Inhaltsbereich

Teil 18: 17. Januar 1642 - Schlacht auf der Hückelsmay

Veröffentlicht am: 24.04.2023

Der Dreißigjährige Krieg sorgte auch am Niederrhein für militärische Auseinandersetzungen, von denen das damalige Stadtgebiet weitgehend verschont blieb. Doch am 17. Januar 1642 kam es vor den Toren Krefelds zu Kämpfen, die als Winterschlacht auf der Hückelsmay in die Stadtgeschichte eingegangen sind. Die Ursachen sind überregional.

Schlacht an der Hückelsmay 1642. Quelle. Stadtarchiv Krefeld
Schlacht an der Hückelsmay 1642. Quelle. Stadtarchiv Krefeld

Im Lauf des Krieges hatte die durch den habsburgischen Kaiser Ferdinand III. repräsentierte katholische Macht wieder die Oberhand gewonnen. Um diese zu schwächen, hatte sich das ebenfalls katholische Frankreich entschlossen, die Protestanten zu unterstützen. Dazu verbündete sich König Ludwig XIII. mit dem Landgrafen von Hessen. Zusätzlich benötigten sie Rückendeckung durch den Prinzen von Oranien und den Generalstaaten. Krefeld war bekanntlich durch die kurkölnischen Orte Linn und Uerdingen von katholischem Gebiet umgeben. Ende Oktober besetzten 7000 hessische Soldaten Uerdingen, mussten allerdings nach vier Tagen aufgeben.

Der Kölner Kurfürst bat um Hilfe aus Wien und so erhielt der kaiserliche Feldherr Guillaume de Lamboy den Befehl an den Niederrhein zu kommen. Er kam aus den Niederlanden dorthin und schlug Anfang des Jahres 1642 ein Feldlager bei Hüls auf. Da er davon ausging, dass die Gegner nicht ohne Erlaubnis des Prinzen von Oranien durch die Grafschaft Moers ziehen konnten, fühlte der sich dort sicher. Tatsächlich zogen die verbündeten hessen-weimarischen und französischen Truppen unter ihrem Befehlshaber Marschall Guébriant am Rhein entlang in Richtung Uerdingen. Sie schlossen die Stadt ein, die am 16. Januar kapitulieren musste. An diesem Tag schrieb Lamboy an den kaiserlichen Generalfeldmarschall von Hatzfeld, dass er den Verlust von Uerdingen von Anfang an in Kauf genommen habe, sich aber überlegen fühle und ohne Unterstützung des von Hatzfelds angeführtem Heer zur Schlacht bereit sei. Zu dieser kam es dann am 17. Januar 1642. Das französisch-hessische Heer griff vom Krefelder und Fischelner Gebiet aus die kaiserlichen Truppen an. Diese hatten sich hinter der Landwehr bei Hückelsmay verschanzt. Diese Befestigungen, die Krefeld umgaben, bewährten sich bei der Schlacht sehr, da sie den Angreifern nur an einzelnen Stellen ein Durchkommen ermöglichten.

Kaiserliche Armeee erlitt eine Niederlage

Auf beiden Seiten kämpften über 9000 Mann. Die kaiserliche Armeee erlitt eine Niederlage, 5000 gerieten in Gefangenschaft, unter ihnen auch Lamboy. Rund 3000 Soldaten sollen gefallen sein. Die Bestattung der vielen Toten erforderte einen entsprechenden Friedhof außerhalb der Stadt. Er wurde noch in dem Jahr fertiggestellt und lag im Bereich des heutigen Theaterplatzes und Dampfmühlenweg. Ab 1650 diente er als Friedhof für Mennoniten und Katholiken.

Die Vorgeschichte und der Ablauf der Schlacht sind auf einem Flugblatt eines unbekannten Künstlers in niederländischer und französischer Sprache dargestellt. Es enthält auch eine Liste der Gefangenen und Gefallenen. Es wurde im Atlas eines Rotterdamer Bürgers Abraham van Stolk (1814-1896) veröffentlicht. Ein Ausschnitt daraus ist hier zu sehen.

Auch der bekannte Kupferstecher Matthäus Merian fertigte eine Darstellung der Schlacht an. Sie wurde im 4. Band seines Stichwerks Theatrum Europaeum bereits ein Jahr nach der Schlacht veröffentlicht. Im 18. Jahrhundert während der preußischen Herrschaft wurde Hückelsmay erneut zum Schauplatz einer kriegerischen Auseinandersetzung.

Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. am 1. Oktober 1373 in Prag wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. Der Blick in die Historie richtet sich nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds. Alle Beiträge werden unter www.krefeld.de/1373 und www.krefeld650.de veröffentlicht.

Alle Beiträge aus der Artikelreihe des Krefelder Stadtarchivs zum 650-jährigen Stadtjubiläum:
Teil 53: Krefeld ist nur noch ein Trümmerhaufen - die Zerstörung Krefelds im Juni 1943
Abgeworfen wurden rund 2100 Tonnen von Minen-, Spreng-, Stabbrand- und Phosphorbrandbomben, viele davon fielen auch ins Hülser Bruch und Kempener Feld.
Blick vom Turm der Dionysiuskirche Richtung Westen. Foto: Stadtarchiv
Teil 52: 9./10. November 1938 Die Synagoge wird zerstört
In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 brach der Terror mit unglaublicher Wucht über die jüdische Bevölkerung herein.
Stadtplan Krefeld. Repro: Stadtarchiv
Teil 51: 1928-30 die Häuser Lange und Esters entstehen
Die beiden nebeneinander gelegenen Villen für die Direktoren der Vereinigten Seidenwebereien (Verseidag) Hermann Lange und Josef Esters entstanden in den Jahren 1928 bis 1930.
Haus Esters. Archivfoto: Volker Döhne
Teil 50: 1923 - die Separatistenunruhen in Krefeld
Um die 350 Krefelder sollen in den zwei Wochen der separatistischen Herrschaft aktiv gewesen sein.
Nach dem Kampf der Separatisten um das Rathaus. Repro: Stadtarchiv
Teil 49: 1922 - Gründung einer literarischen Gesellschaft
Die Literarische Gesellschaft gründete sich am 27. Februar 1922 als Unterabteilung des Sprachvereins. Das Programm war ambitioniert, mindesten einmal im Monat fand ein Vortrag statt.
Das Ricarda-Huch-Gymnasium. Repro: Stadtarchiv

Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916.
Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv

 

Informationen zur Reihe: Das Stadtarchiv blickt anlässlich des Stadtjubiläums in die Krefelder Geschichte

Prag. Freitag, 1. Oktober 1373. Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Reihenfolge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. „Das machen wir mit wissenswerten Beiträgen, aber auch mit humorvollen Geschichten", sagt Archivleiter Dr. Olaf Richter. Der Blick in die Historie richtet sich zwei Mal pro Woche nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds.