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Luxusobjekt: Indischer Hausmantel aus dem 18. Jahrhundert
Veröffentlicht am: 12.04.2024
Indischer Hausmantel aus dem 18. Jahrhundert im Deutschen Textilmuseum. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann
Die Auslieferung der Bestellung konnte schon mal ein oder zwei Jahre dauern. Ein Händler aus Amsterdam oder Rotterdam musste einen exklusiven Hausmantel in Indien ordern - auf dem Seeweg. Für den Auftraggeber bedeutete das, nur nicht zu viel zu- oder abnehmen in dieser Zeit. Einmal in Europa angekommen, kleidete sich im 18. Jahrhundert der wohlhabende Mann mit diesem auch „Banyan" genannten textilen Status-Symbol. Derartige Hausmäntel trugen schon Ende des 17. Jahrhunderts Mitglieder des Hochadels; es folgten, wie so oft bei Modetrends, nachahmend andere gesellschaftliche Schichten. Eine solcher, in Indien hergestellter Hausmantel aus dem 18. Jahrhundert ergänzt nun die aktuelle Ausstellung „Prestigesache - Bürgerlicher Kleiderluxus im 18. Jahrhundert" im Deutschen Textilmuseum in Krefeld.
Symbole für Freundschaft und Treue
„Solche Hausmäntel wurden nur im privaten Bereich getragen", erklärt Dr. Isa Fleischmann-Heck, stellvertretende Museumsleiterin. Der Hausherr zierte und inszenierte sich damit im engen Kreis von Freunden zum Tee oder Kaffee. Wer eine entsprechende Bildung besaß, konnte auch die Symbolik auf einem solchen Kleidungsstück deuten. Auf dem Mantel im Krefelder Museum sind unter anderem Pinien- und Pflaumenbäume abgebildet. „Es handelt sich um japanische Motive", so Fleischmann-Heck. Diese stehen für Freundschaft und Treue, zeitgleich zeichnen sie ihren Träger als noblen Gentleman aus. In der Zeit der Aufklärung ließen sich auch gerne Adlige, gebildete Bürger und Wissenschaftler im quasi zeitlosen Hausmantel porträtieren. Das edle Gewand unterlag nicht den wechselnden Modetrends. Als Dargestellter blieb man auf seinem Bild damit länger „en vogue".
Der Krefelder „Banyan" gelangte mit weiteren Hausmänteln in den 1990er-Jahren aus einer Privatsammlung an das Deutsche Textilmuseum und wurde einst in Indonesien erworben. Er wurde um 1750 aus indischen Baumwollstoffen hergestellt, so genannten Chintz. Hausmäntel aus indischen Chintzen waren oftmals wadenlang und verschlusslos. „Unser Mantel hatte früher wohl noch einen Gürtel", sagt Fleischmann-Heck. Die Anfertigung von indischen Chintzen bedeutete einen enormen Zeit- und Materialaufwand. „Bis in das 19. Jahrhundert waren es absolute Luxusstoffe", betont die stellvertretende Museumsleiterin. Mehrere Färbevorgänge, die hintereinander durchgeführt werden mussten, waren notwendig, um ein vielfarbiges Muster zu erreichen. Die Entwürfe der Stoffbahnen, die kaum zugeschnitten zu einem locker fallenden Übergewand genäht wurden, lehnten sich sowohl an asiatische Motive als auch an europäische Mustervorlieben, wie florale Darstellungen an. Denn von Indien aus wurden die „Märkte" in China, Japan und Europa beliefert. Der Hausmantel in der Ausstellung am Andreasmarkt rückt übrigens für ein ausgeliehenes Exponat nach, das nun in die Dauerpräsentation des benachbarten Grafschafter Museums in Moers zurückgekehrt ist.
Aktuelle Ausstellung in Krefeld
Das Deutsche Textilmuseum zeigt bis 16. Juni die Ausstellung „Prestigesache - Bürgerlicher Kleiderluxus im 18. Jahrhundert". Zu sehen sind unter anderem seidene Kleidungsstücke, Gewebe und Accessoires des 18. Jahrhunderts aus eigener Sammlung, ergänzt durch zeitgenössische Gemälde und andere Bildwerke. Die Ausstellung präsentiert nicht nur die Vielfalt der seidenen Produkte, sondern beleuchtet auch ihre Bedeutung als Luxusgüter und Statussymbole im 18. Jahrhundert. Besondere Aufmerksamkeit in der Ausstellung gilt den Seidenverlegerfamilien von Krefeld des 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Weitere Informationen stehen unter www.deutschestextilmuseum.de.