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Gymnasium Horkesgath mit bewegender Projektwoche zum Holocaust

Veröffentlicht am: 24.01.2025

Eine Schülergruppe produzierte ein Miniaturmodell der NS-Dokumentationsstelle Villa Merländer aus dem 3D-Drucker. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Foto: Gymnasium Horkesgath
Eine Schülergruppe produzierte ein Miniaturmodell der NS-Dokumentationsstelle Villa Merländer aus dem 3D-Drucker. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Foto: Gymnasium Horkesgath

In dieser Woche durchlebten die rund 700 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Horkesgath sämtliche Gefühlslagen. Mal waren sie tief bewegt, mal gespannt, häufig schlicht tieftraurig. Einhellig fiel allerdings das Fazit der Projektwoche aus, die sich fünf Schultage lang vom 20. bis zum 24. Januar dem Verbrechen des Holocaust zu nähern versuchte. Diese Initiative, so der Tenor der Schüler und Lehrkräfte, sei wichtiger denn je gewesen. Jedes Jahr richtet eine Krefelder Schule den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus aus. 2025 ist es das Gymnasium Horkesgath. In Vorbereitung auf den Gedenktag am Montag, 27. Januar, hat die Schule eine Woche lang den Regelunterricht mit zahlreichen Projekten und Veranstaltungen getauscht, die sich der Erinnerungs- und Präventivarbeit gleichermaßen widmeten.

Gymnasium Horkesgath legt großen Wert auf Aufklärungsarbeit zum Holocaust

„Jede Klasse, jede Jahrgangsstufe hat ein individuelles Programm erstellt. Uns war sehr wichtig, dass sich unsere Schülerinnen und Schüler auf vielschichtige, altersgerechte Weise den Themen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung annähern", erklärt Lehrer Mehmet Akyazi, der seine Kollegin Daniela Rasel bei der Organisation der Projektwoche unterstützte. Die Aufklärungsarbeit zum Holocaust besitzt am Gymnasium Horkesgath einen hohen Stellenwert. Dazu besteht etwa seit Jahren eine enge Kooperation mit der NS-Dokumentationsstelle Villa Merländer. Zu Beginn des laufenden Schuljahres hat das Gymnasium außerdem eine AG gegründet, die sich mit dem Holocaust und der Geschichte des Antisemitismus befasst. Im November organisierte die Schule erstmals eine Fahrt nach Polen, wozu auch der Besuch des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau sowie der Austausch mit einer polnischen Schule gehörte.

Zum Auftakt der Projektwoche am 20. Januar hatte das Planungsteam zwei Veranstaltungen organisiert. Die fünften und sechsten Jahrgangsstufen besuchten ein Puppentheater, das die Ausgrenzung eines jüdischen Mädchens thematisierte. Parallel dazu lauschte der Rest der Schule einer Lesung des Autors Burak Yilmaz aus seinem Buch „Ehrensache". Yilmaz beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Alltagsrassismus und -antisemitismus und hat für sein vielfältiges Engagement zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Ab Montagnachmittag begannen die einzelnen Klassen mit ihren individuellen Projekten, die sie über mehrere Tage bearbeiteten. Die Oberstufen-Schüler gestalteten beispielsweise Workshops, die sich mit der Rassenlehre der Nationalsozialisten oder der propagandistischen Instrumentalisierung des Sports während der Nazi-Zeit befassten. Andere Jugendliche probten ein Planspiel ein, das eine Versammlung der Vereinten Nationen zum Nahost-Konflikt simulierte.

Kooperation mit dem Kresch-Theater

Einige Klassen gingen verschiedene Stolpersteine in Krefeld ab, reinigten sie und stellten sich gegenseitig die Biographien der Personen vor, derer dort erinnert wird. Teil der Projektwoche war auch die Zusammenarbeit mit dem Kresch-Theater: Theaterpädagogen begleiteten Schüler bei einem Literatur-Workshop zum Roman „Es geschah im Nachbarhaus", der theatralische Szenen mit kreativem Schreiben verknüpfte. Am Freitag besuchten die Q2-Schüler außerdem die aktuelle Inszenierung des Kresch-Theaters zur Wannseekonferenz. Schon am Donnerstagvormittag ging es für zehn Klassen ins Kino. Im Rahmen seines Schulprogramms zeigte das Cinemaxx dem Gymnasium Horkesgath exklusiv den Film „Als Hitler das rosa Kanninchen stahl".

Den abschließenden Freitag nutzte die Schule als eine Art Generalprobe für die Aufführungen zum Gedenktag am 27. Januar. Außerdem präsentierten viele Klassen die Ergebnisse ihrer Projekte auf der Bühne oder als Ausstellung. „Wir wollten uns als Schule nach dieser sehr intensiven Woche einen gemeinsamen Abschluss ermöglichen. Nicht alle können am Montag bei der Gedenkveranstaltung dabei sein", erzählt Mehmet Akyazi, der sich beeindruckt vom Interesse und dem Engagement der Schülerschaft zeigte. „Hinter dieser Projektwoche steckt zwar eine enorme Arbeit, aber wir können schon jetzt sagen, dass sich das total gelohnt hat. Es hat viel bewegt in den Köpfen unserer Schülerinnen und Schüler." Am Mittwochabend bekam Mehmet Akyazi einen Anruf einer Mutter, deren Tochter die von ihm betreute achte Klasse besucht. Sie bedankte sich für die Projektwoche und die Bemühungen des Gymnasiums. Ihre Tochter, so die Frau, sei zwar bisweilen aufgewühlt nach Hause gekommen, aber sehr dankbar, dass sie sich dem Thema auf diese Weise nähern konnte.