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Teil 12: Erste Nennung der Burg Krakau im Jahr 1406

Veröffentlicht am: 30.03.2023

Ansichten der Burg Krakau. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Stadtarchiv Krefeld
Ansichten der Burg Krakau. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Stadtarchiv Krefeld

Erbaut wurde sie vermutlich einige Jahre zuvor, ab 1375, kurz nach Krefelds Stadterhebung

Der Name Cracauer Straße erinnert an eine imposante Burganlage, die in diesem Bereich vom späten 14. bis weit ins 17. Jahrhundert bestanden hat. Im Jahr 1406 wird die Burg Krakau zum ersten Mal erwähnt. Erbaut wurde sie vermutlich einige Jahre zuvor, ab 1375, kurz nach Krefelds Stadterhebung. Bauherr war Graf Friedrich von Moers, der die kaiserliche Erlaubnis erhalten hatte, aus dem Dorf Krefeld eine Stadt zu machen. Dazu gehörte vor allem eine gute Befestigung mit Mauern und Gräben. In diesem Zusammenhang ist auch einen Kilometer östlich der damaligen Stadtgrenze die Anlage der Burg Krakau auf sehr sumpfigem Gebiet entstanden.

Woher der ungewöhnliche Name Krakau kommt, lässt sich nicht eindeutig beantworten

Von einem doppelten Graben umgeben, war die Burg, neben der eigenen in Moers, die zweite befestigte Residenz der Grafen. Woher der ungewöhnliche Name Krakau kommt, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Eine Verbindung zur gleichnamigen polnischen Stadt erscheint eher unwahrscheinlich. Eine reizvolle Möglichkeit ist dagegen die Deutung als „Krähenkaue oder -käfig", also einem Ort, wo viele Krähen nisten. Das würde wiederum den Bezug zur Krefelder Namensdeutung „Krähenfeld" herstellen.

Mehrfach hielten sich die Grafen von Moers in der Burg auf

Fest steht dagegen, dass Graf Friedrich durch seine Ehe mit Walburga, der Schwester des mächtigen Kölner Erzbischofs Friedrich von Saarwerden, finanziell so gut ausgestattet war, dass er die Erbauung der Burg in wenigen Jahren durchführen konnte. Die Anlage war von großer strategischer Bedeutung. Als der Graf 1417 für den Fall seines Todes die Verteilung seiner Güter vornahm, wird Krakau noch vor der „Herrlichkeit Krefeld" genannt. Die Burg war Amtswohnung für die Verwalter, Beamten und Statthalter der Grafen. Eine Quelle von 1484 gibt Einblicke über die Versorgung und Kosten vor Ort. Zwölf Personen mussten ständig verköstigt werden. Dazu gehörten der Amtmann, der Rentmeister, der zugleich als Schultheiß des Gerichts amtierte, ein für die Anlage verantwortlicher Burggraf, ein Hauskämmerling, zwei Pförtner, zwei Nachtwächter, ein Turmwächter und ein Koch. Mehrfach hielten sich die Grafen von Moers in der Burg auf, so dass davon auszugehen ist, dass das Gebäude nicht nur sicher, sondern auch wohnlich war. So wurden dort auch hochrangige Gäste wie der Herzog von Burgund, der Kölner Erzbischof oder der Bischof von Lüttich beherbergt.

Dabei ging es auch um den Besitz der Burg Krakau, deren strategische Bedeutung dem Prinzen bewusst war

Die schwierige Lage des Moerser Territoriums zwischen den Gebieten von Köln, Geldern und Kleve führte in den Jahren immer wieder zu Unruhen und unterschiedlichen Machtverhältnissen in der Grafschaft und damit auch auf der Burg Krakau. Ein spektakulärer Einschnitt in ihrer Geschichte war die Zeit um 1600, als die Grafschaft von oranischen Truppen besetzt wurde. Prinz Moritz von Oranien nahm den an ihn vererbten Titel des Grafen von Moers an, zuvor war es zwischen ihm und dem Herzog von Kleve zum Streit gekommen. Dabei ging es auch um den Besitz der Burg Krakau, deren strategische Bedeutung dem Prinzen bewusst war. Bereits fünf Jahre später, im Herbst 1605, eroberten spanische Truppen unter dem Grafen von Busquoi die Burg nach einer kurzen Belagerung.

Auf den Resten der mittelalterlichen Befestigungsanlagen errichteten sie sich ein kleines Schloss und das sogenannte Hohe Haus

Die Anlage wurde 1677 geschleift, also abgerissen. Im 18. Jahrhundert gehörte das Gebiet zwischen Von-Beckerath-Straße, Am Hohen Haus und Bogenstraße der Familie von Beckerath. Auf den Resten der mittelalterlichen Befestigungsanlagen errichteten sie sich ein kleines Schloss und das sogenannte Hohe Haus. Im 19. Jahrhundert wurde das Hohe Haus noch erweitert und erhielt ein Mansardendach. Während das kleine Schloss im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, blieb das Hohe Haus in leicht veränderter Form an diesem geschichtsträchtigen Ort erhalten.

Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit

Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. am 1. Oktober 1373 in Prag wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. Der Blick in die Historie richtet sich nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds. Alle Beiträge werden unter www.krefeld.de/1373 und www.krefeld650.de veröffentlicht.

Alle Beiträge aus der Artikelreihe des Krefelder Stadtarchivs zum 650-jährigen Stadtjubiläum:
Teil 8: Hildegunde von Are und das Kloster Meer
Die mittelalterliche Geschichte Krefelds ist eng mit dem Haus Meer in Meerbusch-Büderich verknüpft. Dieses Haus Meer geht auf ein mittelalterliches Kloster zurück, das von der Gräfin Hildegunde von Are im 12. Jahrhundert gegründet wurde.
Hildegunde von Are. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Teil 7: Krefelds älteste Kirche
Das heute unter dem Namen „Alte Kirche“ bekannte Gotteshaus in der Krefelder Innenstadt hat von seinem Erscheinungsbild nichts mehr mit dem ursprünglichen mittelalterlichen Kirchenbau gemeinsam. Der spätgotische Bau und sein 1497 errichteter Turm wurden aus Ziegeln gebaut.
Archivbild Alte Kirche. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Teil 6: Die Zeit der Franken
Im 5. Jahrhundert ging der Einfluss der Römer stark zurück. Nach ihnen kamen fränkische Kriegerscharen an den Niederrhein. Sie standen nicht unter einer einheitlichen Führung, sondern unter der Herrschaft von Kleinkönigen, Herzögen und anderen Adeligen.
Renate Pirling erklärt die Fundsituation am Gräberfeld in Krefeld-Gellep. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Teil 5: Das Heiligtum von Elfrath
Archäologen unter der Leitung von Dr. Christoph Reichmann, dem ehemaligen Leiter des Museums Burg Linn, brachten 1988 die heute als „Heiligtum von Elfrath“ bezeichnete Anlage zum Vorschein.
Die Grabung in Krefeld-Elfrath in den 1980er-Jahren. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Teil 4: Die Schlacht bei Gelduba
Die älteste geschlossene Siedlung im heutigen Stadtgebiet Krefeld-Gellep führt in die Römerzeit zurück. Um das Jahr 20 nach Christus legten die Römer dort einen ersten Stützpunkt in Rheinnähe namens Gelduba an.
Fundstücke im Museum Burg Linn. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916.
Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv

 

Informationen zur Reihe: Das Stadtarchiv blickt anlässlich des Stadtjubiläums in die Krefelder Geschichte

Prag. Freitag, 1. Oktober 1373. Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Reihenfolge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. „Das machen wir mit wissenswerten Beiträgen, aber auch mit humorvollen Geschichten", sagt Archivleiter Dr. Olaf Richter. Der Blick in die Historie richtet sich zwei Mal pro Woche nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds.