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"Für diese Kinder müssen wir alle etwas tun"

Veröffentlicht am: 03.10.2021

Joachim Watzlawik hat mit 66 Jahren eine neue Aufgabe gefunden: Er leitet die städtische Initiative gegen Kinderarmut

Der kurzfristig organisierte Ersatz für »Spiel ohne Ranzen« war ein voller Erfolg. Mehr als 3200 Besucher kamen in der letzten Woche der Sommerferien auf den Sprödentalplatz, um den Circus Rondel hautnah zu erleben.

Vor allem junge Familien nutzten das kostenlose Angebot. Die fünf bunten Tage trösteten viele Kinder und Jugendliche darüber hinweg, dass das sonst übliche Ferien- Angebot im Stadtwald aufgrund von Corona ausfallen musste. Es war eine recht spontane Aktion. Seit den 1990er-Jahren besucht die Familie Ortmann mit ihrem Zirkus Schulen und andere Einrichtungen in ganz Deutschland. Krefeld stand im August gar nicht auf dem Tourplan. Nachdem sie in Rheinberg gastiert hatten, wäre die nächste Station eigentlich Bad Nauheim bei Frankfurt gewesen. Doch Joachim Watzlawik konnte den Zirkus schnell überzeugen, noch einen Zwischenstopp auf dem Sprödentalplatz einzulegen.

Er kennt die Ortmanns seit Jahren, da er selbst eine Zirkus-AG am Gymnasium Fabritianum geleitet hat. Für den Zeltaufbau organisierte er noch rund 30 Helfer vom Krefelder THW. „Sie kamen direkt nach ihrem Schichtwechsel aus dem Ahrtal, wo sie Fluthilfe geleistet hatten", erzählt er. Obwohl er nur wenige Minuten entfernt wohnt, verbrachte er die komplette Woche auf dem Sprödentalplatz. Als Schlafstätte diente ihm der Kleinbus seines Sohnes. „Ich wollte einfach alles miterleben", sagt er zur Begründung.

Kreativer Mensch mit vielen Ideen: Seit Anfang 2021 ist Joachim Watzlawik Koordinator der Initiative "Krefeld für Kinder". Foto:  Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischo
Kreativer Mensch mit vielen Ideen: Seit Anfang 2021 ist Joachim Watzlawik
Koordinator der Initiative "Krefeld für Kinder".
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischof

Joachim Watzlawik übernahm die Aufgaben von Gregor Micus

Seit Anfang des Jahres ist Joachim Watzlawik Koordinator von „Krefeld für Kinder" und damit Nachfolger von Gregor Micus. Der langjährige Dezernent hatte mehr als zweieinhalb Jahre finanzielle Fördermittel generiert und um ehrenamtliches und Firmen-Engagement geworben. Seine Bilanz kann sich sehen lassen: In Kooperation mit 20 Partnern erreichte die Initiative „Krefeld für Kinder", 2018 von Oberbürgermeister Frank Meyer ins Leben gerufen, bis Ende 2020 rund 3000 Kinder und Jugendliche mit ihren Projekten und Aktionen. Dabei kamen Spendengelder von insgesamt 163.000 Euro zusammen.

Zuversichtlich übergab Gregor Micus Ende des vergangenen Jahres den Staffelstab. „Als neuen Markenbotschafter wollten wir jemanden gewinnen, der Menschen überzeugen kann. Joachim Watzlawik kenne ich als kreativen Menschen, der viele Ideen hat", sagte Oberbürgermeister Frank Meyer bei der Vorstellung des neuen Koordinators.

Watzlawik ist in Krefeld bekannt

Watzlawik gehört zu den bekanntesten Persönlichkeiten der Stadt. Viele Jahre war er treibende Kraft des Kulturpunkts Friedenskirche und engagierter Schulsozialarbeiter des Gymnasiums Fabritianum. Mit 66 Jahren könnte er sich eigentlich nur noch seinen Hobbys widmen, doch das kommt für ihn nicht infrage. „Es gibt einfach Themen, die mich aufrütteln", sagt er. Und dazu gehöre auch die Kinderarmut in seiner Heimatstadt. „Für diese Kinder müssen wir alle etwas tun", findet er. Dafür hat er nun eine halbe Stelle bei der Stadt Krefeld und ein Büro im Rathaus.

 

 

Netzwerk, um KInder zu erreichen

Er ist oft in der Stadt unterwegs, um Kinder und Jugendlichen aus sozial und finanziell benachteiligten Familien zu erreichen. Dafür steht er unter anderem im engen Kontakt mit Jugendzentren wie dem SpieDie, dem Café OJE oder dem FZ Süd. „Die jungen Menschen sollen Zugang zu Bereichen bekommen, die ihnen verwehrt sind oder zumindest so erscheinen", sagt Joachim Watzlawik. Der Zirkus auf dem Sprödentalplatz war seine erste große Aktion als Koordinator. Am 5. September stellte er dann „Krefeld für Kinder" mit einem Familienfest auf dem Vonder- Leyen-Platz vor. Mit dabei waren verschiedene Institutionen und Vereine, die deutlich machten, dass es in Krefeld eine Solidargemeinschaft für benachteiligte Kinder gibt. „Diese will ich weiter ausbauen und festigen."

Prominente Hilfe hat sich schon angekündigt

Was plant er noch? Mit Hilfe prominenter Paten will er sein eigenes Netzwerk um ein Vielfaches erweitern und noch mehr Aufmerksamkeit auf die gute Sache lenken. Joachim Watzlawik nennt unter anderem Eishockey-Star Christian Ehrhoff, Torwart- Legende Werner Vollack und die Musikerin Patricia Kelly. Aber auch „ganz normale Menschen" wolle er gewinnen, die das Projekt ehrenamtlich unterstützen. Einige Mitstreiterinnen und Mitstreiter hat er bereits gefunden.

Seine Vision: Eines Tages einen Zirkus kaufen

Wie sein Vorgänger Gregor Micus will er private Spender für „Krefeld für Kinder" begeistern, will Stiftungen anfragen und öffentliche Fördertöpfe „anzapfen". Seine große Vision ist, eines Tages einen Zirkus zu kaufen. Joachim Watzlawik meint es ernst, wenn er von einem Zwei- Mast-Zelt schwärmt und von einer Tribüne, die bis zu 300 Menschen Platz bietet. „Die Stadt Krefeld hätte damit ein mobiles Kinderund Jugendzentrum, das mit seiner Zirkus- und Kulturpädagogik durch die Stadtteile ziehen könnte." Alle Kinder sollen die Möglichkeit erhalten, in der Manege zu stehen und den Applaus der Zuschauer zu erleben. „Und das ohne Stigmatisierung, die Herkunft darf keine Rolle spielen." Einen Namen für seine Vision hat Joachim Watzlawik schon gefunden: Circus Ponzelar.

www.krefeld-fuer-kinder.de

 

Alle Beiträge aus der Sonderveröffentlichung zum Thema Familie:

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