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Teil 8: Hildegunde von Are und das Kloster Meer

Veröffentlicht am: 20.03.2023

Hildegunde von Are. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Hildegunde von Are. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Dieses Haus Meer geht auf ein mittelalterliches Kloster zurück

Die mittelalterliche Geschichte Krefelds ist eng mit dem Haus Meer in Meerbusch-Büderich verknüpft. Dieses Haus Meer geht auf ein mittelalterliches Kloster zurück, das von der Gräfin Hildegunde von Are im 12. Jahrhundert gegründet wurde. Die Tochter des Edelherrn Hermann von Liedberg löste mit dieser Stiftung ein auf einer Pilgerfahrt nach Rom abgelegtes Gelübde ein. Bevor sie das verwirklichen konnte, musste sie sich mit ihrer Schwester Elisabeth um das väterliche Erbe auseinandersetzen. Da man im ersten Anlauf keine Einigung erzielte, kam es 1166 zu einer weiteren Erbteilung, die in einer Urkunde dokumentiert ist. Darin werden die Stiftungsgüter aufgezählt, darunter auch das „Gut Krefeld", das Hildegunde ebenso erhielt wie den Besitz Meer. Mit Hilfe dieser und weiterer Besitztümer löste sie ihr Versprechen ein und gründete ein Stift für den Orden der Prämonstratenserinnen.

Dieser Landbesitz setzte sich aus mehreren Höfen zusammen

Eine andere Quelle nennt Einzelheiten über dieses „Gut Krefeld". So soll es eine Grundfläche von über 2.000 Hektar gehabt haben. Dieser Landbesitz setzte sich aus mehreren Höfen zusammen. Einer davon war der Münkerhof, der sich im Bereich der heutigen Viktoriastraße und Blücherstraße befunden hat. Jährlich am Andreastag (30. November) mussten auf diesem Hof die gesamten dem Kloster zustehenden Abgaben entrichtet werden. Im Gegenzug erhielten die Bauern das sogenannte Andreas-Essen, zu dem durchschnittlich über hundert Personen zusammenkamen.

Bis 1788 mussten die Krefelder den kompletten „Zehnten" an das Kloster entrichten

Für das Kloster war es von besonderem Interesse, dass mit dem Krefelder Besitz auch ein Viertel des Kirchenpatronats verknüpft war. So konnten die Nonnen Einfluss auf die Besetzung der Pfarrstelle nehmen und noch weitere Abgaben verlangen. Im 13. Jahrhundert kam es deshalb zu Streitigkeiten mit den Grafen von Moers, die die andere Hälfte des Patronatsrecht besaßen. Vermutlich waren Geldschwierigkeiten der Grund dafür, dass der Moerser Graf diese Rechte an das Kloster verkaufte. So sicherten sich die Nonnen von Meer nicht nur das gesamte Patronatsrecht sondern darüber hinaus auch regelmäßige Abgaben. Bis 1788 mussten die Krefelder den kompletten „Zehnten" an das Kloster entrichten. Erst die Französische Revolution und ihre Folgen, zu denen auch die Auflösung der Klöster gehörte, machte dieser Verpflichtung ein Ende.

Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit

Hildegunde von Are war die erste Vorsteherin ihres Klosters und starb 1186. Da sich nach ihrem Tod einige Wunder ereigneten, wurde sie bald wie eine Heilige verehrt.

Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. am 1. Oktober 1373 in Prag wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Folge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. Der Blick in die Historie richtet sich nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds. Alle Beiträge werden unter www.krefeld.de/1373 und www.krefeld650.de veröffentlicht.

Alle Beiträge aus der Artikelreihe des Krefelder Stadtarchivs zum 650-jährigen Stadtjubiläum:
Teil 22: Die zweite und dritte Stadterweiterung im 18. Jahrhundert
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gerät Krefeld ohne kriegerische Auseinandersetzungen unter preußische Herrschaft. Die Stadt wird zum Verwaltungsort für die gesamte Grafschaft und dadurch steigt auch die wirtschaftliche Kraft.
Historischer Stadtplan Krefelds. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Stadtarchiv Krefeld
Teil 21: 1692 erste Stadtplanerweiterung gegen Osten
Die erste neuzeitliche Erweiterung begann 1678. Im Juli reiste ein vom oranischen Landesherren Prinz Wilhelm bestellter Kommissar Philipp Theodor Toll durch die Grafschaft Moers und kam auch nach Krefeld.
Krefeld vor der ersten Erweiterung. Quelle: Stadtarchiv Krefeld
Teil 20: 1683 - 13 Krefelder Familien wandern nach Amerika aus.
Die Familien gehörten überwiegend der religiösen Gemeinschaft der Quäker an, die ab 1678 in Krefeld auf sich aufmerksam machten und von England über die Niederlande an den Niederrhein kamen.
Ausschnitt der US-amerikanischen Briefmarke in Erinnerung an die deutschen Auswanderer 1683. Foto: Stadtarchiv
Teil 19: 1659 - die erste bekannte Ansicht der Stadt
Wie Krefeld 1373 zur Zeit der Stadterhebung ausgesehen hat, ist nicht bekannt. Erst knapp 300 Jahre später ist eine Zeichnung entstanden, die als erste Abbildung unserer Stadt gilt.
1659 - die erste bekannte Ansicht der Stadt
Teil 18: 17. Januar 1642 - Schlacht auf der Hückelsmay
Auf beiden Seiten kämpften über 9000 Mann. Die kaiserliche Armeee erlitt eine Niederlage, 5000 gerieten in Gefangenschaft, unter ihnen auch Lamboy. Rund 3000 Soldaten sollen gefallen sein.
Schlacht an der Hückelsmay 1642. Quelle. Stadtarchiv Krefeld

Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916. Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv
Die Krefelder Rheinstraße im Jahr 1916.
Bild: Stadt Krefeld, Stadtarchiv

 

Informationen zur Reihe: Das Stadtarchiv blickt anlässlich des Stadtjubiläums in die Krefelder Geschichte

Prag. Freitag, 1. Oktober 1373. Mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch Kaiser Karl IV. wird aus dem Dorf die Stadt Krefeld. 650 Jahre ist das nun her. Anlässlich des Jubiläums blickt das Stadtarchiv in chronologischer Reihenfolge mit Geschichten und Anekdoten in die Vergangenheit. „Das machen wir mit wissenswerten Beiträgen, aber auch mit humorvollen Geschichten", sagt Archivleiter Dr. Olaf Richter. Der Blick in die Historie richtet sich zwei Mal pro Woche nicht alleine auf den kleinen Flecken, den mittelalterlichen Siedlungskern, sondern auf das Gebiet des heutigen Krefelds.