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Kunstwerk formt sechs Sportfelder auf dem Hof der Marienschule

Veröffentlicht am: 06.09.2024

Das Kunstwerk formt sechs Sportfelder auf dem Hof der Marienschule. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann
Das Kunstwerk formt sechs Sportfelder auf dem Hof der Marienschule. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann

Die bunten Linien auf dem Pausenhof der Marienschule werfen auf den ersten Blick viele Fragen auf: Welche Sportart soll hier bloß getrieben werden? Wie könnten die Regeln aussehen? Und was sollen die kleinen Jahreszahlen auf den Begrenzungen des Spielfeldes? Die französische Künstlerin Céline Condorelli hat in ihrer Arbeit „Play for today" die Felder von sechs Sportarten übereinandergelegt: Fußball, Basketball, Laufen, Volleyball, Badminton und Pétanque. Sie sind auf den Boden und eine angrenzende Wand gemalt. Die Jahreszahlen geben an, wann es Frauen erstmals erlaubt war, in der jeweiligen Sportart an internationalen Meisterschaften teilzunehmen. So wirft das Kunstwerk Fragen nach Geschlechterrollen, nach Gleichberechtigung und Fairness auf. Einerseits. Andererseits dient es auch einfach als Fantasie anregende Spielfläche für tobende Schülerinnen und Schüler.

Die Marienschule hat das Projekt gemeinsam mit den Kunstmuseen Krefeld und den beiden Zonta-Clubs umgesetzt. Den Rahmen bildet die Ausstellung „Museum grenzenlos. Kunst - Design / Dunkerque - Krefeld", die am Sonntag endet. Vier Monate lang waren in Haus Lange und Haus Esters Arbeiten aus der Sammlung des Museums FRAC in Dünkirchen zu sehen, im Gegenzug wandern demnächst Werke aus der Krefelder Sammlung in die französische Partnerstadt. Vor genau 50 Jahren wurde die Städtepartnerschaft begründet, auch die Marienschule hat gute Kontakte nach Dünkirchen und pflegt einen Schüleraustausch. Die Arbeit von Céline Condorelli wurde zuvor bereits an einer Dünkirchener Grundschule umgesetzt.

„Als Bürgermuseum liegt es in unserer DNA, Kunst und Bürgerschaft in direkten, interaktiven Situationen zusammenzubringen, auch außerhalb des Museums", sagt Katia Baudin, Leiterin der Kunstmuseen Krefeld. „Besonders wichtig sind uns dabei junge Menschen, die schließlich die Gesellschaft von morgen gestalten werden. Daher freue ich mich, dass wir die Arbeit von Céline Condorelli gemeinsam mit dem Gymnasium Marienschule realisieren konnten, wo sie die Schülerinnen und Schüler direkt in ihrem Alltag entdecken können." Für exakt fünf Jahre soll das Kunstwerk auf dem Schulhof verbleiben und auch immer wieder Anlass für Kurse und künstlerische Projekte bieten. „Museumsscouts" aus der Schülerschaft sollen ihr Wissen und ihre Perspektiven an andere weitergeben.

Kunstwerk passt zur Schule

„Das Kunstwerk könnte gar nicht besser zu uns passen", betont der Schulleiter der Marienschule, Ralf Juntermanns. „Kunst schafft Zugänge und führt zu einer kritischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen. Unsere Aufgabe besteht ja nicht nur darin, Schülerinnen und Schüler wissenschaftlich gut auszubilden - sie sollen auch weiterdenken." Lehrerin Kathi Dahmen, die sich von Seiten der Schule federführend um das Projekt kümmert, ergänzt, es gehe buchstäblich darum, „starre Linien etwas ins Wanken zu bringen". Gemeinsam mit Museumspädagogin Eva Caroline Eick hat sie bereits in den ersten Tagen festgestellt, wie anfängliche Neugier auf das Kunstwerk schnell zu Fragen und Diskussionen führt. Bereits als eine Firma für Straßenmarkierungen die Linien während des laufenden Schulbetriebs auf dem Boden auftrug, waren die interessierten Blicke der Schülerinnen und Schüler den Arbeitern sicher.

Wie bei vielen anderen Kunstwerken in der Ausstellung „Museum grenzenlos" geht es bei „Play for Today" darum, die Betrachtenden in eine aktive Rolle zu versetzen, mit dem Kunstwerk zu interagieren und Kunst auf kritische Weise mit dem Alltag zu verbinden. Das konzeptuelle Werk besteht aus zwei untrennbaren Elementen: der Bodengrafik aus bunten, übereinanderliegenden Sportfeldern inklusive zwei Schildern mit Erklärungen (im französischen Original sowie in Deutsch) sowie dem an diese Installation gekoppelten Vermittlungsprogramm in Zusammenarbeit mit einer Partnerorganisation, die sich für Geschlechtergerechtigkeit engagiert. Als Partner konnten die beiden lokalen Zonta-Clubs gewonnen werden: Sowohl der Zonta-Club Krefeld am Rhein als auch der Zonta-Club Krefeld setzen sich für die Förderung von Mädchen und Frauen ein. Die Mitglieder beider Clubs engagieren sich gemeinsam mit der Organisation eines Kreativwettbewerbs zu Vorurteilen und Geschlechterklischees und eines Vortragsangebots für die Schüler.

Die Marienschule ist als Partner für die gemeinsame Präsentation von „Play for Today" auch aus ihrer pädagogischen Ausrichtung besonders geeignet: Entsprechend ihrer Ursulinentradition verschreibt sich die Schule insbesondere der Mädchenförderung und reflexiven Koedukation aller Geschlechter. Diese wird zum Beispiel umgesetzt durch Mädchenklassen als zusätzliches Angebot neben dem Lernen in koedukativen Klassen. Die Schule setzt sich die Förderung des individuellen Lernens zum Ziel, um genderspezifische Begabungs- und Lernklischees aufzubrechen.