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Teil 45: Die Geschichte des Stadtwalds

Veröffentlicht am: 04.10.2023

Der Stadtwald ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Krefeld ist bekannt für seine vielen Parkanlagen und Alleen. Die größte Grünfläche ist der Stadtwald, der nur zwei Kilometer von der Innenstadt entfernt liegt. Er dehnt sich auf einer rechteckig geformten, 119 Hektar großen Fläche im nördlichen Stadtgebiet aus. Er wird begrenzt von der Hüttenallee, der Deußstraße, dem Gebiet von Großhüttenhof und Vreed, sowie vom Europaring. Mit seinen großen Wiesen- und Waldflächen, den weitläufigen Wander-und Reitwegen, sowie dem zentral gelegenen Stadtwaldweiher ist er ein beliebtes Naherholungsgebiet. Tennisplätze, ein Bootsverleih, die Stadtwaldschänke mit ihrem weitläufigen Biergarten, sowie die historische Pferderennbahn bereichern außerdem das Gelände.

Wilhelm Deuß stiftet Boden und Geld für die Anlage eines Stadtwalds

Noch kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert, als Krefeld sich seit wenigen Jahren Großstadt nennen konnte, vermisste man eine großzügige Parkanlage. In der Innenstadt gab es damals nur den fünf Hektar großen Stadtgarten, der ein ehemaliger Friedhof war. Umso erfreulicher war die Entscheidung von Wilhelm Deuß (1827 -1911), Mitinhaber der Seidenfirma Deuß & Oetker, anlässlich seines 70. Geburtstages der Stadt ein großzügiges Geschenk zu machen. Es handelte sich um eine ungefähr 35 Hektar große Fläche zwischen dem Courth'schen Busch und der Hüttenallee, die für die Krefelder zum Naherholungsgebiet werden sollte. Sie war bisher mit Buchen und Eichen bestanden und sollte als Stadtwald angelegt werden. Zehn Jahre später schenkte Deuß, der aus einer einfachen Krefelder Familie stammte und Sohn eines Bäckers und Schankwirts war, nochmals eine Summe von 50.000 Mark. Mit diesem Geld konnte weiteres Gelände angekauft werden. Bereits zu seiner ersten Schenkung stiftete er eine Geldsumme, unter der Bedingung, dass mit den Arbeiten sofort begonnen werden sollte. Tatsächlich bewilligte die Stadt eine Summe von 150.000 Mark für Erd-, Wege-und Pflanzarbeiten. Für die Planungen bildete sich eine eigene Stadtwaldkommission, die Ausführungen übernahm der Düsseldorfer Gartenarchitekt Fritz Rosorius.

Partie im Stadtwald in Bockum. Repro: Stadtarchiv Krefeld
Partie im Stadtwald in Bockum. Repro: Stadtarchiv Krefeld

1901 wird der Park für die ersten Spaziergänger freigegeben

Im Mai 1901 konnten die ersten Spaziergänger im neuen Park flanieren. Ein Jahr später wurde die Stadtwaldschänke erbaut, sie wurde 1911 noch erweitert. Eine Kahnstation mit Bootshaus und eine Natureisbahn im Winter steigerten die Attraktivität und machten den Stadtwald schnell zum beliebten Ausflugsziel. Dazu Oberbürgermeister Johannes Johansen: „Unser an Schönheiten so reicher Stadtwald wird, das ist gewiß, vielen Freunden der Natur ein lieber Aufenthalt werden." 1908 wurden einige Wege für Radfahrer freigegeben, wenig später entstand ein Wildgehege. Ab 1911 gab es neben dem Stadtwaldhaus regelmäßige Freiluftkonzerte, 1913 wurde die Pferderennbahn eröffnet. Mit den historischen Gebäuden von August Biebricher ist sie bis heute eine der schönsten Anlagen ihrer Art. In jenem Jahr wurde der Stadtwald auch zum Schauplatz für die Festlichkeiten zum hundertjährigen Bestehen des Husarenregiments.

Ein steinerner Rundtempel erinnert an den Stifter

Auch der über sechs Meter hohe, steinerne Rundtempel, der direkt am Wasser liegt, stammt aus dieser Zeit. Er wurde zum Gedenken an Wilhelm Deuß errichtet und nach ihm benannt. In seinem Inneren findet man eine entsprechende Plakette aus Bronze mit dem Bild des Stifters. Über ihn äußerte sich Oberbürgermeister Johansen so. „Der siebzigste Geburtstag war der glücklichste Tag in dem Leben des Herrn Wilhelm Deuß; er grub seinen Namen mit unauslöschlichen Lettern in die Geschichte unserer Stadt ein. Denn an diesem Tage stiftete er hundertvierzig Morgen Landes und eine Summe von zwanzigtausend Mark zur Anlegung eines Stadtwaldes. Schon erwog man im Schoße der städtischen Verwaltung die Errichtung eines Deuß-Denkmals, da setzte Herr Deuß dem begonnenen Werke die Krone auf, indem er aus Anlass seines achtzigsten Geburtstages weitere siebzig Morgen Landes zur Vergrößerung des Stadtwaldes stiftete. Auch das ersten gedeihen dieser neuen Fläche hat Herr Deuß noch erleben dürfen. In seinen alten Tagen richtete er mit Vorliebe seine Schritte hierher, und ich selbst habe es empfunden, daß man ihm keine größere Freude bereiten konnte, als wenn man den Stadtwald lobte."

Heute zählt der Stadtwald zu den schönsten Aufenthaltsorten in Krefeld

Der Deuß-Tempel ist das Wahrzeichen des Stadtwalds und dort eines der meist fotografierten Motive. In den 1920er Jahren wurden noch die angrenzenden Gebiete des Großhüttenhofs und des Flohbusch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach großen Schäden im Zweiten Weltkrieg, einer drohenden Austrocknung des Weihers und der Rettung der historischen Anlagen von Rennbahn und Bootshaus, zählt der Stadtwald inzwischen wieder zu den schönsten Aufenthaltsorten in Krefeld. Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. am 1. Oktober 1373 in Prag wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. Der Blick in die Historie richtet sich nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds. Alle Beiträge werden unter www.krefeld.de/1373 und www.krefeld650.de veröffentlicht.

Alle Beiträge aus der Artikelreihe des Krefelder Stadtarchivs zum 650-jährigen Stadtjubiläum:
Teil 33: Die Malerin Caroline Bardua besucht mit ihrer Schwester zum ersten Mal Krefeld
Caroline und Wilhelmine Bardua stammten aus dem Harz und wuchsen in der kleinen Residenzstadt Ballenstedt auf.
Kinder der Familie von der Leyen von Caroline Bardua. Repro: Stadtarchiv Krefeld
Teil 32: Der Vagedes-Plan
Einbindung des bisherigen Stadtkerns in das rechteckige Geviert der Wälle.
Vagedes-Plan. Repro. Stadtarchiv Krefeld
Teil 31: Das alte Stadttheater an der Rheinstraße
Viele Theaterbauten gehen auf die Initiative von Adeligen zurück. In Krefeld, das ja nie ein Fürstensitz war, ist auch die Begeisterung für die Bühne auf bürgerschaftliches Engagement zurückzuführen.
Altes Stadttheater an der Rheinstraße. Repro: Stadtarchiv
Teil 30: Entstehung des Stadtgartens
Mit seinem schönen Baumbestand und dem zentral gelegenen Musikpavillon lädt er zu Spaziergängen ein.
Krefelder Stadtgarten um 1902. Repro: Stadtarchiv

Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916.
Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv

 

Informationen zur Reihe: Das Stadtarchiv blickt anlässlich des Stadtjubiläums in die Krefelder Geschichte

Prag. Freitag, 1. Oktober 1373. Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Reihenfolge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. „Das machen wir mit wissenswerten Beiträgen, aber auch mit humorvollen Geschichten", sagt Archivleiter Dr. Olaf Richter. Der Blick in die Historie richtet sich zwei Mal pro Woche nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds.