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Pantaleons-Kirmes in Uerdingen findet vom 21. bis 25. Juli statt

Veröffentlicht am: 19.07.2023

Ein Süßigkeitenstand auf der Krefelder Sprödentalkirmes. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
Symbolbild Kirmes. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof

Fast 600 Jahre Tradition

In der Rheinstadt Uerdingen beginnt am Freitag, 21. Juli, die traditionelle Pantaleons-Kirmes. Auf dem historischen Marktplatz vor dem Rathaus können sich die Besucher dann auf den Fahrgeschäften vergnügen. Die Kirmes- oder Jahrmarkt-Tradition in Uerdingen ist nunmehr fast 600 Jahre alt. Im Februar 1462 verlieh Erzbischof Dietrich von Köln den Rheinstädtern einen „neuen Jahrmarkt", der am St. Laurentiustag (10. August) abgehalten werden sollte. In dieser Urkunde sicherte der Erzbischof allen Besuchern drei Tage vor und drei Tage nach dem Jahrmarkt sicheres Geleit zu. Dies galt jedoch nicht für die Feinde des Erzstifts sowie überführte und ungesühnte Missetäter.

Pantaleon ist ein christlicher Heiliger

Händler von nah und fern kamen zum 10. August jeden Jahres fortan in das Rheinstädtchen, um dort ihre Waren anzubieten. Zu ihnen gesellten sich am Laurentiustag Musikanten, Gaukler, Drehorgelspieler und reisende Schausteller. Das Recht, einen Jahrmarkt zu veranstalten, blieb Uerdingen erhalten. Doch nach über 300 Jahren wurde der Termin zum ersten Mal geändert. Im Jahr 1774 wurde der Markt vom Laurentiustag auf den ersten Mittwoch nach St. Katharina (25. November) verlegt. Daneben gab es noch einen weiteren Markttag am Mittwoch nach Aschermittwoch. In das Ende des sommerlichen Julis kam der Markt erst in der Franzosenzeit. Am 13. April 1808 wurde aus den zwei Jahrmärkten wieder eine Veranstaltung. Seitdem feiern die Uerdinger ihre Kirmes ab dem Sonntag vor Pantaleon (27. Juli). Pantaleon ist übrigens ein christlicher Heiliger, der im Jahr 305 für seinen Glauben als Märtyrer gestorben sein soll.

Zylinderschwenken

Die Kirmes wird traditionell und offiziell mit dem Zylinderschwenken des Bezirksvorstehers - früher Bürgermeister - vom Balkon des Rathauses am historischen Marktplatz eröffnet. Drehorgelspieler beschallten dann den Platz, und das Fest begann. In den Straßen und Gassen hingen Girlanden, und zahllose blaurote Fahnen schmückten die Häuser, deren Fenster und Wände häufig wegen der Kirmes frisch gestrichen wurden. Der Besuch auf dem Festplatz war noch ein gesellschaftliches Ereignis. Für den Kirmesbesuch putzten sich die Uerdinger heraus, denn man wollte nicht nur sehen, sondern auch gesehen werden. In manchen Gesinde-Verträgen wurden sogar freie Tage für den Jahrmarkt und ein zusätzliches Kirmesgeld vereinbart. In den Familien wurde eifrig gebacken und geschmort. Es gab besonders leckeren Kirmesweck mit Rosinen, Mandeln, Citronat und auch saftigen Kirmesbraten. Abends ging es dann gemeinsam zum Tanz. Nachbarschaften feierten fröhlich miteinander, und Verwandtenbesuche wurden erwartet. Im 20. Jahrhundert etablierte sich der Brauch des arbeitsfreien Kirmesmontags. Die Verwaltungsangehörigen hatten dienstfrei, viele Industriebetriebe gaben ihren Mitarbeitenden ebenfalls frei.

Stellplätze wurden verlost

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhielten die Schausteller nicht einfach einen Stellplatz. Ab 1870 wurden die Plätze 14 Tage vor dem Start des Jahrmarktes verlost. Einzig die beiden „Pferdekarussells" mit geschnitzten und bunt bemalten Pferdchen der Schausteller Pütz und Kronenberg bekamen immer denselben Ort zugesprochen. Statt die Fahrbetriebe durch das Drücken von starken Männern in Gang zu setzen, wurden bei den Pferdekarussells in späteren Jahren im Innenbereich echte Pferde für den Antrieb verwendet.

Großes Feuerwerk

Mit dem Anwachsen der Uerdinger Bevölkerung wurde auch der Kirmesplatz ausgeweitet. Nördlich der Krefelder Straße kam ein zusätzlicher Platz für Buden und Karussells hinzu. Die lukrative Kirmes in der Rheinstadt bestückten die Schausteller auch mit modernen Fahrgeschäften. Der Dampfantrieb verdrängte die Pferde, und im Jahr 1920 baute ein Düsseldorfer Schausteller erstmalig eine Berg- und Talbahn in Uerdingen auf. Den Abschluss der Kirmestage bildete damals wie heute noch ein großes Feuerwerk.