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Krefeld und Venlo feiern 60 Jahre Städtepartnerschaft auf Burg Linn

Veröffentlicht am: 15.11.2024

Burg Linn bei Nacht. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Burg Linn bei Nacht.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Seit sechs Jahrzehnten sind Venlo und Krefeld durch eine enge und lebendige Partnerschaft miteinander verbunden - das 60-jährige Bestehen dieser Partnerschaft feiert die Stadt Krefeld mit einem Empfang auf Burg Linn am Donnerstag, 21. November. „Unsere Städtepartnerschaft ist ein herausragendes Beispiel für den europäischen Gedanken. Diese Freundschaft, geprägt von Offenheit, Zusammenhalt und gegenseitigem Verständnis, zeigt deutlich, wie sich Städte über Grenzen hinweg verbinden können und damit ein kleines, aber wichtiges Stück Europa gestalten", formuliert Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer in seinem Einladungsschreiben. Zusammen mit dem Venloer Bürgermeister Antoin Scholten wird Frank Meyer die Gäste begrüßen.

„Wir möchten auf die Erfolge der vergangenen Jahre zurückblicken und uns zugleich auf die kommenden Herausforderungen und Chancen freuen, die diese Partnerschaft uns und den zukünftigen Generationen bieten wird", so der Krefelder Oberbürgermeister weiter. Zu diesem besonderen Anlass wird auch der ehemalige niederländische Botschafter in Deutschland, Ronald van Roeden, ein Grußwort sprechen. Im Rahmen des Empfangs wird die Stadt Krefeld außerdem mit der Europafahne des Europarates für ihr jahrelanges Engagement für europäische Werte ausgezeichnet.

Die Initiative einer Städtepartnerschaft zwischen Krefeld und Venlo wurde im Sommer 1964 in der Rheinstadt Uerdingen angestoßen: Dort hatte der Beigeordnete Dr. Hans Vogt seinen Amtssitz. „Bei den Vorbesprechungen der Venloer Woche, die im Spätherbst in Krefeld stattfinden soll, wurde von den niederländischen Gesprächsteilnehmern die Anregung gegeben, aus Anlass dieser Veranstaltung eine offizielle Partnerschaft Krefeld - Venlo zu begründen", schrieb Vogt am 14. August 1964 an den damaligen Krefelder Oberbürgermeister Herbert van Hüllen. Der Oberstadtdirektor Dr. Hermann Steffens sehe in diesem Vorschlag „ohnehin nur eine Proklamation des schon seit Jahren bestehenden guten und freundschaftlichen Verhältnisses zwischen den beiden Städten", heißt es in dem Dokument. Vogt bat um die Zustimmung des Oberbürgermeisters, damit man die Gespräche fortführen könne. Der antwortete zehn Tage später eher schlicht und nüchtern: „Ich begrüße die Anregung zur Begründung einer offiziellen Partnerschaft Krefeld - Venlo sehr und bitte, die Gespräche in dieser Richtung fortzusetzen. Es wäre zu überlegen, den Haupt- und Finanzausschuss zu unterrichten."

„Schlicht und nüchtern", so ist die Beziehung zwischen der limburgischen und der niederrheinischen Stadt allerdings von Beginn an nie gewesen. Im Gegenteil: Die Akten und unzählige Zeitungsberichte des Stadtarchivs dokumentieren seit Anfang der 1950er-Jahre eine freundschaftliche Bindung. Eine wichtige Rolle spielte dabei der seit den 1920er-Jahren existierende Krefelder Verein „Ons Vaderland". Mitte der 1950er-Jahre zählte dieser rund 2.500 Mitglieder. Sie pflegten ihr niederländisches Kulturgut und ihre Sprache. Die Gesellschaft organisierte zudem den Besuch von dem niederländischen Nikolaus Sinter Klaas aus Venlo in Krefeld. Ein weiteres Vereinsziel bestand darin, die deutsch-holländische Nachbarschaft zu stärken. Wer aber und wann genau den ersten Schritt von Krefeld nach Venlo oder umgekehrt gemacht hat, lässt sich aus dem vorhandenen Archivmaterial so nicht rekonstruieren. Verschiedene Andeutungen in einigen Dokumenten sprechen für direkte Kontakte bereits vor dem Zweiten Weltkrieg.

Buslinie zwischen Venlo und Krefeld wurde 1950 eingerichtet

Die Ressentiments nach dem Zweiten Weltkrieg gegenüber den Deutschen hat es seitens der Venloer zu ihren niederrheinischen Nachbarn wohl nicht gegeben. So wird das „Dagblad voor Noord-Limburg" zitiert, dass die Limburger hier feine Unterschiede machen und die linksrheinischen Deutschen nicht als „Preußen" sehen, wie ansonsten in den Niederlanden, sondern mehr als „Verwandte". Das mag auch der Grund sein, weshalb ein Ereignis an der deutsch-niederländischen Grenze für bundesweites Aufsehen sorgte. Im Rhein-Echo lasen die Menschen am 16. Mai 1950 einen Bericht über ein „verkehrspolitisches Ereignis von internationalem Format". Denn tags zuvor wurde eine Buslinie zwischen Krefeld und Venlo eingerichtet. Dabei handelte es sich um die erste fahrplanmäßige Verbindung zwischen Deutschland und den Niederlanden nach dem Zweiten Weltkrieg.

Den ersten Gästen bereiteten die Venloer einen herzlichen Empfang. Gemeinsam sprach man über Grenz- und Devisenprobleme, die es in Zukunft zu lösen galt. Noch im selben Jahr konnte dieser Kontakt mit Venlo während einer Wirtschaftsausstellung auf dem Sprödentalplatz im Herbst vertieft werden. Aus der Stadt an der Maas reiste unter anderem ein Orchester mit zwei Bussen an. Zur Eröffnung der Ausstellung reiste auch Bundeswirtschaftsminister Dr. Ludwig Erhard an, heißt es in einem Zeitungsartikel. Zwischen den Zeilen des Berichtes klingt durch, dass Deutsche und Niederländer während der Ausstellung reichlich mit Krefelder Bier gefeiert haben.

Das Fundament für eine langjährige Freundschaft war gelegt, und die Begeisterung in den Städten für die Menschen aus Limburg und vom Niederrhein wuchs stetig an. Ausdruck der vielfältigen Beziehungen sind zahlreiche Zeitungsberichte im Archivbestand. Selbst kleine, aus heutiger Sicht eher banale Geschehnisse fanden Redakteure berichtenswert. So vermeldete eine Krefelder Tageszeitung das erste Telefongespräch im Selbstwählverfahren von Venlo nach Krefeld am 22. Januar 1954, um 16 Uhr Ortszeit zwischen dem Venloer Bürgermeister und dem Krefelder Oberstadtdirektor.

Partnerschaft wird im November 1964 offiziell besiegelt

Die 1950er- und 1960er-Jahre zeichneten sich vor allem durch eine immer höhere Anzahl von gegenseitigen Besuchen und gemeinsamen Veranstaltungen wie Sport- und Kulturwochen aus. Nur wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg bewegte auf beiden Seiten der Grenze die Politiker und Verwaltungsspitzen vornehmlich ein Gedanke. „Das neue Europa kann nicht von oben befohlen werden, sondern muss von unten wachsen", betonte Venlos Bürgermeister Dr. L. de Gou im September 1958. Wie ein roter Faden durchzieht dieser Europagedanke immer wieder die Reden. Zum Abschluss einer Veranstaltungswoche 1962 sagte der Krefelder Oberbürgermeister Josef Hellenbrock: „Wir sind überglücklich, dass zwischen uns und unseren Städten so enge Bande geschlossen werden konnten."

Diesen engen Banden fehlte nur noch die offizielle Proklamation. Nach der internen Vorbereitung in der Krefelder Verwaltung im Sommer 1964 stimmte in einer nicht-öffentlichen Sitzung der Stadtrat im Oktober 1964 für die Partnerschaft, entsprechend der Venloer Gemeinderat. Mitte November folgte ein Pressegespräch im Krefelder Hof, welches das Anliegen erstmals offiziell machte. „Krefeld und Venlo beschließen keine Partnerschaft, aus der eine Freundschaft erwachsen soll, sondern in dem Partnerschaftsvertrag soll eine über hundertjährige Freundschaft zwischen den beiden Städten besiegelt werden", so Oberstadtdirektor Dr. Hermann Steffens.

Er wies dabei auf den Umstand hin, dass auf Wunsch der niederländischen Nachbarn ein Passus aus der Partnerschaftsurkunde gestrichen wurde, der da heißen sollte: In Krefeld ist es unvergessen, dass Venlo in der Zeit des erschütternden Völkertrauerns Türen und Herzen auftat und damit anderen ein Beispiel gab. Man habe dem aus der Bescheidenheit der Partner geborenen Wunsch Rechnung getragen, er habe aber dennoch Gültigkeit, sagte der Oberstadtdirektor. Krefeld und Venlo haben dann am 21. November 1964 ihre Städtepartnerschaft feierlich im Krefelder Rathaus besiegelt. Venlos Bürgermeister Dr. L. de Gou betonte in seiner Rede: „Einer der wichtigsten Wege zur europäischen Einigung ist die Verschwisterung, die Partnerschaft zweier fremder Städte."


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