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Museum Burg Linn: Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Frieden
Veröffentlicht am: 27.10.2023
Museumsleiter Boris Burandt und Ralf-Günter Stefan stellen aktuelle Präsentation vor. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann
Hessische Söldnertruppen
Kurz vor Burg Linn in Krefeld zweigt die „Hessenstraße" in ein Wohngebiet ab. Sie erinnert an das Söldnerheer der Hessen im Dreißigjährigen Krieg, das ab 1640 als Teil der protestantischen Truppen gegen die der Katholiken am Niederrhein kämpfte. Zu Beginn des Konflikts (1618) spielte der konfessionelle Gegensatz zwar noch eine Rolle. Aber im Verlauf dieses europäischen Kriegs traten die machtpolitischen Interessen immer mehr in den Vordergrund. Eine der größeren Schlachten des Dreißigjährigen Krieges zwischen den beiden „Lagern" fand am 17. Januar 1642 an der Hückelsmay bei Krefeld statt, an der auch hessische Söldnertruppen beteiligt waren. Nach dem Westfälischen Frieden (1648) blieben hessische Söldner noch einige Zeit am Niederrhein - so auch in Linn. Während der Einquartierung unter anderem in Linn litten Bürger und Bauern unter Repressalien. Sie mussten Dienste und Abgaben leisten, die Felder konnten nicht bestellt werden. Der Frieden kehrte erst 1651 mit dem Abzug der „Hessen" ein. Das Museum Burg Linn widmet dieser Zeit nun eine neue Präsentation, die gleichzeitig den Auftakt für die Umgestaltung der stadthistorischen Dauerausstellung bildet.
Aktuelle Präsentation
Kanonenkugeln, Hellebarden, Helme, ein Reiterharnisch aus dem Bestand des Museums Burg Linn sowie zahlreiche Bücher und Dokumente bilden die Basis für die Schau. „Das ist unser erster Baustein für die neue Dauerausstellung", sagt Museumsleiter Dr. Boris Burandt. Von der Steinzeit über die Antike und dem Mittelalter in den unteren Etagen des Museums an der Rheinbabenstraße wird ab der zweiten Etage künftig die Zeit ab 16./17. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert thematisiert. Den Auftakt bildet der Dreißigjährige Krieg auf dem heutigen Krefelder Gebiet und der vor 375 Jahren geschlossene Westfälische Frieden. Die neue Ausstellung kuratierte Ralf-Günter Stefan. Der ehrenamtliche Mitarbeiter betreut und bearbeitet seit vielen Jahren die Historische Bibliothek des Museums. Als Sammler von historischen Büchern, Briefen und Dokumenten unterstützt er die aktuelle Präsentation mit zahlreichen, teils sehr seltenen Leihgaben.
Seltenes Flugblatt
„Wir können Objekte zeigen, die wichtigen Akteuren des Dreißigjährigen Krieges direkt zugeordnet werden können", so Stefan. Dazu zählt ein handschriftlicher Brief samt Siegel des Feldmarschalls Johann Tserclaes von Tilly (1559-1632). Er agierte als oberster Heerführer der katholischen Liga und später des kaiserlichen Heers. Außerdem stellt Stefan einen handschriftlichen Brief mit Unterschrift von Kaiser Ferdinand II. (1578-1637) zur Verfügung. Aus dem Bestand des Museums wird ein sehr seltenes Flugblatt nach langer Zeit wieder gezeigt, dass die Schlacht an der Hückelsmay 1642 darstellt. „Die Schlacht war für die katholische Seite ein Desaster", so Burandt. Die protestantischen Truppen, zu denen auch die hessischen Söldner gehörten, überrannten die völlig überraschten Katholiken. Bei der Schlacht fielen rund 2.800 von ihnen, 3.000 Mann wurden gefangen genommen. Bei den Protestanten starben an diesem Wintertag rund 115 Soldaten.
Geänderte Öffnungszeiten
Ab 1. November gelten in den Linner Museen geänderte Öffnungszeiten. Das Museum Burg Linn an der Rheinbabenstraße 85 und das Deutsche Textilmuseum am Andreasmarkt 8 in Linn haben ab Mittwoch, 1. November, wieder Winterzeiten und damit dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Die Winteröffnungszeiten gelten bis zum 31. März 2024. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben in Krefelder Museen kostenfreien Eintritt.