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Sammlungssatellit: „Die Bar“ im Kaiser-Wilhelm-Museum

Veröffentlicht am: 22.05.2024

Liora Epstein in ihrer raumfüllenden Installation "dispersed non-existence“ Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann
Liora Epstein in ihrer raumfüllenden Installation "dispersed non-existence"
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann

Die Kunstmuseen Krefeld eröffnen am Donnerstag, 23. Mai, um 19 Uhr ihren neunten Sammlungssatelliten im Kaiser-Wilhelm-Museum: Die Bar. Liora Epstein im Dialog mit Jürgen Drescher und Reinhard Mucha. Ausgangspunkt ist das frühe Gemeinschaftsprojekt „Verkaufen" der Künstler Jürgen Drescher und Reinhard Mucha, das 2022 als Schenkung von Max Hetzler (Galerist) und Kasper König (Kunstprofessor und Kurator) an die Kunstmuseen Krefeld gelangte. Auf dieses neue Objekt der Sammlung antwortet die litauische Künstlerin Liora Epstein, Jahrgang 1991, mit einem zeitgenössischen Bar-Konzept, der raumgreifenden und aktivier-baren Installation „dispersed non-existence" (aufgelöstes Nichtsein). Die Reihe Sammlungssatelliten wird von der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West unterstützt. Die von Magdalena Holzhey, Sammlungsvermittlerin, Sylvia Martin, stellvertretende Museumsleiterin, kurartierte Ausstellung im Haus am Joseph-Beuys-Platz endet am 6. Oktober.

Mehrteilige Installation mit Bar

Als Student an der Kunstakademie Düsseldorf hat Drescher 1981 eine Bar installiert und agierte selbst als „Barkeeper". Noch im selben Jahr griffen Drescher und sein Kommilitone Reinhard Mucha gemeinsam die Idee der Bar auf. Für die Ausstellung „Junge Kunst in Westdeutschland" in der Galerie Max Hetzler in Stuttgart entstand „Verkaufen". Die mehrteilige Installation besteht aus einer Bar mit Zubehör, einem Kühlschrank, Kassettenrekorder, Musik von Frank Sinatra, einem großformatigen Hinterglasbild und vielem mehr. Diese Bar ist nicht ortsgebunden, sondern als mobiles soziales Konzept angelegt. Sie ist ein außergewöhnlich frühes Beispiel für eine auf Kontext und Diskurs abzielende Kunst - ein Thema, das dann vor allem die 1990er-Jahre prägt. Hier geht es um Miteinander ebenso wie um Dienstleistung und Kommerz, um das Performative und um Partizipation. „Das großartige Gemeinschaftswerk von Drescher und Mucha zeigt eindrücklich, wie Künstler und Küstlerinnen Alltagssituationen ins Museum übertragen und die zwischenmenschliche Begegnung ins Zentrum stellen", sagt Museumsleiterin Katia Baudin.

Liora Epstein hat ebenfalls an der Kunstakademie Düsseldorf studiert und 2023 als Meisterschülerin bei Dominique Gonzalez-Foerster ihr Studium abgeschlossen. Als Abschlussarbeit entwickelte sie einen Raum als Bar, den sie nun für den großen Oberlichtsaal im Kaiser-Wilhelm-Museum angepasst und erweitert hat. „Mit Liora Epstein konnten wir eine junge Künstlerin gewinnen, die ebenfalls eine Bar-Situation konzipiert hat. Der Dialog zwischen den Werken und Künstler-Generationen macht deutlich, wie wegweisend Dreschers und Muchas Ansatz war und wie fruchtbar er sich auch in der Gegenwart weiterführen lässt. Der Sammlungssatellit stärkt die programmatische Ausrichtung der Kunstmuseen Krefeld als ein Haus für Beteiligung und Einbeziehung des Publikums", so Baudin. Die Künstlerin schreibt ihrer Bar darüber hinaus Geschichten ein, die von den Besuchern entschlüsselt und weitergesponnen werden können. Lichtregie und zahlreiche Requisiten lassen den Raum wie eine Bühne wirken.

Tagebücher der bösen Taten

Fünf Charaktere, verkörpert durch kostümierte Schneiderbüsten, vermitteln ihre Sicht auf die Welt - nachzulesen in den bereitliegenden Tagebüchern der bösen Taten. Die fiktiven Personen stammen aus unterschiedlichen Epochen und biografischen Kontexten, lassen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschmelzen. „Der gesamte Raum gleicht einem Theaterstück, an dem das Publikum teilnimmt", so die Kuratorinnen. „Ob sie in den Tagebüchern blättern, an der Bar verweilen, die Requisiten betrachten oder sich miteinander unterhalten, die Besucher werden mit ihrer eigenen Geschichte unweigerlich zum aktiven Teil des Stücks", meinen Magdalena Holzhey und Sylvia Martin.

Zu der Reihe „Sammlungssatelliten" der Kunstmuseen Krefeld werden Künstlerinnen und Künstler eingeladen, sich mit einzelnen Werken oder Konvoluten der museumseigenen Sammlung auseinanderzusetzen und diese auf neuartige Weise zu erschließen. Die Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West ist seit einigen Jahren Partner der „Sammlungssatelliten". Im Laufe der Ausstellung erscheint ein Katalog (Deutsch/Englisch). Weitere Informationen und Veranstaltungen zum Sammlungssatelliten stehen unter www.kunstmuseenkrefeld.de. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben kostenfreien Eintritt in alle Krefelder Museen.