Inhaltsbereich

Römisches Kastell in Krefeld ist nun Welterbe

Veröffentlicht am: 27.07.2021

Im Archäologischen Museum Krefeld und an manch anderen Stellen in der Stadt knallten die Sektkorken: Das römische Kastell Gelduba ist nun offiziell Teil des Welterbes „Niedergermanischer Limes". Die Entscheidung dazu fiel auf der aktuellen Online-Sitzung des Unesco-Welterbekomitees. „Das ist eine wunderbare Nachricht für die Stadt Krefeld und insbesondere für das Archäologische Museum. Wir sind sehr stolz ein Teil dieses grenzüberschreitenden Projektes und nun ein Ort des Welterbes der Menschheit zu sein", freut sich Oberbürgermeister Frank Meyer. Mit seiner Anerkennung als Welterbe ist der Niedergermanische Limes zugleich Teil der bereits bestehenden Unesco-Welterbestätte „Frontiers of the Roman Empire - Grenzen des Römischen Reiches" in Europa.

Modell des Kastells in Krefeld.

Modell des römischen Kastells Gelduba mit der zivilien Siedlung um das zweite Jahrhundert.

„Wir sind sehr glücklich über die Entscheidung des Welterbe-Komitees. Heute haben wir allen Grund zu feiern", sagt Museumsleiterin Dr. Jennifer Morscheiser. „Der Fundort Krefeld-Gellep ist unter Fachleuten eine feste Größe. Mit der Anerkennung als Welterbe erhoffen wir uns nun auch ein größeres Publikumsinteresse für unsere einzigartige Sammlung", so Morscheiser. Der Niedergermanische-Limes-Abschnitt von Remagen bis Katwijk an der Nordsee bestand von 15 vor Christus bis etwa 450 nach Christus. Der Grenzabschnitt wird auch „nasser Limes" genannt, weil der Rhein vom heutigen Rheinland-Pfalz über NRW bis in die Niederlande die römische Provinz Niedergermanien von rechtsrheinischen, germanischen Stammesgebieten trennte. Unter den Römerstätten am Niedergermanischen Limes nimmt das Lager von Krefeld-Gellep eine Schlüsselposition ein, weil es vom ersten bis fünften Jahrhundert nach Christus fast ununterbrochen an derselben Stelle bestand.

Modell des spätantiken Kastells in Krefeld.

Modell des spätantiken Kastells viertes/fünftes Jahrhundert in Krefeld.

„Der Titel ist nicht nur eine große Ehre und Anerkennung, sondern auch eine Verpflichtung, ein Generationenauftrag, das historisch-archäologische Erbe zu schützen, zu bewahren und vielen Menschen zu vermitteln", sagt die Museumsleiterin. Bereits 2016 wurde im Archäologischen Museum Krefeld der erste Info-Point am Niederrhein zum Thema „Welterbe - Niedergermanischer Limes" eingerichtet. Die Welterbe-Präsentation auf dem Außengelände in Gellep und im Museum soll künftig erweitert. „Das wird eine der nächsten Aufgaben werden, mit denen wir uns sehr gerne beschäftigen", freut sich Morscheiser.

Wichtige Fundplätze am Niedergermanischen Limes

Die Bandbreite der Fundplätze am Niedergermanischen Limes reicht von kleinen Wachttürmen bis zu riesigen Legionslagern, von Marschlagern im Wald bis zum Statthalterpalast. Gemeinsam mit den zugehörigen Zivilsiedlungen, einer Kalkbrennerei und Teilen der Limesstraße bieten sie das wohl vollständigste Bild einer römischen Grenzregion. Seine einzigartigen archäologischen Denkmäler veranschaulichen in besonderer Weise die Entwicklung einer Grenze des Römischen Reiches sowie das Leben und den kulturellen Austausch in ihrem Umfeld. Die Fundplätze des Niedergermanischen Limes in Nordrhein-Westfalen liegen in den Kommunen Alfter, Alpen, Bad Münstereifel, Bedburg-Hau, Bonn, Bornheim, Dormagen, Duisburg, Moers, Monheim, Neuss, Kalkar, Kleve, Köln, Krefeld, Swisttal, Uedem, Wesel und Xanten.

Modell des spätantiken Kastells in Krefeld.

Fundement eines Turmes.

Nicht alle archäologischen Überreste sind wie in Krefeld obertägig erkennbar, oft aber durch modernste Methoden sichtbar gemacht. Ein gemeinsames Vermittlungskonzept soll die Fundplätze des Niedergermanischen Limes in naher Zukunft für alle Interessierten erschließen. Wie am Obergermanischen Limes in Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg sollen auch hier mit Fund- und Museumsorten zukünftig mit Rad- und Wanderwegen verbunden werden.

Ausgrabung 2018 Seitentor des Kastells Gelduba.

Ausgrabung 2018: Seitentor des Kastells Gelduba um zweites Jahrhundert nach Christus.

 

 

 

Weitere Nachrichten aus dem Pressearchiv zum Welterbe:

Unesco-Welterbe: Neue Informationstafel am Kastell-Areal in Krefeld
Der erste Schritt zur Erschließung des Unesco-Welterbe-Areals in Krefeld-Gellep wurde gemacht: Am geplanten Zugang auf das Kastellgelände im Bereich Castellweg/Legionsstraße ist nun eine Informationstafel „Grenzen des Römischen Reiches – Niedergermanischer Limes“ aufgestellt worden.
Eine der ersten Informationstafeln zum Unesco-Welterbe "Niedergermanischer Limes" wurde in Krefeld aufgestellt. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischof
Limes-Sonntag am 28. Juli im Archäologischen Museum Krefeld
Das Archäologische Museum Krefeld veranstaltet den „Limes-Sonntag“ am 28. Juli von 11 bis 18 Uhr anlässlich der Anerkennung des Kastells Gelduba als Welterbe-Stätte am Niedergermanischen Limes. Der Eintritt in das Archäologische Museum an der Rheinbabenstraße und das Programm sind an diesem Tag kostenfrei.
Beim Welterbe-Geburtstag werden auch "echte" Römer ihr Können präsentieren und Besucher deren Fragen beantworten. Foto: Henner Fotista
Zertifikatskurs „Limes-Cicerone“ der Deutschen Limeskommission
Mit dem Kastellareal Gelduba und den dort entdeckten Funden gehört Krefeld seit 2021 zu den Unesco-Welterbestätten am Niedergermanischen Limes. Die Deutsche Limeskommission bietet Interessierten einen Zertifikatskurs „Limes-Cicerone“ für dieses Unesco-Welterbe an.
Modell des Kastells in Krefeld.
Krefeld erhält Besucherzentrum für das Unesco-Welterbe
Im Archäologischen Museum Krefeld wird ein Besucherzentrum für das Unesco-Welterbe „Grenzen des Römischen Reiches – Niedergermanischer Limes“ eingerichtet. Zwischen Köln und Xanten soll es der Anlaufpunkt für Limes-Besucher und Touristen werden.
Oberbürgermeister Frank Meyer und Museumsleiter Dr. Boris Burandt bei der Vorstellung der Pläne zur Vermittelung des Unseco-Welterbes Niedergermanischer Limes in Krefeld. ´Hier im neuen Welterbe-Raum innerhalb der Dauerausstellung im Archäologischen Museum Krefeld. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Dirk Jochmann
Erste Ausstellung über die Bataverschlacht in Deutschland
Die Luft ist erfüllt vom Geschrei, Pferde wiehern, Klingen von Schwertern scheppern aneinander. Der Angriff der Bataver in Gelduba kam für die Römer völlig überraschend. „Die Folge war keine Schlacht, sondern ein Schlachten", schildert der römische Historiker Tacitus in seinen „Historien" die dramatische Situation.
Titelbild. Miniaturansicht der Bataverschlacht in Krefeld. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Martin Kramer

 

 

 

Weitere Informationen zum Welterbe: