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Neue Stolpersteine an der Grenzstraße wurden verlegt

Veröffentlicht am: 24.03.2025

Stolpersteine Grenzstraße
Neuverlegung von sieben Stolpersteinen an der Grenzstraße: v.l.: Fabian Schmitz von der NS Dokumentationsstätte, Sibylle Kühne-Franken, Vorsitzende des Vereins Villa Merländer, Spenderin Inge Bongardz, Josef Amshoff, Projekt Stolpersteine Villa Merländer, Spender Dirk Wellen, Daniel Simon von der NS-Dokumentationsstelle und Rüdiger Borstel von der Finkelstein-Stiftung.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

"Vor allem danken wir der Finkelstein-Stiftung und den privaten Spendern und Spenderinnen"

Für die Familie Hirtz/Pappenheimer sind am 20. März an der Grenzstraße 59 sieben Stolpersteine neu verlegt worden. Im vergangenen November wurden die Messing-Stein-Würfel des Künstlers Gunter Demnig aus dem Bürgersteig herausgerissen und gestohlen. An deren letzten bekannten freiwilligen Wohnort erinnern die Stolpersteine jeweils an Opfer des Nationalsozialismus. „Das Team der NS-Dokumentationsstelle und der Vorstand des Vereins Villa Merländer danken herzlich für die uns entgegengebrachte Anteilnahme und Unterstützung. Vor allem danken wir der Finkelstein-Stiftung und den privaten Spendern und Spenderinnen, die sich hier an uns gewandt und die Neuverlegung möglich gemacht haben", sagt Sandra Franz, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld.

Erinnerungen an das Schicksal von sieben Krefeldern

Die Stolpersteine an der Grenzstraße auf der Höhe des Sprödentalplatzes waren im Jahr 2020 verlegt worden. Sie erinnern an das Schicksal von sieben Krefeldern: Simon Hirtz wurde am 13. November 1869 in Krefeld geboren. Er machte eine kaufmännische Lehre und arbeitete als kaufmännischer Angestellter. Am 7. März 1899 heiratete er Selma Waldbaum. Sie war 1890 mit zwei Schwestern von Iserlohn nach Krefeld gekommen, wo ihr Bruder Bernhard seit einigen Jahren ein Modewarengeschäft führte. Selma hatte 1893 sie mit ihrer Schwester Rosalie im Haus Neusser Straße 37, wo sie auch wohnte, ein Putzwarengeschäft (Accessoires und Hüte) eröffnet. Dieses Geschäft übernahm sie nach ihrer Heirat als Inhaberin, ihr Mann arbeitete dort als Angestellter. Simon und Selma Hirtz bekamen drei Kinder: 1900 Hilde, 1905 Eugen und 1906 Charlotte. Um 1905 erwarb Simon Hirtz das Haus Neusser Straße 37. Ab 1912 war er auch Inhaber des Putzwarengeschäftes, in welchem seine Frau nun als Prokuristin tätig war. Im März 1919 zog die Familie an die Grenzstraße 59, wo sich Simon Hirtz ein Haus hatte errichten lassen.

Die Tochter Hilde heiratete 1922 den aus Gross-Gerau stammenden Kaufmann Sally Pappenheimer. Das Ehepaar bekam zwei Kinder: 1923 Helmuth und 1927 Werner. Sie wohnten im Haus Dreikönigenstraße 50. Zeitweilig hielt sich Sally Pappenheimer in Frankfurt am Main auf, wo er 1929 starb. Seine Witwe zog mit ihren Kindern wieder in das Haus an der Grenzstraße. Eugen Hirtz arbeitete im Geschäft der Eltern und wohnte im elterlichen Haus, ebenso wie die jüngere Tochter Charlotte. Sie emigrierte im April 1936 nach Amsterdam und heiratete dort Sascha Steinberg.

In der Pogromnacht 1938 wurden das Geschäft an der Neusser Straße erheblich zerstört und geplündert, der 69-jährige Simon Hirtz von der Gestapo verhaftet und erst am 19. November wieder freigelassen. Das Haus mitsamt dem Geschäft musste im Dezember 1938 verkauft werden, in der Folge auch das Haus an der Grenzstraße. Simon Hirtz und seine Frau Hilde Pappenheimer mit den Söhnen Helmuth und Werner und Eugen Hirtz zogen in den Nordbezirk, bevor sie im Juli 1941 in das „Judenhaus" Königstraße 255 eingewiesen wurden. Als erster der Familie wurde Eugen Hirtz ein Opfer der Deportationen. Er wurde am 25. Oktober 1941 nach Lodz/Litzmannstadt verschleppt. Am 13. Mai 1942 kam er in das Lager Chelmno/Kulmhof, wo er am folgenden Tag ermordet wurde.

Hilde, Helmuth und Werner Pappenheimer waren die nächsten Opfer. Sie wurden am 22. April 1942 nach Izbica deportiert. Bei diesem Transport gab es keine Überlebenden. Die Deportierten wurden wahrscheinlich alle in den Vernichtungslagern Sobibor oder Belzec ermordet. Zuletzt wurden Simon und Selma Hirtz Opfer des Judenmords. Sie kamen im Juli 1942 mit einem Transport nach Theresienstadt. Von dort wurden sie im September 1942 nach Treblinka verschleppt und dort ermordet. Auch Charlotte Steinberg blieb nicht verschont. Sie wurde in Amsterdam verhaftet, im Lager Westerbork interniert und am 29. September 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Weitere Informationen zu den in Krefeld verlegten Stolpersteinen sind im Geoportal zu finden unter der Adresse https://geoportal-niederrhein.de/krefeld/stolpersteine/.