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Kresch-Theater: Arbeit mit Jugendlichen bildet eine wichtige Säule

Veröffentlicht am: 13.02.2024

Schüler der Gesamtschule am Kaiserplatz beim Nachgespräch nach den Aufführungen im Kresch-Theater. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann
Schüler der Gesamtschule am Kaiserplatz beim Nachgespräch nach den Aufführungen im Kresch-Theater.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann

Sophie Scholl steht am Bühnenrand. Sie hebt ihren rechten Arm zum Hitler-Gruß. Durch die Zuschauerreihen im Kresch-Theater geht ein Raunen. Einige tuscheln. Mit ihrem anderen Arm versucht sie, den rechten herunterzuholen. Doch der schießt reflexartig immer wieder in die Höhe. Als junges Mädchen hat sich Sophie auch für den Nationalsozialismus begeistert. Ihre Unbekümmertheit ändert sich, als sie von den Verbrechen der Nazis erfährt. Als junge Studentin an der Universität München will sie ihre Kommilitonen wachrütteln, gegen das unmenschliche System aufzubegehren. Sophie (Christina Wouters) verlässt die Bühne und wirft ihre Flugblätter in die Zuschauerreihen. Dort sitzen, sichtlich gebannt, Schüler der Gesamtschule am Kaiserplatz, einem Kooperationspartner des Kresch-Theaters.

80 Prozent der Vorstellungen für Schulen und Kindergärten

Im vergangenen Jahr haben das Theater und die Schule eine zweijährige Zusammenarbeit beschlossen. „Ein Punkt der Vereinbarung sind regelmäßige Besuche, so wie heute, und die Gespräche mit den Jugendlichen nach den Aufführungen", sagt Intendantin Isolde Wabra. Für das Kresch-Theater bilden die Gastspiele in Schulen, außerhalb ihrer festen Spielstätte in der Fabrik Heeder eine wesentliche Säule ihrer Arbeit. „Auch die überregionale Nachfrage steigt weiter an. Das ist für uns eine schöne Bestätigung, dass wir mit unseren Themen die Lebenswirklichkeit der Schüler ansprechen", so Wabra, „und bei dem Thema Nationalsozialismus mit einer traurigen Aktualität.

Die Identifikation mit der fast gleichaltrigen Sophie ist für die Schüler groß. Nachdem sie und andere Mitglieder ihrer Widerstandsgruppe „Weiße Rose" angezeigt und verhaftet worden sind, versucht Sophie sich verzweifelt vor einem Nazi-Richter zu verteidigen, die Wahrheit zu berichten. „Was wir denken, denken viele, aber sie sagen es nicht", so die junge Frau. Sie wird zum Tode verurteilt. „Zum Abschied von unseren Eltern haben sie uns nur eine halbe Stunde gegeben", und geht von der Bühne. „Das Urteil wurde vollstreckt", hallt es durch dunklen Saal. Es ist mucksmäuschenstill.

Anna Tervoort - Gerechte unter den Völkern

Während das Alter bei Sophie Scholl die Brücke zu den Jugendlichen bildet, verbindet im zweiten Stück an diesem Vormittag die räumliche Nähe die Schüler mit der Geschichte von Anna Tervoort. Die Bäuerin aus Krefeld-Traar (Anna Balzer) versteckt während des Zweiten Weltkriegs eine jüdische Mutter auf ihrem Hof: „Frau Werner kann hierbleiben." Mit diesem Satz rettet wohl Anna Tervoort (1909-2003) einer ihr unbekannten Krefelderin das Leben. Denn Johanna Werner ist Jüdin und soll deportiert werden. Und Anna Tervoort bringt sich selbst damit auch in Lebensgefahr. Die bodenständige und bescheidene Anna Tervoort wurde 1997 für ihren Mut von der Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern" geehrt. Sie ist dort die einzige Krefelderin, die auf diese Weise gewürdigt wurde.

Nach der Aufführung besteht dann die Möglichkeit, mit den Beteiligten über die Inhalte und Themen zu sprechen. „Das ist ein wesentlicher und ganz wichtiger Aspekt unserer Arbeit", betont Wabra. Das Licht geht an. Anna Balzer, Christina Wouters und Franz Mestre (Regie Anna Tervoort) nehmen auf der Bühne Platz. Mestre fragt die Schüler nach ihren Eindrücken. Mehrere Finger schnellen wie in der Klasse nach oben. „Was ist den Zwangsarbeit, so was wie Sklaverei?", möchte ein Schüler wissen, weil in dem Tervoort-Stück zwei polnische Zwangsarbeiter erwähnt wurden. „Ja. Unter anderem wurden Kriegsgefangene zur Arbeit auf Bauernhöfen gezwungen", erklärt Mestre. Auch zum Scholl-Stück haben Schüler Anmerkungen. „Ich wusste zwar von Sophie Scholl, aber nicht, dass sie hingerichtet worden ist", sagt eine Schülerin betroffen. Nach einem herzlichen Applaus für die Darsteller verlassen die Schüler das Theater, ruhig, nachdenklich und im Gespräch mit ihren Mitschülern.

Weitere Informationen über das Kresch-Theater und Angebote für Schulen stehen unter www.kresch.de. Ansprechpartnerin ist Andrea Selakovic. Sie ist per E-Mail an andrea.selakovic@krefeld.de und unter Telefon 0 21 51 / 86 24 37 zu erreichen.