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Neues Buch über Industriegeschichte und Konsumkultur in Krefeld
Veröffentlicht am: 09.10.2024
Vorstellung der "Krefelder Studien" mit Oberbürgermeister Frank Meyer, Archivleiter Dr. Olaf Richter (links) und Autorin Professorin Stefanie van de Kerkhof.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischof
Der Beginn der Weimarer Republik bedeutete eine Zeitwende. Der Erste Weltkrieg war beendet, die Monarchie hatte abgedankt. Als demokratischer Rechtsstaat machte sich die junge Republik auf, ein fortschrittliches Land zu sein, das die Hoffnung auf bessere Zeiten in sich trug. Doch die sogenannten „Goldenen Zwanziger" sind im Rückblick nur eine Seite der Medaille gewesen. In der konsum- und wirtschaftshistorischen Forschung zeichnet sich ein eher gegenteiliges Bild ab. „Die Bevölkerung litt massiv an Mangel", sagt Professorin Stefanie van de Kerkhof. In Band 18 der Reihe „Krefelder Studien" untersuchte sie die Jahre 1918 bis 1933 im Hinblick auf die Industrie- und Konsumgeschichte der Stadt Krefeld. „Das ist ein hochspannendes Thema, das Stefanie van de Kerkhof für uns erforscht hat", betont Oberbürgermeister Frank Meyer bei der Vorstellung der neuen Publikation.
Neue Perspektiven und Dokumente
Die fünfbändige Krefelder Stadtgeschichte deckt viele, aber nicht alle historischen und thematischen Bereiche ab. Insofern ergänzt die neue Folge der Krefelder Studien die Gesamtbetrachtung Krefelds. Bislang unbeachtete Dokumente und andere Quellen in mehreren Archiven, aber vor allem den Zeitungsbestand des Krefelder Archivs nutzte van de Kerkhof für ihre analytische Betrachtung. „Man findet nicht nur neue Perspektiven, sondern auch immer wieder neues Material", sagt Dr. Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs über die Forschungsarbeit. Das methodisch Neue an diesem Buch sei, dass Industrie- mit Konsum- und Kulturgeschichte des Rheinlands verbunden werde, so van de Kerkhof. Die hiesige Textil- und Chemieindustrie werde in einem größeren nationalen und internationalen Zusammenhang beleuchtet und eingeordnet. „Die wenigen goldenen Jahre der Weimarer Zeit ab 1924/1925 waren in Krefeld und dem niederrheinischen Umland nicht so glänzend, wie man es früher annahm. Nicht nur während des Ruhrkampfs, der Hyperinflation und der Besetzung durch die belgischen Truppen, sondern auch nach deren Ende blieben die Zeiten bis auf kurze Erholungsphasen der Wirtschaft krisenhaft", schreibt van de Kerkhof. Für die Samt- und Seidenstadt verbindet sich mit dieser Zeitphase ein tiefgreifender Wandel. „Der Abschied von Luxus-Produkten findet in Krefeld während der Weimarer Zeit statt", sagt die Historikerin.
Das Buch ist im Stadtarchiv Krefeld erhältlich
Der wissenschaftliche, eher sperrige klingende Titel „Moderne Zeiten im Westen? Industriegeschichte und Konsumkultur der Stadt Krefeld in der Weimarer Zeit, 1918-1933" sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es van de Kerkhof gelingt, ein spannendes Bild der Zeit in der Weimarer Republik zu zeichnen. Sie zeigt die Facetten der Samt- und Seidenstadt in jenen Jahren, die sich wandelnde Textilindustrie, die Streiks und Aufstände, das Feiern und den Sport, kurzum das städtische Leben. Die Veröffentlichung in der Reihe „Krefelder Studien" wurde durch die Stadt Krefeld und den Landschaftsverband Rheinland ermöglicht. Die Auflage beträgt 500 Exemplare. Das Buch umfasst 367 Seiten und kostet 30 Euro. Es ist im Stadtarchiv Krefeld an der Girmesgath 120 während der Öffnungszeiten oder im Buchhandel erhältlich.