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Kunstmuseen Krefeld zeigen den Dialog „Der menschliche Maßstab“

Veröffentlicht am: 04.10.2024

Für die Ausstellung in Haus Esters entwickelte Anna K.E. eine auf den Ort bezogene Gesamtinstallation mit neuen Arbeiten. Sie entwickelt dafür architektonische Konstruktionen, Settings und skulpturale Modelle. Für Haus Esters entstanden so – im wahrsten Sinne – wegweisende Arbeiten, wie Pfeile aus Emaille, die Blickrichtungen der Besucher beeinflussen, lenken sollen. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischof
Für die Ausstellung in Haus Esters entwickelte Anna K.E. eine auf den Ort bezogene Gesamtinstallation mit neuen Arbeiten. Sie entwickelt dafür architektonische Konstruktionen, Settings und skulpturale Modelle. Für Haus Esters entstanden so - im wahrsten Sinne - wegweisende Arbeiten, wie Pfeile aus Emaille, die Blickrichtungen der Besucher beeinflussen, lenken sollen. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischof

In den Krefelder Bauhaus-Villen zeigen die Kunstmuseen Krefeld zwei neue Ausstellungen: in Haus Lange „Marion Baruch. Soziales Gewebe" und in Haus Esters „Anna K.E. Für unsere Eltern". „Es ist für beide Künstlerinnen die jeweils erste museale Einzelausstellung in Deutschland", sagt Museumsleiterin Katia Baudin. In der Konzeption des Museums treten die parallel laufenden Ausstellungen in einen inhaltlichen Dialog unter dem Titel: „Der menschliche Maßstab". So treffen an der Wilhelmshofallee zwei Positionen aufeinander, zwischen denen zwar zwei Generationen liegen, deren Ansätze aber durch ähnliche Themen verbunden sind. Die Eröffnung ist am Sonntag, 6. Oktober, um 11.30 Uhr.

Marion Baruch in Haus Lange

Marion Baruch, Jahrgang 1929, arbeitet unter anderem mit Textilabfällen aus der Mailänder Modeindustrie. Aus Stoffbahnen wurden Elemente ausgeschnitten, die später zu Hemden oder Kleidern zusammengefügt worden sind. Die Künstlerin erhält von Modeunternehmen den nicht weiter verwendbaren Rest solcher Stoffbahnen. Dabei nutzt sie nicht jedes Teil, sondern nur solche, in denen sie eine Bedeutung sieht. „Die Haptik der Textilien ist für sie wichtig. Sie bezeichnet die ausgewählten Stücke mit lyrischen Titeln in unterschiedlichen Sprachen", erläutert Kuratorin Dr. Magdalena Holzhey.

Diese Art der Arbeit lässt sich schwer in eine Kategorie einordnen, am ehesten vielleicht zwischen Ready-Made (Fertigware) und Objet trouvé (gefundener Gegenstand). Die Objekte hängen im Raum oder an den Wänden der Bauhaus-Villa. Aus den Textilien-Überbleibseln mit ihren normierten Ausstanzungen sind abstrakte Skulpturen und Bilder geworden, die viel Freiraum lassen für eigene Interpretationen. Transparenz, Auslassungen, Leere sind zentrale Merkmale ihrer Skulpturen, Installationen und Aktionen. Baruchs Interesse gilt zudem dem Verhältnis zwischen Innen und Außen, Körper und Raum, Subjekt und System. Die Ausstellung beschränkt sich nicht auf die aktuellen Werke der 95-Jährigen, sondern setzt bereits in den 1960er-Jahren an. Die Kunstmuseen Krefeld würdigen mit dieser Gesamtschau ihr Lebenswerk und eine wichtige weibliche Position, die erst jüngst wiederentdeckt wurde. Die aus Rumänien stammende Künstlerin lebt und arbeitet heute in Italien. Parallel zeigt der Neue Aachener Kunstverein eine Ausstellung mit jüngsten Arbeiten von Marion Baruch.

Marion Baruch, Jahrgang 1929, arbeitet unter anderem mit Textilabfällen aus der Mailänder Modeindustrie. Die Kunstmuseen Krefeld würdigen mit einer Gesamtschau in Haus Lange ihr Lebenswerk und eine wichtige weibliche Position, die erst jüngst wiederentdeckt wurde. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischof
Marion Baruch, Jahrgang 1929, arbeitet unter anderem mit Textilabfällen aus der Mailänder Modeindustrie. Die Kunstmuseen Krefeld würdigen mit einer Gesamtschau in Haus Lange ihr Lebenswerk und eine wichtige weibliche Position, die erst jüngst wiederentdeckt wurde. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischof

Anna K.E. in Haus Esters

Für die Ausstellung in Haus Esters entwickelte Anna K.E. eine auf den Ort bezogene Gesamtinstallation mit neuen Arbeiten - kuratiert von Dr. Sylvia Martin, stellvertretende Leiterin der Kunstmuseen Krefeld. Die 1986 in Georgien geborene Anna K.E. reiht sich in eine prominente Reihe von Künstlern ein, unter anderem Christo, Yves Klein und John Baldessari, die Werke ausschließlich für ihre Präsentationen in einer der beiden Bauhaus-Villen schufen. Mit dem Ausstellungstitel „Für unsere Eltern" bezieht sie sich ausdrücklich auf ehemalige Ausstellung von Künstlern an diesem einzigarteigenen Ort. „Das steckt hier in den Gebäuden, all diese Positionen, die hier gezeigt wurden", so Anna K.E. Bereits am Eingang überrascht sie die Besucher: im Türspion, der ein Blick von innen nach außen gefahrlos ermöglicht, sieht man die Künstlerin in einem Filmbeitrag, wie sie die Räume von Haus Esters erspürt. „Sie hat das Gebäude wie eine Skulptur betrachtet. Sie schlüpft mit ihrem Körper in das Haus", so Martin.

Mit ihren Arbeiten thematisiert Anna K.E. das menschliche Maß. Sie entwickelt dafür architektonische Konstruktionen, Settings und skulpturale Modelle. Für Haus Esters entstanden so - im wahrsten Sinne - wegweisende Arbeiten, wie Pfeile aus Emaille, die Blickrichtungen der Besucher beeinflussen, lenken sollen. Die von Architekt Mies van der Rohe konzipierte Innen-Außen-Betrachtungsmöglichkeit der Villen mit ihren übergroßen Fenstern unterstreicht sie mit einem überdimensionalen, farbigen, in den Garten ausgerichteten Pfeil, dessen Innenflächen unterteilt und mit Mais, Linsen und dergleichen gefüllt sind.

Für die Ausstellung in Haus Esters entwickelte Anna K.E. eine auf den Ort bezogene Gesamtinstallation mit neuen Arbeiten. Sie entwickelt dafür architektonische Konstruktionen, Settings und skulpturale Modelle. Für Haus Esters entstanden so – im wahrsten Sinne – wegweisende Arbeiten, wie Pfeile aus Emaille, die Blickrichtungen der Besucher beeinflussen, lenken sollen. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischof
Für die Ausstellung in Haus Esters entwickelte Anna K.E. eine auf den Ort bezogene Gesamtinstallation mit neuen Arbeiten. Sie entwickelt dafür architektonische Konstruktionen, Settings und skulpturale Modelle. Für Haus Esters entstanden so - im wahrsten Sinne - wegweisende Arbeiten, wie Pfeile aus Emaille, die Blickrichtungen der Besucher beeinflussen, lenken sollen. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischof

Nach ihrem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf erhielt Anna K.E. zahlreiche internationale Preise. Sie bespielte 2019 den georgischen Pavillon auf der Biennale in Venedig. Die Künstlerin lebt heute in den Vereinigten Staaten von Amerika. Für ihre Ausstellung gilt ein Warnhinweis: Es gibt an einem Kunstwerk magnetische Felder im Innern von Haus Esters. Technische Geräte (Herzschrittmacher, Handys), Datenspeicher und Magnetstreifen (Scheck-, Ausweiskarten) könnten gestört werden. Die Ausstellungen in den Bauhaus-Villen an der Wilhelmshofallee in Krefeld enden am 9. Februar 2025. Weitere Informationen und das Begleitprogramm stehen unter www.kunstmuseenkrefeld.de