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Teil 24: Friedrich der Große zu Besuch im „Kleinod Crefeld"

Veröffentlicht am: 24.05.2023

Am 10. Juni 1763 feierte Krefeld den Besuch des preußischen Königs Friedrich II. 40 Kaufleute in blauen Röcken und schwarzen Westen holten die königliche Eskorte im Bruch ab. Entlang der Friedrichstraße, vom Stadttor bis zum Haus der von der Leyens an der Ecke Rheinstraße, standen die Bürger Spalier. Begleitet von seinem Schwager Herzog Ferdinand von Braunschweig und dem Kronprinzen, stieg der König bei der Familie von der Leyen ab. Er blieb zwei Tage in der Stadt, besichtigte auch das Schlachtfeld an der Hückelsmay und die noch nicht ganz fertig gestellte heutige Dionysiuskirche. Der König hatte den 1752 begonnenen Bau dieser neuen katholischen Kirche genehmigt. Schon seit Beginn seiner Herrschaft hatte sich insgesamt die Situation der Katholiken verbessert. Ungefähr die Hälfte der Stadtbevölkerung gehörte diesem Glauben an und nach einigen Einschränkungen in den Jahren zuvor erleichterte ihnen Friedrich die Ausübung ihrer Religion. Er erlaubte Taufen und Hochzeiten durch einen katholischen Geistlichen und ermöglichte den Bau einer eigenen Schule. Hinter seiner toleranten Haltung gegenüber dem Glauben seiner Untertanen steckte aber auch Kalkül. Der König legte auf ein friedliches Miteinander seiner Untertanen wert, weil er vor allem an wirtschaftlichen Vorteilen interessiert war. Mit der Familie von der Leyen, deren Seidenmanufaktur sich während der Regierungszeit Friedrichs zur größten ihrer Art in Preußen entwickelte, stand der König schon länger in Kontakt. Bereits bei seinem ersten Krefelder Besuch 1751 war er bei Ihnen zu Gast. Der Bitte, sich um eine bessere Postanbindung Krefelds zu kümmern, kam Friedrich nach. Auf seine Anordnung hin verkehrte die Postkusche kurze Zeit später von Köln über Krefeld nach Kleve. Die Brüder von der Leyen erhielten vom König Monopolrechte und wurden auch mit dem Titel „königlicher Kommerzienrat" geehrt. Während seines zweiten Aufenthalts in Krefeld besuchte der König auch eine Bandfabrik und versuchte sich dabei, wie es ein zeitgenössischer Bericht wiedergibt, sogar als Weber.

Der preußische König, Friedrich II., zu Besuch bei der Familie Von der Leyen. Repor: Stadtarchiv
Der preußische König, Friedrich II., zu Besuch bei der Familie Von der Leyen. Repor: Stadtarchiv

Friedrich war auch Kunde bei den von der Leyens und kaufte hier seine Strümpfe, darunter die besonders kostbaren seidenen Pelzstrümpfe. Entsprechende Rechnungen haben sich erhalten. Die Strümpfe wurden von der damals überaus erfolgreichen Strumpfwirkerei Heydweiller hergestellt. Der junge Franz Friedrich Heydweiller, an den heute noch in Bockum der gleichnamige Weg erinnert, hatte in die Familie von der Leyen eingeheiratet. Er machte aus der damals etwas heruntergekommenen Strumpfwirkerei seines Schwiegervaters ein florierendes Unternehmen und so zählte dann auch der König zu seinen Kunden. Ein ziemlich abgetragener Strumpf Friedrichs, den er vermutlich als Größenmuster nach Krefeld geschickt hatte und den man auf Nachfrage behalten durfte, hatte sich zunächst im Besitz der Familie Heydweiller erhalten. Heute wird er im Preußen-Museum in Wesel aufbewahrt. Am frühen Morgen des 11. Juni 1763 verließ der König die Stadt, um weiter Richtung Kleve zu reisen. Im Zusammenhang mit Krefeld gibt es eine viel zitierte Äußerung Friedrichs: „Crefeld und die dasigen Manufacturen sehe ich als Kleinod an, von welchem die Werber wegbleiben müssen."

Dahinter steckte das königliche Verbot, durch sogenannte „Werber" in der Bevölkerung Soldaten zu rekrutieren, was eine positive Wirkung auf das Wirtschaftsleben der Stadt hatte.

Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. am 1. Oktober 1373 in Prag wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. Der Blick in die Historie richtet sich nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds. Alle Beiträge werden unter www.krefeld.de/1373 und www.krefeld650.de veröffentlicht.

Alle Beiträge aus der Artikelreihe des Krefelder Stadtarchivs zum 650-jährigen Stadtjubiläum:
Teil 12: Erste Nennung der Burg Krakau im Jahr 1406
Der Name Cracauer Straße erinnert an eine imposante Burganlage, die in diesem Bereich vom späten 14. bis weit ins 17. Jahrhundert bestanden hat. Im Jahr 1406 wird die Burg Krakau zum ersten Mal erwähnt.
Ansichten der Burg Krakau. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Stadtarchiv Krefeld
Teil 11: Kaiser Karl IV., Johann von Moers und die Stadterhebung von 1373
Kaiser Karl IV. (1316-1378) zählte zu den bedeutendsten Herrschern des Mittelalters. Er hatte böhmische Wurzeln und wurde am französischen Königshof erzogen.
Historische Stadtansicht Stadt Krefeld. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Stadtarchiv Krefeld
Teil 10: Verleihung des Marktrechts im Jahr 1361
Bis weit ins 14. Jahrhundert hinein war Krefeld ein kleines, zur Grafschaft Moers gehöriges Dorf, das von kurkölnischem und Klever Gebiet umschlossen war. Seine Bewohner lebten von der Land- und Hauswirtschaft. Im Jahr 1361 änderte sich diese Situation.
Historische Ansicht des Schwanenmarktes. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Stadtarchiv Krefeld
Teil 9: Die Grafen von Moers und die „Herrlichkeit“ Krefeld
Seit dem 13. Jahrhundert hatte ein ehrgeiziges Geschlecht über den Besitz Moers die Landeshoheit erworben und sich die Grafenwürde verschafft. Zu dem Einflussgebiet der Grafen von Moers gehörte jahrhundertelang auch Krefeld.
Die Karte der Grafschaft Moers von Arnold von Heurdt stammt erst aus dem 17. Jahrhundert, gibt aber einen guten Eindruck von der in sich abgeschlossenen Lage. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv Krefeld
Teil 8: Hildegunde von Are und das Kloster Meer
Die mittelalterliche Geschichte Krefelds ist eng mit dem Haus Meer in Meerbusch-Büderich verknüpft. Dieses Haus Meer geht auf ein mittelalterliches Kloster zurück, das von der Gräfin Hildegunde von Are im 12. Jahrhundert gegründet wurde.
Hildegunde von Are. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916.
Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv

 

Informationen zur Reihe: Das Stadtarchiv blickt anlässlich des Stadtjubiläums in die Krefelder Geschichte

Prag. Freitag, 1. Oktober 1373. Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Reihenfolge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. „Das machen wir mit wissenswerten Beiträgen, aber auch mit humorvollen Geschichten", sagt Archivleiter Dr. Olaf Richter. Der Blick in die Historie richtet sich zwei Mal pro Woche nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds.