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Neues Buch: Fritz Huhnen – der Mann mit den vielen Facetten

Veröffentlicht am: 29.11.2024

Verleger Stefan Kronsbein und Autor Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs Krefeld, präsentieren das neue Fritz-Huhnen-Buch. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann
Verleger Stefan Kronsbein und Autor Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs Krefeld, präsentieren das neue Fritz-Huhnen-Buch. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann

„Ich sehe ihn noch vor mir, als markante Figur auf dem Fahrrad", erinnert sich der Krefelder Verleger Stefan Kronsbein. Gemeint ist Fritz Huhnen. „Er war bei uns in der Familie öfter Gesprächsthema", fügt der 71-Jährige hinzu. Und nicht nur in der Familie Kronsbein sprach man über Fritz Huhnen. Er war ein Krefelder Prominenter, ein charmanter und geselliger Mensch und gefühlt überall in der Stadt präsent. Also, Fritz Huhnen, einer, der den Bardamen der Samt- und Seidenstadt zur später Stunde die moderne Kunst erklärte, denn „Mädsches send sin enzije Schwäche". Und jener Fritz Huhnen, Jahrgang 1895, zaubert bei denen, die ihn noch erlebt haben, bis heute ein Lächeln, ein Lachen ins Gesicht und ein Glänzen in die Augen. Über 40 Jahre nach seinem Tod erinnern sich noch vielen Krefelder und Krefelderinnen an ihn und an anekdotenhafte Begegnungen. Die vielen Facetten Fritz Huhnens als Künstler, Theatermaler, Autor und Pressezeichner hat nun Olaf Richter in seinem Buch „Kunst, die nicht vergeht..." gesammelt, beschrieben und im Krefelder Verlag Stefan Kronsbein veröffentlicht.

Mischung aus Kunst- und Stadtgeschichte

Als Huhnen 1981 starb wurde sein Nachlass aufgeteilt: Die Bilder kamen in das Depot der Kunstmuseen, seine Bibliothek ging an die damalige Stadtbücherei, und seine Dokumente wurden in gut einem Dutzend Kartons im Stadtarchiv eingelagert. Als Leiter des Stadtarchivs machte sich Olaf Richter 2013 daran, diesen Bestand zu bearbeiten. „Die Mischung aus Kunst- und Stadtgeschichte fand ich sehr reizvoll", sagt Richter. In den folgenden Jahren widmete er sich der Recherche, sprach mit Zeitzeugen, notierte deren Erinnerungen, neues Archivgut wie das des Stadttheaters fügte er als neue historische Quellen in seine Forschung ein. Huhnen wirkte von 1924 bis 1968 am alten und dem neuen Stadttheater und verdiente dort sein Geld als Bühnenmaler. Einige seiner expressionistischen Bühnenbilder sind in dem reich bebilderten Buch (278 Abbildungen) zu sehen.

Richters akribische Arbeit mündet nun - durchaus unterbrochen von längeren Pausen - in einer gut 200-seitigen Fritz-Huhnen-Biographie. „Er ist sicher eine außergewöhnliche Persönlichkeit", betont der Archivleiter, der durch sein Quellenstudium in Fritz Huhnen einen „höchst begabten Künstler mit Tiefgang" entdeckt hat. Dessen Radius und Horizont sich nicht auf das heimische Krefeld begrenzte, sondern der Kontakte und Freundschaften im In- und Ausland mit Künstlern wie Ernst Ludwig Kirchner sowie Georg Grosz und Musikern und Komponisten wie Friedrich Holländer unterhielt und pflegte. Davon zeugen seine Eintragungen ins Adressbuch, das Richter ausgewertet hat. Auch Briefe an Huhnen verwertete er, um sich eine Vorstellung vom hiesigen Zeitgeist zu verschaffen und diesen Eindruck in die Publikation einfließen zu lassen. „Es macht schon Spaß, in anderer Leuts Briefe zu stöbern", sagt Richter mit einem Augenzwinkern.

Gute, Böse und Krefelder

Mit dem Buch „Kunst, die nicht vergeht..." holt Richter das umtriebige Original und den beliebten Charmeur Fritz Huhnen vier Jahrzehnte nach dessen Tod wieder zurück in die Gegenwart. Huhnen verkörpert mit seiner Biographie natürlich einen Menschen des alten Krefeld, das mit der Bombardierung im Sommer 1943 unwiederbringlich in Schutt und Asche fiel. Während des Bombenangriffs gingen auch etwa 10.000 Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen von Huhnen verloren. Das alte Krefeld lebte noch viele Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg in den Erinnerungen vieler Krefelder weiter, die Huhnen liebevoll in „Gute, Böse und Krefelder" sammelte und seiner Geburtsstadt als literarisches Denkmal hinterließ. Viermal wurde dieses Buch aufgelegt. „Das zeigt auch, wie verankert Fritz Huhnen im gesellschaftlichen Leben war", so Richter.

Das Buch „Kunst, die nicht vergeht..." kostet 30 Euro und ist ab sofort im Krefelder Buchhandel erhältlich. Die Auflage beträgt 500 Exemplare. Der Kunstverein Krefeld am Westwall 124 zeigt bis Februar 2025 eine kleine Ausstellung mit Werken von Fritz Huhnen.