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Teil 35: Der Friedrichsplatz

Veröffentlicht am: 26.07.2023

Er gehört zu den größeren Plätzen in der Innenstadt und liegt am nördlichen Rand des Krefelder Wall-Vierecks: der Friedrichsplatz. Seit seiner Entstehung im Zuge der Stadterweiterungen im 18. Jahrhundert ist er immer wieder verändert worden. Die letzte, grundlegende Neugestaltung hat 1989 stattgefunden.

Friedrichsplatz mit dem Germania-Denkmal. Repro: Stadtarchiv
Friedrichsplatz mit dem Germania-Denkmal. Repro: Stadtarchiv

Der nach dem preußischen König Friedrich II. benannte Platz entstand im Zusammenhang mit dem direkt angrenzenden Viertel entlang der Friedrichstraße in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Zunächst war er nicht mehr als ein sogenanntes „Quarré", das den Vorplatz zum damals noch bestehenden Hülser Tor bildete. Erste Veränderungen brachten die Umgestaltungen im Zuge des Plans von Adolph von Vagedes (Struktur der vier Wälle) 1819. Der Platz wurde in südliche Richtung ausgebaut und bildete jetzt den Schnittpunkt zwischen Friedrichsstraße und Nordwall. Die Form blieb dem klassizistischen Ideal folgend rechteckig. Nach langen Auseinandersetzungen erfolgte dann erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Umgestaltung in einen ovalen Schmuckplatz. Das Oval wurde innerhalb des Rechtecks, das die Straßenführungen vorgeben, geschaffen. Damit wurde eine klassische städtebauliche Platzform gewählt, ein Typus, wie er etwa auch in Plätzen in Nancy oder in Rom zu finden ist. Der Plan stammt von dem Berliner Bildhauer Heinrich Walger, das Bepflanzungskonzept von dem bekannten Gartenarchitekten Maximilian Friedrich Weyhe. Das Oval mit Bäumen und Pflanzenrabatten wurde von einem kreuzförmigen Wegverlauf unterteilt. Die Kreuzung bildete einen zentralen Mittelpunkt (oder wie es in der Gartenarchitektur auch heißt: Point de Vue). Dieser Blickfang verlangt nach einer besonderen Gestaltung. Wohl aus finanziellen Gründen erfolgte diese erst 1875 mit einer Errichtung eines Denkmals. Heinrich Walger, der bereits den Entwurf für den Platz gemacht hatte, schuf die drei Meter hohe Bronze-Figur einer „Germania", die in ihren Händen Krone und Schwert hält. Das insgesamt fast sieben Meter hohe Denkmal wurde im Juni 1875 eingeweiht und entsprach in seiner Monumentalität ganz dem Geschmack der damaligen Zeit. Es war nicht nur Ausdruck eines Nationalstolzes, der durch die Gründung des deutschen Kaiserreiches kurz zuvor besonders bestärkt wurde, sondern stand auch in engem Kontext mit dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Auf dem Sockel waren die Namen der 266 in diesem Krieg gefallenen Krefelder Soldaten zu lesen. Auf vielen historischen Abbildungen findet sich daher die Bezeichnung „Kriegerdenkmal". Bis 1941 stand die Germania an diesen Platz, dann wurde sie demontiert und eingeschmolzen.

Zwanzig Jahre später wurde der Platz erneut umgestaltet. Das Oval blieb erhalten, allerdings löste man das zentrale Wegekreuz zu Gunsten einer frei gestalteten Fläche auf. Es vergingen fast dreißig Jahre bis der Friedrichsplatz sein bis heute bekanntes Aussehen erhielt. Jetzt griff man wieder die historische Platzidee auf und rekonstruierte den Verlauf der sich kreuzenden Wege. Das führte auch zu einer erneuten Betonung der Mitte. Da die Zeit der monumentalen Denkmäler längst der Vergangenheit angehörte, wurde jetzt ein runder Springbrunnen errichtet, dessen Fontäne schon von weitem einen Akzent setzt. Wie es bei der Eröffnung hieß, wollte man mit dieser Gestaltung die klassizistische Vision von 1817 in die Wirklichkeit von 1989 zurückholen und damit zugleich den Beginn einer Stadterneuerung Krefelds sichtbar machen.

Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. am 1. Oktober 1373 in Prag wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. Der Blick in die Historie richtet sich nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds. Alle Beiträge werden unter www.krefeld.de/1373 und www.krefeld650.de veröffentlicht.

Alle Beiträge aus der Artikelreihe des Krefelder Stadtarchivs zum 650-jährigen Stadtjubiläum:
Teil 53: Krefeld ist nur noch ein Trümmerhaufen - die Zerstörung Krefelds im Juni 1943
Abgeworfen wurden rund 2100 Tonnen von Minen-, Spreng-, Stabbrand- und Phosphorbrandbomben, viele davon fielen auch ins Hülser Bruch und Kempener Feld.
Blick vom Turm der Dionysiuskirche Richtung Westen. Foto: Stadtarchiv
Teil 52: 9./10. November 1938 Die Synagoge wird zerstört
In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 brach der Terror mit unglaublicher Wucht über die jüdische Bevölkerung herein.
Stadtplan Krefeld. Repro: Stadtarchiv
Teil 51: 1928-30 die Häuser Lange und Esters entstehen
Die beiden nebeneinander gelegenen Villen für die Direktoren der Vereinigten Seidenwebereien (Verseidag) Hermann Lange und Josef Esters entstanden in den Jahren 1928 bis 1930.
Haus Esters. Archivfoto: Volker Döhne
Teil 50: 1923 - die Separatistenunruhen in Krefeld
Um die 350 Krefelder sollen in den zwei Wochen der separatistischen Herrschaft aktiv gewesen sein.
Nach dem Kampf der Separatisten um das Rathaus. Repro: Stadtarchiv
Teil 49: 1922 - Gründung einer literarischen Gesellschaft
Die Literarische Gesellschaft gründete sich am 27. Februar 1922 als Unterabteilung des Sprachvereins. Das Programm war ambitioniert, mindesten einmal im Monat fand ein Vortrag statt.
Das Ricarda-Huch-Gymnasium. Repro: Stadtarchiv

Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916.
Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv

 

Informationen zur Reihe: Das Stadtarchiv blickt anlässlich des Stadtjubiläums in die Krefelder Geschichte

Prag. Freitag, 1. Oktober 1373. Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Reihenfolge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. „Das machen wir mit wissenswerten Beiträgen, aber auch mit humorvollen Geschichten", sagt Archivleiter Dr. Olaf Richter. Der Blick in die Historie richtet sich zwei Mal pro Woche nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds.