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Johann G. L. von Pempelfurt bekämpfte Epidemien
Veröffentlicht am: 04.01.2023
Johann Gotthard Lorenz von Pempelfurt
Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Bevölkerung nannte den beliebten Mediziner kurz „Pempel"
Die Krefelder Bevölkerung nannte ihn kurz „Pempel". Sie bezeichnete mit diesem liebevoll gemeinten wie anerkennenden Kosenamen den Arzt Dr. Johann Gotthard Lorenz von Pempelfurt (1733 bis 1812). Im 18. und 19. Jahrhundert verwendeten die Bürger „Pempel" gar als Synonym für die gesamte Ärzteschaft in der Samt- und Seidenstadt. Seine Taten zum Wohl vor allem der armen Bevölkerung sind heute fast vergessen. Sein Gedenkstein steht heute in der Vorburg von Burg Linn.
Patriotischer Preuße
Von Pempelfurt war wegen seiner Hilfsbereitschaft geschätzt und allgemein beliebt. In Krefeld und Umgebung sah man den patriotischen Preußen stets zu Pferde unterwegs. Neben der Bekämpfung von Krankheiten kümmerte er sich auch um Impfungen sowie um die allgemeinen hygienischen Verbesserungen in der Stadt. Nachhaltige Anerkennung erwarb sich von Pempelfurt bei der Bekämpfung von Epidemien in den 1760er-Jahren bei den Kinderblattern durch Impfungen, in den 1780er-Jahren gegen die Rote Ruhr, welche alleine von August bis Oktober 1781 rund 223 Menschen dahinraffte, und 1783 nochmals 220 Menschen das Leben kostete. Auch bei einem Malaria-Ausbruch am Inrath versuchte er, das Schlimmste zu verhindern.
Eine hochangesehene Familie
Der Mediziner stammte aus einer angesehenen Düsseldorfer Familie. Bei der Gründung der Stadt Düsseldorf befand sich an der Stelle des Hofgartens und Pempelfurter Straße der Hof des Rumgold von Pempelfurt oder Tempelfurt. Der Name des Hofes geht wohl auf eine Furt durch die Düssel an jener Stelle zurück. Im 13. Jahrhundert gehörte die Familie zu denen, die das Fähramt zwischen Düsseldorf und Neuss betrieben. Später waren die von Pempelfurts auch Bürgermeister in Angermund (bei Düsseldorf). Dann teilte sich die Familie in mehrere Zweige auf, aus dem Duisburger Zweig stammte der spätere Krefelder Arzt. Neben dem Duisburger Gymnasium besuchte Johann Gotthard Lorenz von Pempelfurt in Kleve die höhere Schule von 1749 bis 1751. Am 2. November 1751 schrieb er sich an der Universität Duisburg ein, deren medizinische Fakultät zu dieser Zeit einen guten Ruf genoss. Der Überlieferung nach soll er das Studentenleben mit all seinen Freuden genossen haben. Im Mai 1760 wurde er zum Doktor der Medizin ernannt, sein Staatsexamen absolvierte er 1763, zuvor belegte er noch einen Anatomiekurs in Berlin. Nach einer ersten Tätigkeit in Duisburg kam von Pempelfurt im Juni 1767 nach Krefeld. Er heiratete Gertrud Scheuten aus einer der angesehenen Krefelder Familien. Ihr Vater war ein Tabakhändler und ihre Mutter eine geborene von der Leyen.
Die Familie von Pempelfurt wohnte im Haus Friedrichstraße 35.
Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Hier lebte die Familie
Die Familie von Pempelfurt wohnte im Haus Friedrichstraße 35. Das Domizil im ehemaligen Patrizierviertel Krefelds entwickelte sich zu einem Ort des humanistischen Gedankenaustausches. Seine Beliebtheit und Schätzung in der Bevölkerung als „Pempel" führte allerdings auch mal zu einer amüsanten Irritation: So rottete sich eines Abends eine Menschenmenge vor dem Wohnhaus des Arztes im vornehmen Krefelder Stadtteil zusammen. In der Stube vernahm man den Tumult. Pempelfurt trat ans Fenster, und er hörte jemanden brüllen: „Ihr Dussels! Mech kann kinne Menschenpempel helpe, ich sök enne Tierpempel, min Sau es ömjefalle!". Worauf die Menge sich entfernte.
Erinnerungen an die Familie
Im Laufe des Jahres 1811 erkrankte Johann Gotthard Lorenz von Pempelfurt schwer. An den Folgen verstarb er am 4. März 1812. Er wurde zuerst auf dem alten Friedhof der Stadt beerdigt, dem heutigen Stadtgarten. Nach der Auflösung des Friedhofs wurden seine sterblichen Überreste in die Alte Kirche überführt, wo über einige Jahre ein Gedenkstein an den Mediziner erinnerte. Wer die Aufstellung des Steins dort veranlasst hat, ist nicht bekannt. Der Bildhauer Johann Heinrich Dannecker (1758 bis 1841) erhielt Ende 1812 einen Auftrag für das Marmor-Rundbild von einem Fräulein Maria von der Leyen. Als Vorlage diente dem Bildhauer ein Bild des Doktors. Eine stattliche Erscheinung war von Pempelfurt nicht: Er hatte eine niedrige Stirn, buschige Augenbraun, eine knollige Nase und einen breiten Mund, eine gedungene kräftige Figur, aber leuchtende graublaue Augen. Die Darstellung auf dem Relief soll geschmeichelt sein.
Die Krefelder Bevölkerung nannte ihn kurz „Pempel". Sie bezeichnete mit diesem liebevoll gemeinten wie anerkennenden Kosenamen den Arzt Dr. Johann Gotthard Lorenz von Pempelfurt (1733 bis 1812).
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Heute steht der Stein in der Vorburg der Burg Linn
Die Arbeit an der Vorlage schloss der Bildhauer im Dezember 1812 ab. Die Ausführung in carrarischem Marmor wurde während des kommenden Jahres vollendet und am 6. Februar 1814 nach Krefeld geschickt. Warum der Gedenkstein von der Alten Kirche in den 1930er-Jahren in die Vorburg in Linn gebracht wurde, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Es geschah wohl auf Betreiben des ersten Leiters des Linner Museum, Karl Rembert (1868 bis 1966). Seitdem steht der Stein an der Seitenwand der Remise zum Jagdschloss. An ihn erinnert auch eine Straße zwischen Seyffardtstraße und dem Vom-Bruck-Platz.