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Niederrheinischer Literaturpreis der Stadt Krefeld wurde verliehen
Veröffentlicht am: 04.11.2024
Verleihung des Niederrheinischen Literaturpreises der Stadt Krefeld: (v.l.) Vorsitzender der Jury, Henning Heske, Preisträger Levin Westermann, Oberbürgermeister Frank Meyer und Jury-Mitglied Angela Gutzeit. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann
Der Autor Levin Westermann hat den Niederrheinischen Literaturpreis der Stadt Krefeld erhalten. Oberbürgermeister Frank Meyer übergab den mit 10.000 Euro dotierten Preis an den gebürtigen Meerbuscher. Der heute in der Schweiz lebende Westermann wurde für seinen Roman „Zugunruhe" (2024) und auch für sein bisheriges schriftstellerisches Gesamtwerk geehrt. „Sein Thema könnte global kaum relevanter sein: Levin Westermann schreibt in seinem Buch „Zugunruhe" über die Zerstörung der Natur durch den Menschen, über die längst spürbaren Folgen des Klimawandels, des Artensterbens und der Vernichtung von Lebensräumen", sagte Frank Meyer. Der Niederrheinischen Literaturpreis der Stadt Krefeld wird im Zwei-Jahres-Rhythmus vergeben. Vorherige Preisträger sind unter anderem Christoph Peters, Elke Schmitter, Ulla Lenze, Burkhard Spinnen und Hans Neuenfels.
Hoffnung ist Mangelware
Der Buchtitel „Zugunruhe" bezieht sich auf das Phänomen der Rastlosigkeit, die Zugvögel erfasst, wenn sie spüren, dass sie einen unwirtlich werdenden Ort verlassen müssen. Als Dreh- und Angelpunkt des Romans erscheint so die Nacherzählung eines kaltblütigen wissenschaftlichen Experiments, in dem Zugvögeln jegliche Navigationsmöglichkeit geraubt wird. „Das Buch schwankt zwischen Traurigkeit, Wut und Resignation - Hoffnung ist hier Mangelware. Es ist - ich hoffe, ich darf das so ehrlich bekennen - für uns Leser recht harter Stoff, sowohl thematisch als auch im sprachlichen Anspruch: Man spürt auf jeder Seite den Lyriker, den Poeten Levin Westermann, der düsteren, teils regelrecht depressiven Gedanken nachhängt", sagte der Oberbürgermeister.
Die langjährige freie Literaturredakteurin des Deutschlandfunks, Angela Gutzeit, hielt als Vertreterin der Jury die Laudatio. Die Jury hatte in ihrem einstimmigen Urteil die verdichtete sprachmächtige Gestaltung und die thematisch hohe Dringlichkeit gewürdigt, mit der Westermann zentrale Themen dieser Zeit aufgegriffen habe, wie die Corona-Pandemie und die Klimakrise. In ihrer Rede „mäanderte" sie, wie Gutzeit es selbst sagte, zwischen dem ausgezeichneten Buch und dem Gesamtwerk des Autors. „Literatur ist das wertvollste Erkenntnisinstrument, das wir haben", so Gutzeit. Sie ordnete Westermanns Werk mit einer Fülle an Verweisen und Bezügen in einen literaturwissenschaftlichen Kontext ein. Der Autor habe sich auf eine metaphysische Reise durch die Zeit begeben, verknüpft mit der Ambivalenz der Sprache. „Die Sprache ist ein Mittel für den Zweck", so Gutzeit.
Zeit zum Schreiben
Levin Westermann bedankte sich mehrfach in seiner Rede für die Preisverleihung in Krefeld. Er griff dabei eine Bemerkung von Oberbürgermeister Frank Meyer auf, dass ihm das Preisgeld vielleicht ein Stück Freiheit schenke, weiter mit an seinen Themen zu arbeiten. Westermann erinnerte sich dabei an eine Zeitungsglosse, in der die Abschaffung von allen Literaturpreisen gefordert wurde. Dieser Auffassung widersprach der Preisträger vehement. Preisgelder seien eine wichtige finanzielle Unterstützung. „Weil man ruhig schlafen kann, die Miete, die Pasta, der Kaffee bezahlt sind und man Zeit zum Schreiben hat", so Westermann. Geld sei deswegen eine Möglichkeit, besser scheiben zu können.