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Teil 13: 1472 - der Turm der Alten Kirche wird errichtet

Veröffentlicht am: 05.04.2023

Alte Kirche in der Krefelder Innenstadt um 1930. Foto: Stadtarchiv Krefeld
Alte Kirche in der Krefelder Innenstadt um 1930. Foto: Stadtarchiv Krefeld

Die Alte Kirche wurde bereits erwähnt. Im Herzen der Innenstadt gelegen, verweist ihr Name auf ihre historische Bedeutung als Krefelds ältestes Gotteshaus. Ursprünglich war sie dem heiligen Dionysius geweiht und wurde vermutlich schon im 10. Jahrhundert gegründet. Eine erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem 12. Jahrhundert. 1472 begann unter Graf Vinzenz von Moers ein Neubau. Im Urkundenbuch der „Stadt und Herrlichkeit Krefeld und der Grafschaft Moers" ist die Inschrift im Turm zitiert, die den Baubeginn dokumentiert. Dieser zuerst gebaute Turm schloss vermutlich noch an das Mittelschiff einer älteren gotischen Kirche an.

Architektonische Besonderheit

Es ist stark zu vermuten, dass der damals in der Region sehr bekannte Baumeister Heinrich Blankebyl daran beteiligt war. Im selben Zeitraum war er auch in Xanten und Wesel tätig, was sich durch erhaltene Baurechnungen belegen lässt. Alte Fotos von der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Matenakirche in Wesel zeigen eine deutliche Ähnlichkeit mit dem Krefelder Turm. Beide sind dreigeschossig und mit dreiteiligen Blendarkaden mit gotischen Maßwerkmotiven versehen. Eine weitere Übereinstimmung ist eine steinerne Galerie als Abschluss vor dem Dachansatz. In Krefeld öffnete sich das untere Turmgeschoss in großen Arkaden zu den Seiten und zum Mittelschiff hin, so dass der Eindruck einer Turmhalle entstand. Am Niederrhein ist dies eine architektonische Besonderheit.

Turm brach 1951 in sich zusammen

Forschungen haben ergeben, dass der Krefelder Turm an das Mittelschiff einer älteren gotischen Kirche, vermutlich aus dem 13. Jahrhundert, anschloss. Die im Vergleich zum imposanten Turm geringeren Abmessungen von Chor und Schiff sind ein Hinweis, dass damals die Mittel zum Ausbau einer größeren Kirche fehlten. Erst im 19. Jahrhundert wurde der alte Kirchenbau bis auf den Turm abgebrochen und durch einen unter dem Stadtbaumeister Johann Heinrich Freyse ausgeführten Neubau ersetzt. Dabei bekam auch der mittelalterliche Turm einen neuen Spitzhelm. Diese neugotische Hallenkirche erhob sich über den Grundmauern des Vorgängerbaus und wurde im Chorbereich im Osten um einige Meter verlängert. Ihr Gewölbe war auch höher. Die Einweihung war am 28. April 1842. Nur 100 Jahre bestand die Kirche in dieser Form, bevor sie beim Bombenangriff im Juni 1943 zerstört wurde. Der massive Turm blieb trotz schwerer Schäden zunächst noch stehen. Im April 1951, während des Wiederaufbaus der Kirche, stürzte er ein. Krefeld verlor damit sein letztes, noch sichtbares mittelalterliches Wahrzeichen. Der neue Turm, der das heutige Erscheinungsbild bestimmt, wurde erst in den 1960er-Jahren fertiggestellt.

Die ursprünglich katholische Kirche wurde im Zuge der Reformation evangelisch und ist dies, mit kurzen Unterbrechungen, bis heute geblieben.

Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. am 1. Oktober 1373 in Prag wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. Der Blick in die Historie richtet sich nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds. Alle Beiträge werden unter www.krefeld.de/1373 und www.krefeld650.de veröffentlicht.

Alle Beiträge aus der Artikelreihe des Krefelder Stadtarchivs zum 650-jährigen Stadtjubiläum:
Teil 7: Krefelds älteste Kirche
Das heute unter dem Namen „Alte Kirche“ bekannte Gotteshaus in der Krefelder Innenstadt hat von seinem Erscheinungsbild nichts mehr mit dem ursprünglichen mittelalterlichen Kirchenbau gemeinsam. Der spätgotische Bau und sein 1497 errichteter Turm wurden aus Ziegeln gebaut.
Archivbild Alte Kirche. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Teil 6: Die Zeit der Franken
Im 5. Jahrhundert ging der Einfluss der Römer stark zurück. Nach ihnen kamen fränkische Kriegerscharen an den Niederrhein. Sie standen nicht unter einer einheitlichen Führung, sondern unter der Herrschaft von Kleinkönigen, Herzögen und anderen Adeligen.
Renate Pirling erklärt die Fundsituation am Gräberfeld in Krefeld-Gellep. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Teil 5: Das Heiligtum von Elfrath
Archäologen unter der Leitung von Dr. Christoph Reichmann, dem ehemaligen Leiter des Museums Burg Linn, brachten 1988 die heute als „Heiligtum von Elfrath“ bezeichnete Anlage zum Vorschein.
Die Grabung in Krefeld-Elfrath in den 1980er-Jahren. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Teil 4: Die Schlacht bei Gelduba
Die älteste geschlossene Siedlung im heutigen Stadtgebiet Krefeld-Gellep führt in die Römerzeit zurück. Um das Jahr 20 nach Christus legten die Römer dort einen ersten Stützpunkt in Rheinnähe namens Gelduba an.
Fundstücke im Museum Burg Linn. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Teil 3: Der Name Krefeld und seine Herkunft
„Bebauet, wie Ihr wollt, ein wildes Krähen Feld…“ heißt es auf einer viel zitierten Tafelinschrift von 1747, die an der Außenwand der Alten Kirche eingebaut ist. Hat Krefeld daher seinen Namen? Die ältesten schriftlichen Quellen stammen aus dem 12. Jahrhundert..
Eingemauerte Tafel an einer Seitenwand der Alten Kirche in der Krefelder Innenstadt. Foto: Stadtarchiv Krefeld

Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916.
Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv

 

Informationen zur Reihe: Das Stadtarchiv blickt anlässlich des Stadtjubiläums in die Krefelder Geschichte

Prag. Freitag, 1. Oktober 1373. Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Reihenfolge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. „Das machen wir mit wissenswerten Beiträgen, aber auch mit humorvollen Geschichten", sagt Archivleiter Dr. Olaf Richter. Der Blick in die Historie richtet sich zwei Mal pro Woche nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds.