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Krefelder Museumsleiterin beim wissenschaftlichen Austausch in Rom
Veröffentlicht am: 26.11.2024
Das Fragment eines Kissens aus dem Bestand des Deutschen Textilmuseums Krefeld. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Schon in der Antike sorgten sie im Alltag für Bequemlichkeit - Kissen und Polster. Griechische Vasenbilder, Wandgemälde und Mosaiken zeigen teils farbenfroh, die Matratzen, Kissen und Polster, die sich Griechen und Römer auf ihre hölzernen Liegen legten, um so einem gemütlichen Beisammensein oder einem Gelage beizuwohnen. Mit Kissen und Polstern beschäftigten sich jetzt Archäologen bei einem wissenschaftlichen Austausch am Deutschen Archäologischen Institut in Rom. Sie redeten unter anderem darüber, was über die tatsächliche Beschaffenheit dieser Ausstattungsgegenstände bekannt ist und welche eindeutig als Kissen zu interpretierenden archäologischen Funde es gibt. Vor dem internationalen Kollegenkreis sprach Dr. Annette Schieck, Leiterin des Deutschen Textilmuseum Krefeld, über „Kissen aus dem spätrömischen Ägypten" - mit einem Beispiel aus der hiesigen Sammlung.
Komplexität der Webarten
Anhand von mehreren Fundobjekten, die sich in den Beständen diverser Museen befinden, schilderte Annette Schieck, welche Vielfalt an Webtechniken, Dekoren, Formen und Füllmaterialien sich unter den archäologischen Funden Ägyptens nachweisen lassen. „Die Komplexität der Webarten und die Qualität der Ausführung sind der Schlüssel zur Interpretation der Funde als Laienarbeit oder professionelle Produktion", so Schieck. Auffallend sind schlichte, einfache Gewebe mit Streifendekor, die ohne besondere Kenntnisse in der Weberei hergestellt wurden, aber auch von geübten Webern gefertigte Bindungen. „Das vermitteln die Funde", so die Archäologin.
Einfache Gewebe lassen von einer Produktion im Haushalt ausgehen, ebenso die Umarbeitung von recycelten Textilien. Dagegen existiert eine Gruppe von rechteckigen Geweben, deren Dekor in Verteilung und Farbigkeit von vornherein so konzipiert wurde, dass das Gewebe mittig gefaltet, gefüllt und an drei Seiten vernäht wurde und dessen beiden Seiten sich unterscheiden. Diese Kissen wurden in spezialisierten Webereien produziert. „Liegen diese Zierfelder aber als herausgetrennte Fragmente vor, ist die Interpretation als Kleidungsschmuck oder Kissen kaum eindeutig zu treffen, weil sie sich gleichen", erklärt Schieck. Hierfür benötigt man die originalen Webkanten und die ursprünglichen Ausmaße des Gewebes.
Erstmals wurde bei dem wissenschaftlichen Austausch in Rom auch ein Fragment der Krefelder Sammlung gezeigt, das als sogenannte Taqueté gewebt wurde. In der Sammlung des Textilmuseums Lyon und im Louvre befinden sich Teile eines Kissens gleichen Dekors, die die Interpretation des Krefelder Stücks ebenfalls als Kissenbezug nahelegen. Es wurde auf das 4. bis 5. Jahrhundert nach Christus datiert.