Inhaltsbereich

Teil 25: 1752 - Die neue Dionysiuskirche wird erbaut

Veröffentlicht am: 31.05.2023

Krefelds älteste Kirche, auf die heute namentlich die Alte Kirche verweist, war bereits dem heiligen Dionysius geweiht. In der Reformationszeit wurde sie von den Protestanten übernommen, als katholischen Ort gab es nur die Kapelle des Klosters der Tertiarinnen. Erst durch die Toleranzpolitik Friedrichs des Großen im 18. Jahrhundert, bekamen die Krefelder Katholiken eine eigene Kirche. Noch vor dem Neubau erlaubte der König, den Katholiken im Kloster auch öffentliche Gottesdienste abzuhalten. Die Anzahl der Katholiken an der Stadtbevölkerung machte inzwischen gut die Hälfte aus. Daraus resultierte auch ein gewisses Selbstbewusstsein, mit dem man zielstrebig den Neubau einer Kirche verfolgte. Allerdings musste ein geeigneter Platz gefunden werden. Nach einigen Diskussionen wurde er im Rahmen einer Stadterweiterung in westlicher Richtung, am Ende der damals noch nicht so weit ausgebauten Rheinstraße, umgesetzt. Aus diesem Standort ergab sich, dass der Bau, entgegen der Tradition, nicht nach Osten ausgerichtet war. In diesem Fall hätte die Kirche mit ihrem Hauptportal und dem Turm Richtung Stadtmauer geblickt. Die Kosten übernahm das Kloster Meer, das sich als Gegenleistung sein altes Recht sicherte, den jeweiligen Pfarrer zu bestimmen.

Postkarte mit der Dio-Kirche an der Rheinstraße. Foto. Stadtarchiv
Postkarte mit der Dio-Kirche an der Rheinstraße. Foto. Stadtarchiv

1752 wird mit dem Bau begonnen, der als eine mit Backsteinen gebaute, dreischiffige Hallenkirche beschrieben wird. 1754 findet eine nachträgliche Grundsteinlegung durch Kurfürst Clemens August statt, die beim preußischen König für einige Irritation sorgte. Wie kam es dazu? Clemens August I. von Wittelsbach, war nicht nur Erzbischof von Köln, sondern wählte auch als einer der sieben Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation den Kaiser. Er war also zugleich weltlicher und geistlicher Herrscher und in dieser Funktion dem preußischen König überlegen. Friedrich reagierte empört als er vom nicht angekündigten Besuch des mächtigen Kirchenfürsten erfuhr. Dass dieser dann eine mit allem Pomp versehene, verspätete Grundsteinlegung vornahm, erzürnte ihn noch mehr. Doch schließlich fügte er sich den Fakten und gab nachträglich sein Einverständnis dazu. Die Inschrift auf dem Grundstein thematisiert diesen Konflikt natürlich nicht. Sie lautet auf Deutsch: Am 9. August unter dem Pontifikat Benedikt XIV und der Regierung des römischen Kaisers Franz wurde mit Genehmigung des Preußischen Königs Friedrich II. dieser römisch-katholische Tempel zu bauen angefangen; den ersten Stein zu demselben legte der hochwürdigste und erhabenste Fürst und Herr Clemens August.

Zu diesem Zeitpunkt war die Kirche noch eine Baustelle und konnte erst ein Jahr später genutzt werden. Bis der Turm, der damals noch eine gedrungene Form mit geschwungener Haube hatte, komplett fertiggestellt war, dauerte es noch fast 15 Jahre. Der heutige Turm, der zum Wahrzeichen der Stadt geworden ist, entstand erst im späten 19. Jahrhundert. Bereits ab 1818 verfolgte die wachsende katholische Gemeinde einen Neubau. Doch erst zwanzig Jahre später kam es nur zu einem Erweiterungsbau, dessen Pläne von dem berühmten Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner stammten. Dem bestehenden Bau wurde ein großes dreischiffiges Querhaus hinzugefügt, die Grundfläche verdoppelte sich fast. Es entstand eine Hallenkirche, deren Haupt-und Seitenschiffe von gleicher Höhe sind. Für ein einheitliches Bild im Inneren sorgen auch heute noch die zwanzig, mit gelbem Stuckmarmor überzogenen Säulen.

Der alte, noch barock geformte Turm wurde erst 1894 abgerissen und durch einen neuen ersetzt, der mit seinem charakteristischen Aussehen zum Wahrzeichen der Stadt geworden ist. Ab dem dritten Geschoss wechselt er in eine achteckige Form und wird von einer steilen, kupferbedeckten Kuppel mit hoher Spitze bekrönt. Als einziger der Innenstadtkirchen überstand der Turm das Flammeninferno vom Juni 1943 und ist vielleicht auch deshalb den Krefeldern so ans Herz gewachsen. Entsprechend emotional war die Reaktion der Bevölkerung, als im Februar 2004 Teile von der Turmspitze abgebrochen waren und der Turmhelm aus Sicherheitsgründen abgebaut werden musste. Untersuchungen ergaben, dass Krefelds bekanntester Kirchtum eine neue Spitze brauchte. Es gründete sich ein Verein, der viele Kräfte für die Finanzierung mobilisieren konnte. Im November 2010 war es dann endlich soweit. Viele Menschen hatten sich seit dem frühen Morgen auf dem Platz versammelt, um den spannenden Moment, als die neue Haube wieder aufgesetzt wurde, mitzuerleben. „Die Stadt hat ihr Wahrzeichen zurück" titelte damals die örtliche Presse.

Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. am 1. Oktober 1373 in Prag wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. Der Blick in die Historie richtet sich nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds. Alle Beiträge werden unter www.krefeld.de/1373 und www.krefeld650.de veröffentlicht.

Alle Beiträge aus der Artikelreihe des Krefelder Stadtarchivs zum 650-jährigen Stadtjubiläum:
Teil 48: 1919 - Beginn der belgischen Besatzung
Das deutsche Kaiserreich ist beendet, der Krieg verloren. Für die Menschen folgt eine lange Zeit der Besatzung. Das Rheinland war hauptsächlich französisch besetzt. Im linksrheinischen Gebiet nahmen die Belgier den nördlichen Teil mit den Zentren Aachen und Krefeld ein.
Belgische Soldaten. Repro: Stadtarchiv
Teil 47: 1915 - die erste Feuerbestattung findet in Krefeld statt
In der preußischen Zeit wurden die Friedhöfe aus der inneren Stadt verlegt. In Krefeld gab es zunächst den heutigen Stadtgarten, der aber ebenfalls bald zu klein wurde.
Das Krematorium in Krefeld. Repro: Stadtarchiv
Teil 46: Eine Kindheit in Krefeld am Vorabend des Ersten Weltkriegs
Erinnerungen des Architekten Helmut Hentrich.
Die Rheinstraße um 1916 - Ansichtspostkarte. Repro: Stadtarchiv
Teil 45: Die Geschichte des Stadtwalds
Der Stadtwald ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Krefeld ist bekannt für seine vielen Parkanlagen und Alleen. Die größte Grünfläche ist der Stadtwald, der nur zwei Kilometer von der Innenstadt entfernt liegt.
Partie im Stadtwald in Bockum. Repro: Stadtarchiv Krefeld
Teil 44: Im Jahr 1907 werden Bockum, Verberg und Oppum eingemeindet
Nach der Jahrhundertwende wuchs die Stadt auch flächenmäßig. Nachdem 1901 bereits Linn eingemeindet wurde, folgten 1907 mit Bockum, Verberg und Oppum drei weitere Orte.
Partie im Botanischen Garten in Krefeld. Repro: Stadtarchiv Krefeld

Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916.
Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv

 

Informationen zur Reihe: Das Stadtarchiv blickt anlässlich des Stadtjubiläums in die Krefelder Geschichte

Prag. Freitag, 1. Oktober 1373. Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Reihenfolge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. „Das machen wir mit wissenswerten Beiträgen, aber auch mit humorvollen Geschichten", sagt Archivleiter Dr. Olaf Richter. Der Blick in die Historie richtet sich zwei Mal pro Woche nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds.