Inhaltsbereich
Sanierungskosten für Seidenweberhaus: Stadt reagiert auf Vorwürfe
Veröffentlicht am: 26.10.2023
Der Mies-van-der-Rohe-Businesspark mit dem Kesselhaus. Bild: Stadt Krefeld, Simon Erath
Stadtspitze widerspricht in aller Deutlichkeit
Mit Unverständnis reagiert die Stadt Krefeld auf den Vorwurf, beim Thema Veranstaltungshalle falsche Zahlen vorgelegt zu haben. Eine Gruppe von Krefelder Bürgern hatte laut Medienberichten kritisiert, dass die Sanierungskosten für das Seidenweberhaus im Stadtrat als zu hoch angegeben wurden. Dieser Darstellung widerspricht die Stadtspitze in aller Deutlichkeit. Insgesamt ist das Projekt Kesselhaus im Vergleich zur Sanierung des Seidenweberhauses die wirtschaftlichste und zukunftsorientierte Lösung, um den Bedarf an modernen Veranstaltungsräumen in Krefeld zu decken und gleichzeitig die finanzielle Stabilität zu wahren.
Baukostenindex (BKI)
„So sehr ich das Engagement dieser Gruppe für die Krefelder Innenstadt schätze, so verwundert bin ich über die Argumentation, die hier zum Tragen kommt", erklärt Planungsdezernent Marcus Beyer. „Die Gruppe stützt sich auf eine Kostenermittlung, die auf dem Baukostenindex (BKI) aufbaut. Bei Neubauten ist dieser zuverlässig - bei der Sanierung von Bestandsgebäuden lässt sich aber nicht ausschließlich auf den BKI vertrauen." Für eine zuverlässige Berechnung von Sanierungskosten müsste zusätzlich eine umfangreiche Untersuchung über Raumstruktur, Bausubstanz, Umbaumöglichkeiten und Brandschutzauflagen erfolgen. Eine intensive Untersuchung, die wiederum hohe Kosten verursachen würde, schütze im nächsten Schritt nicht vor „bösen Überraschungen", führt Beyer aus: „Das Seidenweberhaus stammt aus den 70er Jahren. Hier ist es wahrscheinlich, dass wir auf Asbest stoßen - alleine das würde die Baukosten erheblich in die Höhe treiben. Diese gesammelten Faktoren bildet der BKI nicht ab. Gerade diese sind aber in Bezug auf das Seidenweberhaus relevant."
Umfassende Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Die Kosten für das Projekt Veranstaltungshalle wurden im Rahmen einer umfassenden Wirtschaftlichkeitsbetrachtung von der unabhängigen Beratungsfirma DKC Kommunalberatung ergebnisoffen ermittelt. Und auch in einer nicht-öffentlichen Ratsvorlage wurden die Inhalte ausführlich erläutert. „Diese sorgfältige und unabhängige Prüfung ist ein entscheidender Schritt, um sicherzustellen, dass die finanziellen Ressourcen der Stadt Krefeld effizient und verantwortungsvoll eingesetzt werden", sagt Rachid Jaghou, Leiter des Zentralen Gebäudemanagements (ZGM).
Projekt Kesselhaus
Während der Sondierungsphase wurden verschiedene Handlungsalternativen im Hinblick auf das Projekt Kesselhaus und die Sanierung des Seidenweberhauses untersucht und verglichen. Dabei wurden mehrere Optionen in Betracht gezogen: das Projekt Kesselhaus mit zwei unterschiedlichen Saalhöhen, eine Sanierung des Seidenweberhauses und der Neubau einer eigenen Veranstaltungshalle auf dem Theaterplatz. Das Ergebnis der unabhängigen Analyse zeigt eindeutig, dass beide Varianten des Kesselhauses die wirtschaftlichsten Handlungsalternativen für die Stadt Krefeld darstellen. Dies ist vor allem auf die längeren Vorlaufzeiten und die damit verbundenen Kostenrisiken bei den letzten beiden Varianten zurückzuführen, insbesondere in Bezug auf Baupreissteigerungen.
Investoren-Variante
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Tatsache, dass in den Varianten 2 und 3 Sicherheitsreserven in Höhe von 40 Prozent für die Baukosten vorgesehen sind, da die Stadt selbst als Bauherr agieren würde und somit alle damit verbundenen Risiken tragen müsste. Bei der Investoren-Variante reduziert sich diese Reserve um die Hälfte, was zu einer höheren Kosteneffizienz führt. Zusätzlich fallen Kosten für eine temporäre Spielstätte der Seidenweberhaus GmbH während der Bauzeit sowie umfangreiche Investitionen in den Weiterbetrieb des Seidenweberhauses bis zur Bauzeit an, was die finanzielle Belastung weiter erhöhen würde.
Vom Rat beschlossen
„Das Projekt Kesselhaus bietet auch inhaltlich eine zukunftsorientierte Lösung, indem es eine moderne Veranstaltungshalle mit einem Konferenzbereich und einem kleinen Saal für 300 Personen schafft", erklärt Rachid Jaghou. „Diese Erweiterung entspricht den Anforderungen einer modernen Veranstaltungshalle und wurde bereits im Rahmen des Entscheids zum Investorenverfahren vom Rat beschlossen.Darüber hinaus bietet das Kesselhaus-Projekt Kostensicherheit, da eine Exit-Klausel für die Stadt vorgesehen ist, falls sich während der Planung herausstellen sollte, dass das Projekt nicht im festgelegten Kostenrahmen realisierbar ist."
Sollte es dazu kommen, dass der Planungsprozess für die Krefelder Veranstaltungshalle neuaufgenommen wird, rechnet die Stadt damit, dass es zu konkreten Baumaßnahmen erst ab 2030 kommen kann. „Bis 2027 könnte der Betrieb im Seidenweberhaus gesichert sein", erklärt Jaghou. In der Übergangszeit gäbe es in Krefeld womöglich für einige Jahre keine Veranstaltungshalle.