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Krefeld und Dünkirchen feiern 50-jährige Freundschaft

Veröffentlicht am: 07.11.2024

Mit einer Delegation aus Krefeld war Oberbürgermeister Frank Meyer zum 50-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft in Dünkirchen zu Gast. Foto: Photos CUDBei einer Feierstunde im Rathaus erneuerten Oberbürgermeister Frank Meyer und sein Amtskollege Jean Bodart das Partnerschaftsversprechen aus dem Jahr 1974. Foto: Photos CUD

Zum 50-jährigen Bestehen der Partnerschaft zwischen Krefeld und Dünkirchen haben die beiden Städte ihre Verbindung nun feierlich erneuert. Oberbürgermeister Frank Meyer, der Anfang der Woche mit einer Delegation nach Frankreich gereist war, unterschrieb gemeinsam mit dem Ersten Bürgermeister von Dünkirchen, Jean Bodart, ein neuerliches Freundschaftsversprechen. Zudem wurde ein Saal im historischen Rathaus der französischen Partnerstadt in „Salle de la Rotonde Krefeld" umbenannt. Eine neu gebaute Straße, die zwischen einem wichtigen Wasserweg, dem Stadion des Zweitligisten USL Dunkerque und weiteren Sportanlagen verläuft, heißt künftig offiziell „Rue de Krefeld".

Jean Bodart mit sehr persönlicher Ansprache

In einer sehr persönlichen Ansprache ging Jean Bodart beim Empfang im Rathaus auf die Bedeutung der deutsch-französischen Partnerschaft ein: „Bei meiner Geburt als Kind der Nachkriegszeit hatten die letzten drei Kriege, die seit 1870 aufeinander folgten, mehrere Millionen Tote auf beiden Seiten gefordert und immense Zerstörungen und Leiden verursacht. Deutschland und Frankreich betrachteten sich damals als Erzfeinde. In dieser Kultur habe ich meine frühen Jahre verbracht. Dieser Kreislauf der Kriege, diese Logik der Rache hätte sich ewig fortsetzen können, wenn nach dem Krieg nicht Frauen und Männer guten Willens an die Tugenden von Vergebung, gegenseitigem Verständnis, Dialog, Austausch und Zusammenarbeit geglaubt hätten, alles in der Erinnerung an die Schrecken der Vergangenheit."

Auf ähnliche Weise rief Frank Meyer die Ursprünge der Partnerschaft ins Gedächtnis: „Es ist wichtig, dass wir uns bewusstmachen: Als Städte haben wir eine Stimme - und wir haben die Verantwortung, sie zu nutzen. Diese Verantwortung war schon damals spürbar, als nach der schrecklichen Zäsur des Zweiten Weltkriegs erste Städtepartnerschaften in Europa gegründet wurden: Es ging darum, sich besser kennenzulernen und Begegnungen zu schaffen, damit wir nie wieder aufeinander schießen. Es macht mich daher froh und stolz, dass Themen der Erinnerungskultur in unserer Partnerschaft präsent und bedeutsam sind."

Zahlreiche Projekte mit Schülergruppen beider Städte

So ist die Stadt Krefeld Mitglied im internationalen Städtenetzwerk „Cities of Rememberance", das 2016 auf Initiative der Stadt Dünkirchen gegründet wurde. Zahlreiche Projekte mit Schülergruppen in beiden Städten widmen sich der Thematik von Krieg, Flucht und Verfolgung. Im Sommer dieses Jahres nahmen Vertreter beider Partner an der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag des Massakers von Oradour-sur-Glane teil, bei der auch der französische Präsident Emmanuel Macron und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zugegen waren. „In den unsicheren Zeiten, in denen wir leben, können Städte Brücken des Friedens bauen und jenen Grundgedanken, der vor Jahrzehnten am Anfang der Partnerschaft stand, in die Gegenwart übersetzen", betonte Frank Meyer.

Bei einer Feierstunde im Rathaus erneuerten Oberbürgermeister Frank Meyer und sein Amtskollege Jean Bodartdas Partnerschaftsversprechen aus dem Jahr 1974. Foto: Photos CUDMit einer Delegation aus Krefeld war Oberbürgermeister Frank Meyer zum 50-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft in Dünkirchen zu Gast. Foto: Photos CUD

Beide Bürgermeister erinnerten in ihren Reden an die Anfänge der Partnerschaft im Jahr 1974. In der Urkunde erklärten die Unterzeichner seinerzeit, man wolle eine „Bande der Brüderlichkeit und Freundschaft" knüpfen und „ein besseres Verständnis zwischen den Menschen im Hinblick auf ein vereintes Europa" wecken. Dieser Vorsatz erfüllte sich schon bald in gegenseitigen Besuchen, Ausstellungen, Veranstaltungen und Austauschprogrammen. „Nichts kann den Einsatz der Bürgerinnen und Bürger, der Zivilgesellschaft und aller lebendigen Kräfte unserer Städte ersetzen", erklärte Jean Bodart in seiner Ansprache.

In den vergangenen Jahren hatte die Partnerschaft neuen Schub erhalten. Neben den Themen der Erinnerungskultur entstand ein Austausch zu sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Fragen im Mittelpunkt. Die geschieht laut Frank Meyer im Sinne einer weltweiten Städtediplomatie, die Kommunen auf dem ganzen Globus verbindet und in den Austausch bringt: „Schließlich stehen wir alle vor ähnlichen Herausforderungen und sollten, wo immer möglich, voneinander lernen."

Jubiläumsjahr mit vielen gemeinsamen Aktivitäten

Im Jubiläumsjahr der Partnerschaft gab es zahlreiche gemeinsame Aktivitäten beider Städte. Neben Besuchen von Schülergruppen, Jugendstadträten und Vertretern der Verwaltungen spielten die Niederrheinischen Sinfoniker Anfang Juni ein Konzert im Stadttheater von Dünkirchen. Umgekehrt waren Musikgruppen aus der französischen Partnerstadt beim Folklorefest in Krefeld zu Gast. Kunstwerke aus dem Museum FRAC in Dünkirchen wurden über Monate in Haus Lange und Esters gezeigt. Im Gegenzug wandert Kunst aus der Krefelder Sammlung im kommenden Jahr für eine Ausstellung nach Dünkirchen. „Wenn eine Partnerschaft auf diese Weise lebendig ist, hat das mit Menschen zu tun, die sich einsetzen und die mit ganzem Herzen die Partnerschaft leben", betonte Frank Meyer und erinnerte daran, dass die erste Amtshandlung seines Amtskollegen Jean Bodart eine Reise nach Krefeld war. Als frisch gewählter Bürgermeister von Dünkirchen war er im Oktober 2023 direkt zur offiziellen 650-Jahr-Feier der Stadt Krefeld gereist.

In seiner Rede zum 50. Jahrestag der Partnerschaft bezeichnete Jean Bodart die deutsch-französischen Städteverbindungen - es sind inzwischen mehr als 2000 an der Zahl - als „Modell für die Welt". Aus einer „Geschichte des Hasses" sei „eine Geschichte der Freundschaft, des gegenseitigen Respekts und des Vertrauens" geworden, die auch die Basis für eine europäische Identität bilde. Angesichts weltweiter Konflikte, Krisen und Katastrohen möchte Frank Meyer diese Verbindung „als Fingerzeig in die Zukunft" verstanden wissen: „Den Herausforderungen, die das 21. Jahrhundert für uns bereithält, können wir besser begegnen, wenn wir uns gemeinsam auf den Weg machen - als Städte in Europa, die einander eng verbunden sind und eng verbunden bleiben." Im Fall von Krefeld und Dünkirchen lebt dieser Gedanke nun bereits ein halbes Jahrhundert lang.