Inhaltsbereich
Kinderarmut gezielt bekämpfen
Veröffentlicht am: 03.10.2021
Viele Krefelder Kinder sind noch nie in den Urlaub gefahren
In wenigen Tagen werden viele Krefelder Mädchen und Jungen mit ihren Eltern in den Herbsturlaub starten. Es geht nach Mallorca, Kreta, in den Bayerischen Wald oder an die See in den Niederlanden. Viele Kinder aber werden erneut hierbleiben.
Sie sind vielleicht noch nie in ihrem Leben verreist, weil der Familie das Geld für den Urlaub fehlt. An den begeisterten Erzählungen der anderen Kita-Kinder, die nach ihrem Urlaub vom Badespaß im Mittelmeer oder Wildtierbeobachtungen im Wald handeln, können sie sich nicht beteiligen. Wie schaffen es Erzieherinnen und Erzieher, sie dennoch in die muntere Diskussion einzubeziehen und ihnen ein gutes Gefühl zu geben? Unter anderem darum geht es in einer Fortbildung für „armutssensibles Handeln", das sich an pädagogische Fachkräfte richtet. Finanziert wird der Kurs aus dem Präventionsbudget der Stadt Krefeld. Pro Jahr stehen 200.000 Euro aus dem Haushalt für die unterschiedlichen Maßnahmen zur Verfügung. Auch Ferienfreizeiten (wie zuletzt der Circus Rondel auf dem Sprödentalplatz) gehören dazu.
Seit 2017 nimmt die Stadt am Landesprogramm teil
Damit ergänzt die Stadt das Landesprogramm „Kommunale Präventionsketten", an dem sie seit 2017 teilnimmt. Dabei stehe die „Armutsfolgenprävention" an erster Stelle, wie Dr. Sabrina Lesch erklärt. Zentrale Punkte seien Gesundheit, Bildung, Kultur - und ganz grundsätzlich gesellschaftliche Teilhabe. Bei der Politikwissenschaftlerin im Geschäftsbereich IV (Bildung, Jugend, Sport, Migration und Integration) laufen die Fäden zusammen. Koordination ist wichtig, denn eine Vielzahl an Einrichtungen und Personen sind an den Kommunalen Präventionsketten beteiligt. Dazu gehören, neben den verschiedenen Fachbereichen der Verwaltung, unter anderem der Stadtsportbund, der Kinderschutzbund, das Jobcenter und in Krefeld niedergelassene Kinderärztinnen und -ärzte.
Arbeitsgruppen für unterschiedliches Alter der Kinder
Um gezielt tätig werden zu können, wurden kürzlich drei spezielle Arbeitsgruppen ins Leben gerufen. Sie richten den Blick auf Kinder zwischen null und sechs Jahren, zwischen sechs und 14 Jahren sowie zwischen 14 und 27 Jahren. Jeweils zehn bis 20 Fachleute treffen sich regelmäßig zu verschiedenen Themen. Durch Corona stehe die psychische Gesundheit derzeit ganz oben auf der Agenda, betont Jugenddezernent Markus Schön, Hauptverantwortlicher im Rathaus für die Präventionsketten. Ein weiteres wichtiges Thema sei der Medienkonsum von Kinder und Jugendlichen: So wertvoll der Einsatz von Smartphone und PC auch sein kann - bekanntlich ist nicht jeder Inhalt für Minderjährige geeignet.
Große Familienbefragung geplant
Um nicht über, sondern mit den Familien zu sprechen, wollen Markus Schön und Dr. Sabrina Lesch die Möglichkeiten der Beteiligung weiter erhöhen. So ist eine groß angelegte Familienbefragung in Krefeld geplant, um die Bedarfe zu ermitteln. „Das gesamte Verwaltungshandeln soll mehr denn je nach den Kinderrechten ausgerichtet sein", verspricht der Beigeordnete. Demnächst wird Krefeld auch zum Kreis der „Kinderfreundlichen Kommunen gehören", einer Initiative von Unicef und dem Deutschen Kinderhilfswerk.
Das Haus der Bildung vom Ring aus gesehen.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Haus der Bildung: Leuchtturm-Projekt
Durch die konkrete Gestaltung der Kommunalen Präventionsketten ist in Krefeld die Idee zu einem Leuchtturm-Projekt entstanden, das immer mehr Gestalt annimmt. Im Sommer 2025 soll das „Haus der Bildung" eröffnet werden, eine in dieser Form einzigartige Einrichtung in NRW.
An der Hofstraße in der Innenstadt entsteht ein Gebäudekomplex, der unter einem Dach Kita, städtische Gemeinschaftsgrundschule und Familienzentrum vereint. „So entfällt der harte Schnitt - und damit der heikle Übergang - zwischen Kita und Grundschule, an dem es oft zu Brüchen kommt", erklärt Markus Schön. Und nicht nur das: Durch die ebenfalls vorgesehene Kindertagespflege können bis zu 15 Babys betreut werden. Ganztag und Inklusion sind feste Bestandteile des Konzepts. Eine Mensa sorgt für die Verpflegung. Angebote des Familienzentrums, beispielsweise in den Bereichen Ernährung und Erziehung, richten sich auch an die Eltern
Alle Beiträge aus der Sonderveröffentlichung zum Thema Familie: