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Teil 16: Die letzte Gräfin von Moers und der Übergang zur Oranier-Herrschaft in Krefeld

Veröffentlicht am: 17.04.2023

Die Ehe des Grafen Hermann von Neuenahr-Moers blieb kinderlos. Als er 1578 starb, lebte noch seine einzige Schwester Walburga. Gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann Adolf von Neuenahr erhob sie Ansprüche auf das Erbe. Durch den Tod ihres Bruders war Moers, sowie auch Krefeld und Burg Krakau, an den Herzog von Kleve gefallen. Das Ehepaar konnte mit dem Herzog eine Einigung erzielen und Graf Adolf erhielt für seine Frau die Herrschaft als Lehen. Er stärkte weiter das reformatorische Bekenntnis in Krefeld und ließ durch den Prediger Johannes Badius eine neue Kirchenordnung einführen. Anders als in Moers, Kapellen und Friemersheim wurden in Krefeld keine Altäre abgebrochen, jedenfalls gibt es keine Quellen dazu. Der Graf bestätigte auch die Wochenmarkt-Ordnung und eine Polizei-Ordnung für die Grafschaft Moers. Für weitere innenpolitische Maßnahmen fehlte ihm die Zeit, da er den ehemaligen Kölner Erzbischof Gebhardt Truchsess von Waldburg bei militärischen Einsätzen unterstützte. 1582 hatte Gebhardt noch in seinem Amt einen Erlass getätigt, der seinen Untertanen die Ausübung beider Erkenntnisse erlaubte. Kurze Zeit später sagte er sich von der katholischen Kirche los und heiratete seine große Liebe, die schöne Stiftsdame Agnes von Mansfeld. Daraufhin setzte ihn der Papst ab und empfahl dem Kölner Domkapitel Ernst von Bayern als Nachfolger. Gebhardt widersetzte sich und in Folge dieser Ereignisse kam es zum so genannten Truchsessischen Krieg, an dem auch Adolf von Moers beteiligt war. Der Graf bewegte sich im engeren Umfeld des Erzbischofs und soll sogar dessen Verhältnis mit Agnes von Mansfeld begünstigt haben. Als Protestant sah er in der Unterstützung Gebhardts eine Chance, den katholischen Einfluss Kurkölns zu schwächen. Er war auch bei der Hochzeit der beiden anwesend gewesen und wurde von Gebhardt mit wichtigen Aufgaben betraut. So brachte er Urkunden des kurkölnischen Archivs in seine gut gesicherte Burg Krakau.

Moritz von Oranien. Foto: Szadtarchiv Krefeld
Moritz von Oranien. Foto: Szadtarchiv Krefeld

Die Auswirkungen dieses Krieges waren auch in Krefeld spürbar. Am 4. September 1584 wurde die Stadt von den Truppen des Kurfürsten Ernst von Bayerns eingenommen und in Brand gesteckt. Noch im Jahr zuvor hatte es bei Hüls einen Sieg der Truchsessischen gegen die Bayern gegeben. Den Brand überstanden mit Beschädigungen nur die größeren Steinbauten wie die Alte Kirche und die Stadtmauern.

Beginn der oranischen Herrschaft

Für die Bevölkerung war es eine extrem schwierige Zeit, die sich erst in den folgenden Jahren etwas beruhigte. 1589 kam Graf Adolf bei einer Pulverexplosion ums Leben, Gräfin Walburga war jetzt zum zweiten Mal Witwe geworden. Da Adolf keine männlichen Erben hinterließ, sollten Moers und Krefeld eigentlich an das Herzogtum Kleve zurückfallen. Doch die Gräfin verhinderte dies mit einem geschickten Schachzug. Sie übertrug Moers und Krefeld an Prinz Moritz von Oranien als sogenannte Schenkung unter Lebenden. Der Prinz nahm dies an und die Gräfin blieb als Verwalterin aktiv. Das alles musste zunächst geheim bleiben. Darüber hinaus erreichte Walburga noch, dass die Grafschaft mit den dazugehörigen Herrlichkeiten, darunter auch Krefeld, für neutral erklärt wurden. Zwei Jahre später, im Mai 1600, starb die letzte Gräfin von Moers und für Krefeld brach ein neues, von den Oraniern geprägtes Zeitalter an.

Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. am 1. Oktober 1373 in Prag wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. Der Blick in die Historie richtet sich nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds. Alle Beiträge werden unter www.krefeld.de/1373 und www.krefeld650.de veröffentlicht.

Alle Beiträge aus der Artikelreihe des Krefelder Stadtarchivs zum 650-jährigen Stadtjubiläum:
Teil 53: Krefeld ist nur noch ein Trümmerhaufen - die Zerstörung Krefelds im Juni 1943
Abgeworfen wurden rund 2100 Tonnen von Minen-, Spreng-, Stabbrand- und Phosphorbrandbomben, viele davon fielen auch ins Hülser Bruch und Kempener Feld.
Blick vom Turm der Dionysiuskirche Richtung Westen. Foto: Stadtarchiv
Teil 52: 9./10. November 1938 Die Synagoge wird zerstört
In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 brach der Terror mit unglaublicher Wucht über die jüdische Bevölkerung herein.
Stadtplan Krefeld. Repro: Stadtarchiv
Teil 51: 1928-30 die Häuser Lange und Esters entstehen
Die beiden nebeneinander gelegenen Villen für die Direktoren der Vereinigten Seidenwebereien (Verseidag) Hermann Lange und Josef Esters entstanden in den Jahren 1928 bis 1930.
Haus Esters. Archivfoto: Volker Döhne
Teil 50: 1923 - die Separatistenunruhen in Krefeld
Um die 350 Krefelder sollen in den zwei Wochen der separatistischen Herrschaft aktiv gewesen sein.
Nach dem Kampf der Separatisten um das Rathaus. Repro: Stadtarchiv
Teil 49: 1922 - Gründung einer literarischen Gesellschaft
Die Literarische Gesellschaft gründete sich am 27. Februar 1922 als Unterabteilung des Sprachvereins. Das Programm war ambitioniert, mindesten einmal im Monat fand ein Vortrag statt.
Das Ricarda-Huch-Gymnasium. Repro: Stadtarchiv

Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916.
Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv

 

Informationen zur Reihe: Das Stadtarchiv blickt anlässlich des Stadtjubiläums in die Krefelder Geschichte

Prag. Freitag, 1. Oktober 1373. Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Reihenfolge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. „Das machen wir mit wissenswerten Beiträgen, aber auch mit humorvollen Geschichten", sagt Archivleiter Dr. Olaf Richter. Der Blick in die Historie richtet sich zwei Mal pro Woche nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds.