der Kreislauf der Rache durchbrochen wurde: Die Partnerschaft zwischen Venlo und Krefeld war ein sehr frühes Beispiel für diese Versöhnung."
„Eine der ungewöhnlichsten Städtepartnerschaften Europas"
Tatsächlich gab es schon wenige Jahre nach dem Krieg wieder erste Verbindungen: eine Buslinie zwischen beiden Städten, ein erstes Telefonat zwischen beiden Stadtspitzen, eine gemeinsame Wirtschaftsausstellung auf dem Sprödentalplatz, die Ansiedlung des Technikunternehmens Philips in Linn oder der jährliche Besuch des Sinter Klaas in Uerdingen. Die weit zurückreichenden Beziehungen, die erst 1964 in einen offiziellen Vertrag mündeten, machen die Freundschaft zwischen Krefeld und Venlo zu „einer der ungewöhnlichsten Städtepartnerschaften Europas", wie Frank Meyer feststellte. Mit dem gemeinsamen Ratsausschuss, der seit 2015 besteht, und dem Austausch von Verwaltungsmitarbeitern kamen weitere Besonderheiten hinzu. Auch die trinationale Verbindung, die Krefeld und Venlo zur ukrainischen Stadt Kropyvnytskyi geknüpft haben, dürfte weithin einzigartig sein: „Das zeigt, dass wir als Städte eine Stimme haben, dass wir selbst aktiv werden können im gemeinsamen Streben für ein geeintes Europa", so Frank Meyer.
Oberbürgermeister Frank Meyer (M.) mit Antoin Scholten (r.) und der EU-Flagge.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
Venlos Bürgermeister Antoin Scholten betonte in seiner Rede, die Partnerschaft sei ein lebendiges Beispiel dafür, wie grenzüberschreitende Zusammenarbeit nicht nur Städte, sondern auch deren Menschen einander näher bringe. „Krefeld, ich danke Dir für die herzliche Gastfreundschaft, mit der Du uns immer wieder empfängst!", so Scholten. Und weiter: „Seit der offiziellen Gründung unserer Städtepartnerschaft am 21. November 1964 haben unsere Heimatstädte gemeinsam den Weg des gegenseitigen Verständnisses, des kulturellen Austauschs und des gemeinsamen Fortschritts beschritten." Die gemeinsame historische Basis habe geholfen, neue Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen, von der wirtschaftlichen Entwicklung über Wissensaustausch bis zu Nachhaltigkeit und Innovation.
Antoin Scholten: Unsere Zusammenarbeit wirkt inspirierend
„Das besondere aus unserer Zusammenarbeit ist auch die intensive Einbindung unserer Gemeinderäte. Der gemeinsame Ratsausschuss Krefeld-Venlo ist eine Initiative, die weder in den Niederlanden noch in Deutschland ihresgleichen hat. Und sie hat schon mehrfach bewiesen, dass wir gemeinsam noch mehr erreichen können", erklärt der Venloer Bürgermeister. Die Konzentration auf Nachhaltigkeit, Innovation und gegenseitiges Lernen gewährleiste, dass man nicht nur in der Gegenwart sondern auch in der Zukunft starke und widerstandsfähige Regionen sein werde. Scholten: „Unsere Zusammenarbeit wirkt inspirierend und zeigt, wie Städte über Grenzen hinweg echte Partner sein können."
Antoin Scholten bei seiner Ansprache.
Damit beschließe man dieses Jubiläumsjahr mit Stolz auf das Erreichte, aber auch mit Ambitionen auf das, was noch vor einem liege. Denn eine Welt, die sich so schnell verändere, erfordere grenzüberschreitende Lösungen und Kooperationen. Krefeld und Venlo stellten sich der Herausforderung, weiterhin gemeinsam an Themen wie Nachhaltigkeit, Innovation und Solidarität zu arbeiten. Die einzigartige Partnerschaft, die man im vergangenen Jahr mit der ukrainischen Stadt Kropyvnytskyi eingegangen habe, zeige, wie sich die enge Zusammenarbeit immer wieder erneuere und erweitere.
„Lassen Sie uns diese besondere Freundschaft auch weiterhin pflegen und auf dem Fundament weiter bauen, das wir gemeinsam gelegt haben. Dieses Jubiläumsjahr soll ein Sprungbrett für eine noch tiefere Zusammenarbeit sein, in der wir weiterhin an einem geeinten, friedlichen und prosperierenden Europa bauen. Freundschaft ist nicht nur ein Wort, es ist eine Brücke, die Menschen, Kulturen und Nationen verbindet", erklärte Antoin Scholten zum Abschluss seiner Rede.
Das Empfangsheft zum Programm.
„Partnerschaft hat nach 60 Jahren und vier Jahrhunderten noch viel Potential"
Zum Abschluss seiner Ansprache hatte Frank Meyer zuvor auch nach vorne geblickt: „Diese Städtepartnerschaft hat nach 60 Jahren und vier Jahrhunderten noch so viel Potenzial: Wir werden dieses Potenzial auch künftig gemeinsam entdecken und beleben - ich freue mich sehr darauf." Es gelte, in Bereichen wie Klimaschutz, Mobilität, Smart City oder Healthy Building von Venlo zu lernen und umgekehrt: „Was läge buchstäblich näher?" Die Partnerschaft sei auch künftig als Signal zu verstehen, so Frank Meyer: „Für dieses Europa, in dem wir leben, lohnt es sich trotz aller Widrigkeiten und trotz aller Rückschläge und trotz aller Hiobsbotschaften der jüngsten Zeit zu kämpfen und zu arbeiten. Die dunklen Zeiten, die uns vor 85 Jahren auseinandergerissen haben, dürfen niemals zurückkommen: Dafür stehen wir heute hier, Niederländer und Deutsche, als Freundinnen und Freunde, als Europäerinnen und Europäer."
Viele Gäste waren der Einladung der Stadt Krefeld gefolgt.