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Museumsleiterin schreibt über Bauhaus-Meister Johannes Itten
Veröffentlicht am: 08.11.2024
Museumsleiterin Dr. Annette Schieck mit dem Ausstellungskatalog und einem Stoff aus der Itten-Sammlung des Deutschen Textilmuseums Krefeld. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Das Kunstmuseum Thun in der Schweiz zeigt zurzeit die Ausstellung „Gunta Stölzl und Johannes Itten - Textile Universen". Das Deutsche Textilmuseum Krefeld ist einer der großen Leihgeber. Vor allem der Bauhaus-Meister Johannes Itten (1888-1967) hat eine direkte Verbindung nach Krefeld. „Wir besitzen Textilien und Hinterlassenschaften aus der Zeit, als Johannes Itten an der Flächenkunstschule in Krefeld lehrte. Es ist ein sehr reicher Schatz", berichtet Museumsleiterin Dr. Annette Schieck. Über Ittens Krefelder Zeit hat Schieck einen Beitrag im nun erschienenen Katalog zur Ausstellung geschrieben. „Die in Krefeld praktizierte enge Verbindung von Schule und Industrie im Rahmen der Ausbildung war einzigartig. So wurden die Schülerinnen und Schüler früh in die Betriebe eingeführt und an zeitgemäßen Maschinen ausgebildet, was ihnen den späteren Berufseintritt erleichterte", so die Museumsleiterin in der deutsch-englisch-sprachigen Publikation.
Itten setzte seine Bauhaus-Lehre in Krefeld fort
Durch einen Artikel in der Zeitschrift „Die Form" wurden Krefelder Textilhersteller auf Itten und seine Lehre aufmerksam und gewannen ihn für ihr Vorhaben. „Johannes Itten konnte auf langjährige Erfahrung als Lehrender für Gestaltung am Bauhaus und an anderen Schulen zurückblicken, als er die Leitung der Flächenkunstschule übernahm. Hierfür war die Kontaktaufnahme durch Dr. Erich Raemisch, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Vereins deutscher Seidenwebereien, und Hermann Lange, erster Vorsitzender des Vereins und Krefelder Seidenhersteller, in Berlin maßgebend", so Schieck in ihrem Katalogbeitrag. Itten setzte dann seine am Bauhaus entwickelte Lehre in Krefeld fort. „Die Flächenkunstschule war als befristetes Projekt mit der Option auf Verstetigung konzipiert", berichtet die Museumsleiterin. Nach zwei Jahren Probezeit fand eine erste Evaluierung statt, die Itten trotz Erfolgs keine Verstetigung brachte. Die Flächenkunstschule wurde nach dem Wintersemester 1937/1938 geschlossen. Seine Kunst galt unter den Nationalsozialisten seit 1937 als „entartet". Der bis April 1938 angelegte Vertrag wurde im November 1937 gekündigt. Itten musste Deutschland im Frühjahr 1938 verlassen. Er zog zurück in die Schweiz.
200 Exponate werden in Thun gezeigt, 21 davon kommen aus Krefeld
Kleider, Stoffbahnen, Gewebemusterstücke, ein Studienbuch mit Namen und Fotos der Schüler Ittens, die er an der Webeschule von 1932 bis 1938 ausgebildet hat, sowie handgefertigte Skizzen und Musterpatronen zählen zu den insgesamt 200 Exponaten, die in Thun gezeigt werden. Das Deutsche Textilmuseum hat 21 Objekte aus dieser Sammlung nach Thun ausgeliehen. „Wir freuen uns sehr, dass wir als Deutsches Textilmuseum Krefeld zu dem Kreis der internationalen Leihgeber dieser Ausstellung gehören", sagt Schieck. Objekte von Johannes Itten hatte seinerzeit seine Ehefrau Anneliese Itten 1992 dem Haus gestiftet. Unter den Ausleihen befinden sich sieben Stoffbahnen, davon vier, die Johannes Itten persönlich gestaltet hat - ein schwarzer Tulpenstoff mit Golddruck ziert sogar das Ausstellungsplakat.
Zu der Ausstellung „Gunta Stölzl und Johannes Itten. Textile Universen" ist ein Katalog (Verlag Hirmer) mit dem Beitrag „Johannes Itten an der Höheren Fachschule für Textile Flächenkunst in Krefeld (1932-1938)" von Dr. Annette Schieck erschienen. Die Publikation umfasst 256 Seiten mit 270 Abbildungen in Farbe und kostet im Buchhandel 42 Euro. Die Ausstellung in Thun endet am 1. Dezember. Weitere Informationen stehen unter www.kunstmuseumthun.ch/de.