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Teil 47: 1915 - die erste Feuerbestattung findet in Krefeld statt

Veröffentlicht am: 18.10.2023

In Krefeld gibt es heute elf städtische Friedhöfe, die insgesamt eine Fläche von 130 Hektar einnehmen. Befanden sich im Mittelalter die Friedhöfe noch direkt neben den Kirchen, waren mit der wachsenden Bevölkerung die Kapazitäten schnell erschöpft. Durch die Nähe der Wohnbebauung spielten auch hygienische Aspekte eine wichtige Rolle. In der preußischen Zeit wurden die Friedhöfe aus der inneren Stadt verlegt. In Krefeld gab es zunächst den heutigen Stadtgarten, der aber ebenfalls bald zu klein wurde. 1862 erwarb die Stad ein Gelände an der Gladbacher Landstraße. 1867 fand die erste Beerdigung auf dem heute als alten Teil des Hauptfriedhofs bezeichneten Geländes statt. 1891 wurde der Friedhof erweitert (neuer Teil) und durch viele Baumplanzungen und Ziergehölzer auch sehr aufwendig gärtnerisch gestaltet. Im Beriech dieser grünen Friedhofsgestaltung zählte Krefeld zu den Vorreitern. Das betonte auch Gartenbaudirektor Noell: Als eine der ersten Städte schloss sich Krefeld dieser neuen Gestaltungsweise an. Es galt, den großen freien Heideplatz an der Heideckstraße von vorneherein so anzulegen, daß nicht das Bild jener Friedhöfe entstand, die nichts darboten als ein Stück Feld, fast ohne Baum und Strauch, von einer häßlichen Mauer umgeben, von ebenso häßlichem Tor verschlossen, mit wirrer Häufung geschmackloser Grabsteine...Über diesem Neuen steht die Idee, dem Friedhof seinen Charakter als Totengarten zu geben und zu wahren, und ihm den Anschein unabdingbarer Trauer zu nehmen."

Das Krematorium in Krefeld. Repro: Stadtarchiv
Das Krematorium in Krefeld. Repro: Stadtarchiv

Inzwischen gibt es auf dem Hauptfriedhof wieder viele Freiflächen und durch den beeindruckenden Baumbestand hat der Ort den Charakter eines großzügigen Parks, der gerade im Herbst zu Spaziergängen einlädt. Die Anlage wurde auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts kontinuierlich vergrößert und 1911 beschloss die Stadtverordnetenversammlung ein Krematorium zu errichten. Im Oktober 1915 nahm es als erstes seiner Art im Rheinland und als fünftes in Preußen seinen Betrieb auf. Das spricht für ein tolerantes, nicht von der christlichen Kirche dominiertes Klima in der Stadt. Die katholische Kirche erlaubt erst seit 1964 diese Form der Bestattung. Das Jugendstil-Gebäude war für die damalige Zeit ungewöhnlich modern ausgestattet. So gab es eine Öffnung mit darunterliegendem Fahrstuhl, der den Sarg in das Untergeschoss transportierte. Der Krefelder Künstler Heinz von der Way (1888-1973) schuf für die Trauerhalle ein großes Wandbild mit dem Titel „Abschied". Es zeigt einen Mann und eine Frau, die sich durch einen trennenden Himmelsstrahl hindurch die Hände reichen. Die Frau verbirgt ihr Gesicht in Trauer, der Mann scheint mit seiner offenen, rechten Handhaltung sein Schicksal zu akzeptieren. Das Bild drückt Trauer und Zuversicht zugleich aus.

Fast zeitgleich mit dem Krematorium entstand auf dem Hauptfriedhof auch die neue Leichenhalle mit Kapelle. Das repräsentative, halbkreisförmige Gebäude mit Kuppeldach wurde von der Bevölkerung gut angenommen. So wurde es zunehmend üblich, die Beerdigungen nicht mehr von zu Hause aus, sondern von der Friedhofskapelle aus durchzuführen. 1916 wurde der Bestattungsbetrieb städtisch. In späteren Jahren entschied man, das Friedhofswesen nicht zu zentralisieren, sondern auch die Vorortfriedhöfe beizubehalten. Im Zweiten Weltkrieg wurde auch der Hauptfriedhof stark geschädigt, Trauerhalle und Krematorium teilweise zerstört. Während die Halle bis heute wieder genutzt wird, musste das Krematorium 2011 seinen Betrieb einstellen. Für das unter Denkmalschutz stehende Gebäude wird nach der Sanierung eine neue Nutzung gesucht.

Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. am 1. Oktober 1373 in Prag wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. Der Blick in die Historie richtet sich nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds. Alle Beiträge werden unter www.krefeld.de/1373 und www.krefeld650.de veröffentlicht.

 

Alle Beiträge aus der Artikelreihe des Krefelder Stadtarchivs zum 650-jährigen Stadtjubiläum:
Teil 27: Krefeld zur Zeit der napoleonischen Herrschaft
Bürgermeister Gottschalk Floh und zwei Napoleon-Büsten.
Haus Neuenhofen in Bockum.
Teil 26: Durchgehendst sieht man großen Wohlstand herrschen.
Krefelds Entwicklung im Rahmen der fünften Stadterweiterung und ein begeisterter Reisebericht in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts
Haus Floh an der Friedrichstraße um 1930. Foto: Stadtarchiv Krefeld
Teil 25: 1752 - Die neue Dionysiuskirche wird erbaut
Krefelds älteste Kirche, auf die heute namentlich die Alte Kirche verweist, war bereits dem heiligen Dionysius geweiht. In der Reformationszeit wurde sie von den Protestanten übernommen, als katholischen Ort gab es nur die Kapelle des Klosters der Tertiarinnen.
Postkarte mit der Dio-Kirche an der Rheinstraße. Foto. Stadtarchiv
Teil 24: Friedrich der Große zu Besuch im „Kleinod Crefeld"
Die Brüder von der Leyen erhielten vom König Monopolrechte und wurden auch mit dem Titel „königlicher Kommerzienrat" geehrt.
Der preußische König, Friedrich II., zu Besuch bei der Familie Von der Leyen. Repor: Stadtarchiv
Teil 23: Die Schlacht an der Hückelsmay
Wer am historischen Landgasthof Hückelsmay vorbei stadtauswärts fährt, wird auf der rechten Seite ein eingezäuntes Denkmal sehen. Die von einem Adler bekrönte, steinerne Säule erinnert an eine der beiden großen Schlachten vor den Toren Krefelds
Nahaufnahme am Hückelsmay-Denkmal. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Stadtarchiv Krefeld

Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916.
Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv

 

Informationen zur Reihe: Das Stadtarchiv blickt anlässlich des Stadtjubiläums in die Krefelder Geschichte

Prag. Freitag, 1. Oktober 1373. Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Reihenfolge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. „Das machen wir mit wissenswerten Beiträgen, aber auch mit humorvollen Geschichten", sagt Archivleiter Dr. Olaf Richter. Der Blick in die Historie richtet sich zwei Mal pro Woche nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds.