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Teil 11: Kaiser Karl IV., Johann von Moers und die Stadterhebung von 1373

Veröffentlicht am: 30.03.2023

Historische Stadtansicht Stadt Krefeld. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Stadtarchiv Krefeld
Historische Stadtansicht Stadt Krefeld. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Stadtarchiv Krefeld

Auch die berühmte Karlsbrücke geht auf seinen Namen zurück

Kaiser Karl IV. (1316-1378) zählte zu den bedeutendsten Herrschern des Mittelalters. Er hatte böhmische Wurzeln und wurde am französischen Königshof erzogen. Er war sehr gebildet und sprach fünf Sprachen. 1355 wurde er zum römisch-deutschen Kaiser gewählt und machte seine Geburtsstadt Prag zum Zentrum des Reiches. Dort gründete er die nach ihm benannte Universität. Auch die berühmte Karlsbrücke geht auf seinen Namen zurück.

Als kaiserlicher Kommissar sollte er die Zolleinnahmen überprüfen

Tatsächlich gibt es direkte Verbindungen zwischen dem Kaiser und dem Grafen Johann von Moers. Beide könnte man als „Geburtshelfer" für Krefelds Stadterhebung bezeichnen. Bereits mit der kaiserlichen Verleihung des Marktrechts 1361 waren die Grafen von Moers der Stärkung ihres Besitzes in Krefeld ein gutes Stück nähergekommen. Die Lage des Ortes als kleines Gebiet zwischen Linn (zu Kleve gehörig) und dem kurkölnischen Amt Kempen machte einen weiteren Ausbau wünschenswert. Ein anderer Grund waren auch die Spannungen im Herzogtum Geldern. Graf Johann von Moers, der nach dem Tod seines Bruders Dietrich die Vormundschaft für dessen Sohn Friedrich übernahm, erwies sich dabei als geschickter Stratege. Im Bruderkrieg der Herzöge von Geldern schlug er sich als Berater und Geldgeber auf die Seite von Eduard und konnte so seine Macht stärken. Doch entscheidend für die Stadterhebung Krefelds waren seine guten Beziehungen zu Kaiser Karl IV. Im Jahr 1370 dankte der Kaiser in einem Schreiben Johann für seine Vermittlung zwischen seinem Stiefbruder Wenzel und Eduard von Geldern. Ein Jahr später hielt sich Graf Johann am kaiserlichen Hof in Prag auf und erhielt einen wichtigen Auftrag. Als kaiserlicher Kommissar sollte er die Zolleinnahmen überprüfen. Ein deutlicher Beweis dafür, dass er das Vertrauen des Kaisers und ein entsprechendes Ansehen genoss.

Mit diesen Verfügungen unterschied sich diese Urkunde kaum von anderen, vom Kaiser bewilligten Stadterhebungen

Den 1. Oktober 1373 kann man als „Geburtstag" der Stadt Krefeld bezeichnen. Dieses Datum trägt die Urkunde Kaiser Karls IV., in der er dem Grafen Friedrich von Moers, der mit seinem Onkel und Vormund Johann anwesend war, das Privileg erteilt, sein Dorf Creyvelt zu einer befestigten Marktstadt (opidum forense sive munitum) zu erheben. Das bedeutete, dass der Ort mit Gräben, Mauern, Türmen, Wällen und anderen Befestigungen gesichert werden sollte. Außerdem enthält die Urkunde noch weitere Details zu dem bereits 1361 erteilten Marktrecht, das jetzt zeitlich genauer bestimmt wird. Jeder Mensch durfte nun, unabhängig von seinem Stand, die Stadt besuchen und auf dem Markt Waren kaufen oder verkaufen. Mit diesen Verfügungen unterschied sich diese Urkunde kaum von anderen, vom Kaiser bewilligten Stadterhebungen.

Auch diese Verfügung ist ungewöhnlich und findet keine Parallele in vergleichbaren Dokumenten

Ungewöhnlich ist jedoch die Genehmigung zur Erhebung eines Wegegeldes. Es sollte für jedes Pferd erhoben werden, das für den Warentransport oder den Verkauf bestimmt war, und diente der Verbesserung der Stadtbefestigung. Jedem, der die Bestimmungen der Urkunde missachtete, wurde eine Strafe von 1.000 Goldmark angedroht. Auch diese Verfügung ist ungewöhnlich und findet keine Parallele in vergleichbaren Dokumenten. Man könnte das als Hinweis verstehen, dass Johann von Moers persönlich seine Wünsche am Prager Hof vorgetragen hat, was er sich durch seine angesehene Stellung auch erlauben konnte. Diese besonderen Verfügungen bildeten ein gutes Rüstzeug für die Zukunft der kleinen Stadt, die sich durch ihre Lage im Dreieck zwischen Kempen, Uerdingen und Linn in keiner einfachen Situation befand.

Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit

Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. am 1. Oktober 1373 in Prag wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. Der Blick in die Historie richtet sich nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds. Alle Beiträge werden unter www.krefeld.de/1373 und www.krefeld650.de veröffentlicht.

Alle Beiträge aus der Artikelreihe des Krefelder Stadtarchivs zum 650-jährigen Stadtjubiläum:
Teil 18: 17. Januar 1642 - Schlacht auf der Hückelsmay
Auf beiden Seiten kämpften über 9000 Mann. Die kaiserliche Armeee erlitt eine Niederlage, 5000 gerieten in Gefangenschaft, unter ihnen auch Lamboy. Rund 3000 Soldaten sollen gefallen sein.
Schlacht an der Hückelsmay 1642. Quelle. Stadtarchiv Krefeld
Teil 17: Die ersten Mennoniten kommen nach Krefeld
Zu den ältesten Krefelder Mennoniten zählt die Familie op den Graeff.
Innenraum der Mennonitenkirche in Krefeld. Foto: Stadtarchiv
Teil 16: Die letzte Gräfin von Moers und der Übergang zur Oranier-Herrschaft in Krefeld
Im Mai 1600 starb die letzte Gräfin von Moers und für Krefeld brach ein neues, von den Oraniern geprägtes Zeitalter an.
Moritz von Oranien. Foto: Szadtarchiv Krefeld
Teil 15: „Ich will euch dieses Teufels quitt machen..."
Pfarrer Johannes Schue und die Auswirkungen der Reformation in Krefeld.
Stich von der Innenstadt um 1800.
Teil 14: 16. Jahrhundert - Die Grafen Wilhelm und Hermann von Neuenahr
Moers und die ersten reformatorischen Ansätze in Krefeld.
Graf Wilhelm von Neuenahr-Moers

Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916.
Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv

 

Informationen zur Reihe: Das Stadtarchiv blickt anlässlich des Stadtjubiläums in die Krefelder Geschichte

Prag. Freitag, 1. Oktober 1373. Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Reihenfolge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. „Das machen wir mit wissenswerten Beiträgen, aber auch mit humorvollen Geschichten", sagt Archivleiter Dr. Olaf Richter. Der Blick in die Historie richtet sich zwei Mal pro Woche nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds.