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Teil 33: Die Malerin Caroline Bardua besucht mit ihrer Schwester zum ersten Mal Krefeld

Veröffentlicht am: 05.07.2023

„Wir scheinen es in Crefeld gut getroffen zu haben. Die Rigals, die uns sehr freundlich aufgenommen haben, sind die Herren von Crefeld; sie und die von der Leyens beschäftigen fast die ganze Stadt. Heute haben wir bei Fräulein von der Leyen unseren Empfehlungsbrief abgegeben. Dabei umgab uns ein Reichtum und eine Pracht, wie ich sie noch kaum gesehen; aber der Luxus ist hier, wie auch bei den Rigals, nicht aufdringlich, sondern gediegen und vornehm. Ebenso angenehm erscheint mir der Ort. Crefeld ist eine zwar kleine, aber äußerst wohlhabende Fabrikstadt, in der eine musterhafte Ordnung herrscht." Dieser begeisterte Bericht stammt aus den Aufzeichnungen von Wilhelmine Bardua, einer Schriftstellerin und Sängerin aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ihre Schwester Caroline war eine bekannte Malerin der Biedermeierzeit, die sich vor allem durch ihre Porträtkunst einen Namen machte. 1828 waren die Schwestern für vier Monate in Krefeld zu Besuch. Der Kontakt an den Niederrhein war in Heidelberg zustande gekommen. Caroline hatte dort den kurpfälzischen Hofkammerrat Louis Maximilian von Rigal kennengelernt, der Mitinhaber der Krefelder Firma „Rigal und Heydweiller" war. Er lud die junge Künstlerin ein, in die Seidenstadt zu kommen, wo sie mit wohlhabenden Auftraggebern rechnen konnte. So erinnert sich Wilhelmine: "An die Abreise können wir noch lange nicht denken. Caroline hat noch so viele Bestellungen, daß sie nun keine neuen mehr annimmt. Wenn sie hier mit allem fertig ist, müssen wir noch zwei Wochen nach Cöln, wo Caroline Herrn und Frau Rhodius, deren Bekanntschaft wir hier gemacht, malen soll." Sie malte mehrere Mitglieder der Familie Rhodius. Das Porträt der ganz jungen Marianne Rhodius, geborene de Greiff (1814-1902) zählt zu den bekanntesten in Krefeld entstandenen Werken der Künstlerin.

Kinder der Familie von der Leyen von Caroline Bardua. Repro: Stadtarchiv Krefeld
Kinder der Familie von der Leyen von Caroline Bardua. Repro: Stadtarchiv Krefeld

Caroline und Wilhelmine Bardua stammten aus dem Harz und wuchsen in der kleinen Residenzstadt Ballenstedt auf. Ihr Vater war Kammerdiener des Herzogs von Anhalt-Bernburg, der ihn sehr schätzte. So hatten die Schwestern am Hof trotz ihrer einfachen Herkunft früh Kontakt zu adeligen Kreisen. Früh zeigte sich bei Caroline eine künstlerische Begabung und sie ging nach Weimar, wo sie von dem Maler Johann Heinrich Meyer unterrichtet wurde. Dort lernte sie Goethe kennen und fertigte ein Porträt von ihm an, es war ihr erster wichtiger Auftrag. Sie ging nach Dresden, wo sie bei dem bekannten Porträt-und Historienmaler Gerhard von Kügelgen ihre Studien fortsetzte. Dort traf die junge Künstlerin auf ihren berühmten Kollegen Caspar David Friedrich, den sie ebenfalls porträtierte. Auch dieser verewigte sie in seinem Bild „Gartenterrasse", wo sie in einer typisch klassizistisch gestalteten Gartenlandschaft lesend unter einem Baum sitzt. Carolines spezialisierte sich auf Porträts und sie malte viele zeitgenössische Berühmtheiten darunter Carl Maria von Weber, Niccolò Paganini, sowie Johanna Schopenhauer mit ihrer Tochter Adele. Wie ihre Schwester, die Sängerin und Schriftstellerin war, blieb sie unverheiratet und bestimmte als freischaffende Künstlern ihr Leben selbst. Die „Schwestern Bardua" wurden zu einem feststehenden Begriff. Zeitweise führten sie in Berlin einen Salon, in dem sich viele Intellektuelle und Künstler jener Zeit trafen. Später waren die Barduas viel auf Reisen. Auch Krefeld besuchten sie mehrmals, zuletzt 1841. In ihren Erinnerungen hielt Wilhelmine fest: „So wie hier sind wir noch nie verwöhnt worden. Alles spricht von Carolines Bildern, Einladungen von allen Seiten, man schickt uns Madeira, Pfirsiche, Eau de Cologne, Torten und erweist uns alle nur möglichen Freundlichkeiten." Besonderen Gefallen finden die Schwestern an der „Ruine Linn" mit ihrem efeuumrankten Turm. Als Sängerin freute sich Wilhelmine besonders über folgende Geste: „Das gute Fräulein von der Leyen hat mir einen Flügel zur Benutzung während unseres Hierseins geschickt. Wir sind nun auch mit Herrn Conrad von der Leyen und seiner liebenswürdigen Frau, einer geb. Gontard aus Frankfurt, näher bekannt geworden." Caroline malte ein Gruppenbild der Kinder dieses Paares, das hier zu sehen ist.

Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. am 1. Oktober 1373 in Prag wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. Der Blick in die Historie richtet sich nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds. Alle Beiträge werden unter www.krefeld.de/1373 und www.krefeld650.de veröffentlicht.

Alle Beiträge aus der Artikelreihe des Krefelder Stadtarchivs zum 650-jährigen Stadtjubiläum:
Teil 8: Hildegunde von Are und das Kloster Meer
Die mittelalterliche Geschichte Krefelds ist eng mit dem Haus Meer in Meerbusch-Büderich verknüpft. Dieses Haus Meer geht auf ein mittelalterliches Kloster zurück, das von der Gräfin Hildegunde von Are im 12. Jahrhundert gegründet wurde.
Hildegunde von Are. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Teil 7: Krefelds älteste Kirche
Das heute unter dem Namen „Alte Kirche“ bekannte Gotteshaus in der Krefelder Innenstadt hat von seinem Erscheinungsbild nichts mehr mit dem ursprünglichen mittelalterlichen Kirchenbau gemeinsam. Der spätgotische Bau und sein 1497 errichteter Turm wurden aus Ziegeln gebaut.
Archivbild Alte Kirche. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Teil 6: Die Zeit der Franken
Im 5. Jahrhundert ging der Einfluss der Römer stark zurück. Nach ihnen kamen fränkische Kriegerscharen an den Niederrhein. Sie standen nicht unter einer einheitlichen Führung, sondern unter der Herrschaft von Kleinkönigen, Herzögen und anderen Adeligen.
Renate Pirling erklärt die Fundsituation am Gräberfeld in Krefeld-Gellep. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Teil 5: Das Heiligtum von Elfrath
Archäologen unter der Leitung von Dr. Christoph Reichmann, dem ehemaligen Leiter des Museums Burg Linn, brachten 1988 die heute als „Heiligtum von Elfrath“ bezeichnete Anlage zum Vorschein.
Die Grabung in Krefeld-Elfrath in den 1980er-Jahren. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Teil 4: Die Schlacht bei Gelduba
Die älteste geschlossene Siedlung im heutigen Stadtgebiet Krefeld-Gellep führt in die Römerzeit zurück. Um das Jahr 20 nach Christus legten die Römer dort einen ersten Stützpunkt in Rheinnähe namens Gelduba an.
Fundstücke im Museum Burg Linn. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916.
Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv

 

Informationen zur Reihe: Das Stadtarchiv blickt anlässlich des Stadtjubiläums in die Krefelder Geschichte

Prag. Freitag, 1. Oktober 1373. Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Reihenfolge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. „Das machen wir mit wissenswerten Beiträgen, aber auch mit humorvollen Geschichten", sagt Archivleiter Dr. Olaf Richter. Der Blick in die Historie richtet sich zwei Mal pro Woche nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds.