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Ganztagsbefragung: Krefelds Familien wünschen mehr Flexibilität

Veröffentlicht am: 10.07.2024

Stellen die Ganztagsbefragung vor: Stadtdirektor Markus Schön und Ellen Schönen, Fachbereichsleiterin Schule, Pädagogischer und Psychologischer Dienst. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Stellen die Ganztagsbefragung vor: Stadtdirektor Markus Schön und Ellen Schönen, Fachbereichsleiterin Schule, Pädagogischer und Psychologischer Dienst.
Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

2.849 Haushalte nehmen an Umfrage der Stadtverwaltung teil

Krefelds Familien wünschen sich neben dem offenen Ganztagsmodell auch die Option auf einen gebundenen Ganztag. Das geht aus der Ganztagsbefragung der Stadt Krefeld hervor. Im Juni hatte sie jene Familien kontaktiert, die der geltende Rechtsanspruch ab 2026/2027 betrifft. Insgesamt nahmen 2.849 Haushalte an der Befragung teil, was einer vergleichsweise hohen Rücklaufquote von 28,2 Prozent entspricht. 42 Prozent der Eltern meldeten einen Bedarf für das bisher bestehende Modell des offenen Ganztags an, zwölf Prozent votierten für den gebundenen Ganztag. 41 Prozent wünschen sich eine Auswahlmöglichkeit aus beiden Optionen. Lediglich fünf Prozent der Befragten gaben an, ab 2026 kein Ganztagsangebot zu benötigen. Die in mehrere Sprachen übersetzte und kurz gehaltene Umfrage zielte auf eine anonyme, niedrigschwellige Teilnahmemöglichkeit. Neben dem Ganztagsmodell hat die Stadtverwaltung auch die potenzielle Betreuung in den Randzeiten erfragt. 41 Prozent der Teilnehmenden zeigten hierfür Bedarf.

Markus Schön: "53 Prozent möchten kein 'Weiter so'"

„53 Prozent der Krefelder Eltern möchten kein ‚Weiter so'. Sie wollen entweder den gebundenen Ganztag oder aber zumindest die Auswahl aus beiden Modellen haben. Der Elternwille zeigt eindeutig, dass auch Schulen mit gebundenem Ganztag angeboten werden müssen", sagt Stadtdirektor und Schuldezernent Markus Schön. „Gleichzeitig befinden wir uns in einer nicht zufriedenstellenden Situation. Dass das Land NRW auf eine einheitliche gesetzliche Grundlage zum rechtlichen Ganztagsanspruch verzichtet, ist für die Kommunen eine große Enttäuschung. Damit schiebt das Land die finanzielle und organisatorische Verantwortung auf die Städte und Gemeinden. Das führt dazu, dass die Qualität des Bildungsangebots künftig noch stärker von der kommunalen Kassenlage abhängt." Ellen Schönen, Fachbereichsleiterin Schule, Pädagogischer und Psychologischer Dienst, betont: „Uns war es sehr wichtig, mit den Krefelderinnen und Krefeldern in den Dialog zu treten, die der Rechtsanspruch betrifft. Erstmals haben wir jetzt ein zahlenbasiertes Meinungsbild. Die Umfrage war ein voller Erfolg."

Ab August 2026 haben zunächst alle Grundschulkinder der ersten Klassen einen Anspruch auf eine ganztägige Betreuung. Das Recht auf einen Ganztagsplatz wird in den Folgejahren um jeweils einen Klassenjahrgang erweitert. Seit 2018 richtet die Stadt Krefeld jedes Schuljahr durchschnittlich 15 neue Gruppen mit 375 Ganztagsplätzen ein. Die Anzahl der Ganztagsgruppen in Krefeld ist seitdem von 127 auf bis zu Beginn des laufenden Schuljahrs 195 Gruppen gestiegen. Mit dem zuletzt im März beschlossenen Ausbau fürs kommende Schuljahr wächst die Quote der Ganztagsplätze in Relation zur Gesamtschüleranzahl auf knapp 60 Prozent. Während es im Jahr 2018 noch rund 3.000 Ganztagsplätze gab, sind es heute bereits 4.693. Die aktuellen Gesamtkosten für den Ganztag in Krefeld belaufen sich auf 19.441.000 Euro pro Jahr. 61,2 Prozent davon finanziert die Stadt Krefeld.

So läuft die Elternumfrage ab. Grafik: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
So lief die Elternumfrage ab.
Grafik: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Offenes und gebundes Ganztagsmodell

Ganztagsschulen umschließen ein ganztägiges Bildungs- und Betreuungsangebot, wobei es unterschiedliche Formen gibt. Das Modell der offenen Ganztagsschule charakterisiert das sogenannte additive Betreuungsangebot. Nach dem regulären Unterricht am Vormittag schließen sich hierbei Angebote wie das Mittagessen und außerunterrichtliche Aktivitäten wie die Hausaufgabenbetreuung an. Vor jedem Schuljahr entscheiden die Eltern neu, ob sie ihr Kind für diesen offenen Ganztag anmelden. In Abgrenzung dazu nehmen im Modell der gebundenen Ganztagsschule alle Kinder den kompletten Tag über am Unterricht und den weiteren Bildungs- und Betreuungsangeboten teil. Diese finden im Laufe eines Schultags außerdem nicht aufeinanderfolgend, sondern alternierend statt. Das Angebot des gebundenen Ganztags gilt für die gesamte Grundschulzeit.