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Michael Grosse: „Sport und Kultur bieten Stadtidentität“
Veröffentlicht am: 15.12.2019
Zwischen Beethoven und Borussia Mönchengladbach: Michael Grosse hat seinen Vertrag am Niederrhein
kürzlich bis 2025 verlängert. Foto: Matthias Stutte
Herr Grosse, Sie tragen einen Pullover mit großer Borussen-Raute. Sport und Kultur passen für Sie also gut zusammen?
Michael Grosse: Aber natürlich. Insbesondere in Krefeld stehen Sport und Kultur nicht in Konkurrenz zueinander. Beides sind Felder gesellschaftlichen Lebens, hinter denen sich die Stadtidentität verbirgt. Ich drücke natürlich auch dem KFC die Daumen und fiebere mit den Pinguinen. Meine Fanliebe zur Mönchengladbacher Borussia rührt daher, dass ich ein großer Anhänger des früheren VfL-Trainers Hans Meyer bin. Er war der coolste Trainer der DDR. Er hat auch mal den Bundesligaverein in der Geburtsstadt meiner Mutter, Nürnberg, trainiert. Es gibt also viele Verbindungen zwischen uns beiden. Das Schöne ist, dass Hans Meyer auch gerne ins Konzert und Theater geht, wie ich aus sicherer Quelle weiß.
Damit wären wir beim eigentlichen Thema: Was zeichnet das Theater Krefeld aus?
Michael Grosse: Auf jeden Fall seine Vielseitigkeit. Wir bieten eine reiche Palette, die für jedes Lebensalter und für jedes Interesse geeignet ist. Die einen Veranstaltungen richten sich an Familien mit Kleinkindern, andere werden besonders gern von Menschen im Rentenalter besucht. Hinzu kommt die Quantität: 250 bis 300 Veranstaltungen pro Jahr sind für eine Stadt wie Krefeld schon eine Hausnummer. Was uns weiterhin auszeichnet, ist die Tatsache, dass wir zwei Standorte haben: Im kommenden Jahr feiert die Theater-Ehe zwischen Krefeld und Mönchengladbach ihr 70-Jähriges. Es ist die älteste Verbindung dieser Art in Deutschland und für mein Dafürhalten auch diejenige, die am besten funktioniert.
Welche Altersgruppen machen den Großteil der Theaterbesucher aus?
Michael Grosse: Jetzt in der Weihnachtszeit ist unser Haus voller Kinder und Jugendlicher. Aber unsere Kernklientel ist dieselbe wie in jedem deutschen Theater: von Mitte/Ende 40 bis Ende 70.
Wie kommt diese Lücke zwischen 18 und Mitte 40 zustande?
Michael Grosse: Es ist eine Lebensphase, die Menschen besonders beansprucht. Eine Zeit, in der man „Wichtigeres" zu tun hat, als eine Theateraufführung zu besuchen. Das ist aber auch vollkommen in Ordnung. Denn im Anschluss an diese Phase entscheiden sich viele Menschen, nun wieder häufiger ins Theater zu gehen oder sogar Abonnent zu werden. Die Abonnenten sind für uns extrem wichtig, weil sie unseren Weg in der Spielzeit komplett mitgehen. Wir achten daher auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Konvention und Innovation - also beliebte Klassiker gemischt mit ganz neuen, unbekannten Sachen.
Was sind für Sie die Highlights der noch laufenden Spielzeit?
Michael Grosse: Unter anderem spielt Beethoven eine große Rolle, dessen 250. Geburtstag die ganze Welt im kommenden Jahr feiert. Bei uns erklingt daher im Rahmen des Neujahrskonzerts seine 9. Sinfonie mit dem Schlusschor „Freude, schöner Götterfunken". Außerdem wird es einen Beethoven-Ballettabend geben. Ein richtiger Bühnen-Klassiker ist natürlich Schillers „Wilhelm Tell", der aufgrund der Diskussion um Wutbürger und Populismus sehr aktuell erscheint.
Was würden Sie denn interessierten Krefeldern empfehlen, die seit vielen Jahren oder vielleicht sogar noch nie im Theater waren?
Michael Grosse: Sie hätten die Qual der Wahl. Empfehlen würde ich auf jeden Fall zwei musikalische Werke: „Orpheus in der Unterwelt" und „Rigoletto".
Sie sind seit vielen Jahren Wahl-Krefelder und Ihr Vertrag wurde gerade erst bis zum Jahr 2025 verlängert. Wie blicken Sie, als gebürtiger Ost-Berliner, der beruflich schon viel herumgekommen ist, auf diese Stadt?
Michael Grosse: Krefeld ist für mich ein lebenswerter Ort mit der idealen Mischung aus Stadtleben und Erholungsmöglichkeiten. Die Kulturszene, auch die freie, ist sehr lebendig und wird nicht zuletzt von der hiesigen Wirtschaft sehr unterstützt. Das ist beispielhaft. Kurz zusammengefasst: Wir Zugereisten wissen Krefeld sehr zu schätzen.
Alle Beiträge aus der Sonderveröffentlichung rund um das Thema "Kultur in Krefeld":