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Mond- und Skylab-Astronaut mit Krefelder Familienwurzeln
Veröffentlicht am: 05.07.2023
Die erste Mannschaft von Skylab: Joseph Kerwin Charles "Pete" Conrad und Paul Weitz.
Bild: National Aeronautics and Space Administration (NASA)
Familienwurzeln liegen in Krefeld
Der US-Astronaut Charles „Pete" Conrad wird 1930 in Philadelphia geboren - und seine Familienwurzeln liegen in Krefeld. Der dritte Mann auf dem Mond ist ein direkter Nachfahre von Thones Kunders, der zu jener ersten organisierten deutschen Auswanderergruppe gehört, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Krefeld nach Nordamerika aufbricht. Conrad fliegt schon 1965 und 1966 mit dem Gemini-Programm ins All und im November 1969 als Kommandant von Apollo 12 zum Mond. Der Mann mit der markanten Zahnlücke ist ein erfahrener Astronaut, als er im Mai 1973 zu seinem vierten und letzten Trip als erster Kommandant der US-amerikanischen Raumstation Skylab ins All aufbricht. Die Mission vor 50 Jahren steht jedoch zunächst unter keinem guten Stern.
All Engines running. Lift off
Mit Problemen während einer Weltallreise, damit kennt sich Conrad aus: Al Bean, Dick Gorden und Charles „Pete" Conrad sind gute Freunde, fast wie Brüder. Am 14. November 1969 sitzt das Trio von Apollo 12 fast an der Spitze der gut 110 Meter hohen Rakete mit hunderten Tonnen Treibstoff unter sich. Der Countdown läuft runter. Die fünf Triebwerke zünden. „All Engines running. Lift off!" Nach 36 und ein zweites Mal nach 52 Sekunden schlägt der Blitz in die Rakete ein. Im Cockpit leuchten die Alarmsignale auf und sorgen für Angst und Schrecken im Kontrollzentrum. In keiner Simulation haben sie eine derartige Situation durchgespielt. Conrad bleibt gelassen. Sein Puls steigt noch nicht einmal an. Er liest dem Flugdirektor Gerry Griffin eine schier unendliche Fehlerliste vor. John Aaron, verantwortlich für das elektrische System im Kontrollzentrum, erinnert sich dann doch an einen ähnlichen Fall und rät den „Signal Condition Equipment"-Schalter auf „Aux" zu stellen. Bean betätigt den Schalter, und alle Daten sind wieder verfügbar. Cornad blickt durch das Fenster, sieht die Sonne, die Rakete steigt weiter. „Was haben sie uns da nur für einen Simulator gegeben", witzelt er, und die anderen lachen.
Mondtour ohne Filmaufnahmen
Die Landung mit der Fähre auf dem Mond beginnt auch mit einem Problem: Conrad muss die manuelle Steuerung übernehmen, weil der angepeilte Landeplatz sich als ungeeignet erweist. Sie sollen in der Nähe einer Sonde landen, um deren Kamera zu bergen. Als sich der Staub legt, können sie diese bereits auf der anderen Seite des Kraters erblicken. Leider existieren von dieser Mondtour keine Filmaufnahmen, weil die TV-Kamera zerstört wird. Es gibt nur Schreie und Geräusche von dem Ausflug.
Skylab
Und nun Skylab: Das Interesse der Bevölkerung und Medien an den Apollo-Mondflügen sinkt nach den ersten Landungen auf dem Erdtrabanten. Nur das Drama um Apollo 13 und die Rettung der Mannschaft rückt die Aufmerksamkeit auf das Programm. Die Nasa stellt die Mondflüge 1972 mit Apollo 17 ein und konzentriert sich auf die Skylab-Mission. Bereits Mitte der 1960-Jahre plant die Nasa eine Zukunft der bemannten Raumfahrt. Für das Weltraumlabor wurde die Oberstufe einer Saturn-Trägerrakete umgebaut. Die unbemannte Raumstation hebt am 25. Mai 1973 vom Kennedy Space Center in Florida ab. Nach etwa mehr als 60 Sekunden kommt eine Fehlermeldung bei der Flugleitung an.
Skylab im Orbit. Bild: National Aeronautics and Space Administration (NASA)
Beschädigte Solarmodule
Der komplette Mikrometeoritenschutzschild ist abgerissen, und einige Solarmodule wurden beschädigt. Skylap erreicht zwar die geplante Umlaufbahn, die Station ist aber nicht einsatzbereit. Die Solaranlage produziert nur die Hälfte der benötigten Energie. Der fehlende Schutzschild sollte auch als Wärmeschutz dienen, nun heizt sich die Station auf. Der Bodencrew gelingt es nach einigen Tagen, die Station so zu stabilisieren, dass die Mannschaft mit Conrad, dem Piloten Paul Weitz und Joseph Kerwin als Wissenschaftler im Team dorthin fliegen kann. Diese Zwischenzeit wurde genutzt, um Reparaturpläne vorzubereiten und die Astronauten dafür zu trainieren.
Rekord im Weltraum
Das Apollo-Raumschiff nähert sich Skylab und fliegt zunächst um die Station herum, um sich die Schäden anzuschauen. Ohne Erfolg bleib der erste Versuch, ein Solarmodul zu entfalten. Bei der grotesk anmutenden Situation hofft Weitz mittels einer Stange mit Haken, das nicht ausgefahrene Solarmodul zu bewegen. Dabei stand er in der geöffneten Luke des Raumschiffs, seine Beine hält dabei Kerwin fest, und Conrad steuert die Kapsel. Einen Tag später koppelten sie erst an die Station an. Und mit dem Befestigungen einer goldenen Schutzfolie über der Schadstelle gelingt es ihnen tatsächlich, die Temperatur in der Station zu senken. Bei einem Außeneinsatz schaffen es Conrad und Kerwin dann doch, das verklemmte Solarmodul zu entfalten. Damit funktioniert die beschädigte Raumstation wieder. Die Mannschaft kümmert sich dann um die Durchführung von wissenschaftlichen Experimenten wie die Sonnenbeobachtung und medizinische Tests. Vier Wochen leben und arbeiten die drei in der Raumstation. Für den Moment hält das Trio mit 28 Tagen im All den Langzeitrekord. Und mit 49 Tagen im Weltraum kann Charles Conrad den Rekord für den längsten Gesamtaufenthalt aufstellen.
Motorradunfall
Nach Conrad, Weitz und Kerwin arbeiten noch zwei Teams mit jeweils drei Astronauten im Skylab. Dann „mottet" die Nasa die Station ein. Skylab wurde auf einer höheren Umlaufbahn geparkt und umkreist die Erde mehrere Jahre ohne Funktion. Dann wurde im Frühjahr 1978 wieder der Kontakt aufgenommen. Die Steuerung der Station war zu diesem Zeitpunkt aber stark beeinträchtigt, die Skylab sinkt immer mehr Richtung Erde. Und so entschließt sich die Nasa zu einem kontrollierten Absturz in den Pazifik. Im Juli 1979 zerbricht die Station in der Atmosphäre. Aber einige Trümmer gehen unter anderem in Australien zu Boden.
Charles „Pete" Conrad verlässt nach dieser Mission die Nasa und arbeitet für verschiedene Unternehmen. Er stirbt kurz vor seinem 30. Mondlandungsjubiläum am 8. Juli 1999 an den Folgen eines Motorradunfalls. Es geschah an einem Ort in Kalifornien, den die Ureinwohner „Ojai" nennen, ihr Wort für den Mond.
Hintergrund-Information:
Der Astronaut Charles „Pete" Conrad ist ein direkter Nachfahre von Thones Kunders. Er gehört zu jener ersten organisierten Auswanderergruppe aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Krefeld nach Nordamerika aufbricht. Ein Land ohne Repressalien, wo sie ihren Glauben frei leben können - dieses Versprechen bringt der Theologe Franz Daniel Pastorius 1683 den Mennoniten und Quäkern nach Krefeld. Noch im selben Jahr brechen 13 Familien von Krefeld aus in das gelobte Land jenseits des Atlantik auf. Kunders gründet in Pennsylvania den Ort Germantown mit, heute ein Stadtteil Philadelphias. Der (ursprüngliche) Familienname Kunders ändert sich mit der Zeit und neuen Familienzweigen: zuerst in Cunreds, dann in die Linien Cunards und Conrads. Eine kanadische Linie heißt Cunard, und Samuel Cunard gründet eine bis heute nach ihm benannte Reederei unter deren Flagge auch die Queen Mary 2 fährt. Petes Linie nennt sich Conrad.