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Traditionsläden treffen auf Modeketten und Individualangebot

Veröffentlicht am: 10.05.2023

Innenstadtkoordinator Thomas Brocker und Markus Ottersbach als Geschäftsführer des Krefelder Handelsverband sind sich einig: Die Krefelder Innenstadt ist viel besser als ihr Ruf.  Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
Innenstadtkoordinator Thomas Brocker und Markus Ottersbach als Geschäftsführer des Krefelder Handelsverband sind sich einig: Die Krefelder Innenstadt ist viel besser als ihr Ruf.
Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof

Innenstadtkoordinator Thomas Brocker: „Unsere City ist viel besser als ihr Ruf"

Thomas Brocker, städtischer Innenstadtkoordinator, und Markus Ottersbach, Geschäftsführer des Handelsverbands Krefeld-Kempen-Viersen, sind sich sicher: Krefelds Innenstadt ist viel besser als ihr Ruf. Der Krefelder an sich neige dazu, sich die Innenstadt selbst schlecht zu reden. In einem gemeinsamen Innenstadtrundgang zeigten die beiden Innenstadtexperten Krefelds Einzelhandelsschätze, sprachen über städtebauliche Pläne im Rahmen des Stärkungspakets Innenstadt und über die natürliche Charakterveränderung von Innenstädten generell.

Ein inhabergeführtes Dreiergespann auf dem Joseph-Beuys-Platz: Das Café Geschwisterherzen, der Keramikladen "ebenerdig" und Karls Naturkost mit angeschlossenem Café. Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
Ein inhabergeführtes Dreiergespann auf dem Joseph-Beuys-Platz: Das Café Geschwisterherzen, der Keramikladen "ebenerdig" und Karls Naturkost mit angeschlossenem Café.
Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof

Joseph-Beuys-Platz steht für viele Ecken in Krefeld

Treffpunkt Joseph-Beuys-Platz: Während die zwölf Wasserfontänen vor dem Kaiser-Wilhelm-Museum leise plätschern, füllen sich Tische und Stühle vor dem Café Geschwisterherzen. Auch bei Karls Naturkostladen zieht langsam der Sonnenschein über die Tische, während im Inneren des Ladenlokals reger Betrieb herrscht. Eine ältere Frau ist vor „ebenerdig - Porzellan und Keramik aus Krefeld" stehengeblieben und inspiziert die Auslage. „Diese Momentaufnahme steht für so viele Ecken in Krefeld", ist sich Thomas Brocker sicher. „Die schlechten Nachrichten über die Geschäftsaufgabe von Galeria-Kaufhof und Primark der letzten Wochen sind kein Anlass, um den Kopf in den Sand zu stecken. Wir haben hier in Krefeld einen vielfältigen Branchenmix."

Leerstand ist in Krefeld geringer als im Landesdurchschnitt

Markus Ottersbach unterlegt Brockers Aussage mit Zahlen. „In Krefelds Kerninnenstadt liegt der Leerstand im Moment bei etwa zehn Prozent. Das ist weniger als im Landesdurchschnitt", erklärt er. „Bei 450 Geschäften ist die Zusammensetzung bemerkenswert: In Krefeld gibt es große Modeketten genauso wie kleine Boutiquen, Läden des täglichen Bedarfs in der Nähe von alteingesessenen Fachgeschäften und Gastronomie ebenso wie inhabergeführte Cafés und Restaurants."

 Alleine auf der Evertstraße zwischen Westwall und Breite Straße gibt es sechs inhabergeführte, sehr individuelle Läden - zum Beispiel das VIntagegeschäft "bunt".  Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
Alleine auf der Evertstraße zwischen Westwall und Breite Straße gibt es sechs inhabergeführte,
sehr individuelle Läden - zum Beispiel das VIntagegeschäft "bunt".
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof

 

Viele sehr individuelle Geschäfte auf der Evertsstraße

Über die Evertsstraße führt der Rundgang in Richtung Einkaufsmeile. Ottersbach und Brocker passieren das Porzellangeschäft Kobes und bleiben vor „B.UNT. Vintage & Design" stehen. Äste, Hüte und Vogelskulpturen schmücken die Fassade, in den kleinen Schaufenstern gibt es viel zu entdecken. „Waren Sie hier schon einmal drin?", fragt der Innenstadtkoordinator. „Ich kann es nur jedem empfehlen. Es ist wie ein Eintauchen in die Welt der 70er- und 80er-Jahre. Solche Geschäfte würden in Großstädten kein Geheimtipp mehr sein." Die beiden Innenstadtakteure passieren die Kunsthandlung Hoves und stoppen bei „Cucinare", einem Fachhandel für Küchenbedarf, erneut. „Alleine auf diesem kleinen Straßenabschnitt haben wir sechs ganz individuelle Fachgeschäfte", betont Ottersbach. „Es sind inhabergeführte Läden, für die Mieten auf der Hoch- und der Königstraße nicht lukrativ wären. Hier aber sind sie nah an der Fußgängerzone und immer noch in attraktiver Lage."

Rund um den Platz an der Alten Kirche

Über die Breite Straße geht es weiter in Richtung Wiedenhofstraße. Während es im Café Liesgen schwierig wird, noch einen Platz auf der Außenterrasse in der Sonne zu ergattern und die Taverna Toni, das Limericks und das Phil noch auf die späten Nachmittagsstunden warten, um zu öffnen, bleibt das Duo erneut vor einem Ladenlokal stehen. Thomas Brocker zeigt auf das Schaufenster des Teeladens „TEAmo". „In Krefeld sind gleich drei gutsortierte Teeläden ansässig, die tolle Schaufenster haben", sagt er. „Hier hat sich die Anmutung der Auslage der Historie des Hauses angepasst. Das passt gut zusammen." Ähnliche Eindrücke hinterlässt das große Eckladenlokal nur einige wenige Schritte weiter. Ellen Hoffackers und Ruth Heißenbergs Beleuchtungsgeschäft gehört zu den alteingesessenen Krefelder Fachanbietern. Markus Ottersbach spricht mit Hochachtung vor deren Leistung und Einsatz, wenn er vom Kontakt mit den über 80-jährigen Inhaberinnen spricht: „Der Service wird hier großgeschrieben. Die Damen kennen sich nicht nur gut aus, sondern sie sind engagiert und immer kundenorientiert. Es ist toll, dass wir solche Läden in der Innenstadt haben."

Individuelle Cafés und vielfältige Restaurants: Die Krefelder Innenstadt überzeugt mit gutem kulinarischen Angebot - zum Beispiel mit dem Café Liesgen.  Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
Individuelle Cafés und vielfältige Restaurants: Die Krefelder Innenstadt überzeugt mit gutem kulinarischen Angebot - zum Beispiel mit dem Café Liesgen.
Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof

Stadtentwicklung als Teil des Stärkungspakets Innenstadt

Über den Evangelischer Kirchplatz führt der Weg weiter an der Alten Kirche vorbei. Brocker bleibt erneut stehen und breitet die Arme aus. „Hier sehen wir, wo wir in Krefeld Nachholbedarf haben", sagt er. Dort, wo auf dem Weihnachtsmarkt das Kinderkarussell steht und die Stadt zuletzt eine Fußgängerzone eingeführt hat, seien die Flächen bislang noch ungenutzt. Es gibt nur eine Sitzgelegenheit an einem rudimentären Blumenbeet, der Straßen- und Platzbelag sind uneinheitlich. Autos parken im Halteverbot. „Mit dem Stärkungspaket Innenstadt nehmen wir als Stadt auch die Gestaltung der großen Plätze in Angriff", erklärt er. „Wir brauchen mehr Aufenthaltsqualität, die einzelnen Straßenzüge aber müssen auch besser miteinander verbunden werden. Dafür braucht es stadtplanerische Weichen."

Pläne gibt es zum Beispiel für den Willy-Göldenbachs-Platz - hier soll auf einem noch grüneren Platz unter anderem ein Radhaus und eine Boulebahn errichtet werden. Auch für die Umgestaltung des Dr.-Hirschfelder-Platzes sind bereits die ersten politischen Beschlüsse erreicht worden - zukünftig könnten hier eine Kindertageseinrichtung, attraktive Wohnungen und ein neuer öffentlicher Stadtraum mit viel Grün entstehen. In einer Animation hatte die Verwaltung zuletzt auch Visionen für den Platz zwischen der Alten Kirche und dem Schwanenmarkt gezeigt. Ein Wasserspiel ist hier ein wichtiges Element.

Markus Ottersbach: "Bei allen Unkenrufen vergessen die Krefelder gerne, wie viele große Marken hier in unmittelbarer Nähe vielfältiges Angebot präsentieren."

Auf die Hochstraße geht es am ehemaligen Thalia-Haus vorbei. Hier wird laut gewerkelt, und durch die Schaufenster ist eine Baustelle sichtbar. „Viele Krefelderinnen und Krefelder nehmen solche Ladenlokale als Leerstand wahr, sie zeigen aber viel eher, dass hier gerade etwas entwickelt wird", sagt Markus Ottersbach. „In Krefeld gibt es viele solcher Läden. Es ist normal, dass Übergangszeiten zwischen Geschäftswechsel eingeplant werden müssen." Auf der Hochstraße ist bereits reger Betrieb. Vor allem die Namen großer Modeketten zieren die Einkaufstüten. „Der Straßenzug zwischen dem ehemaligen Zillenbachhaus und dem Neumarkt ist groß genug, um als Einkaufsstraße zukunftsfähig zu sein", betont Ottersbach. „Schon jetzt befindet sich hier die Kerninnenstadt. Bei allen Unkenrufen vergessen die Krefelder gerne, wie viele große Marken hier in unmittelbarer Nähe vielfältiges Angebot präsentieren."

Konkurrenz belebt das Geschäft

Der Weg führt weiter zur Rheinstraße. Mit Blick auf die Dionysiuskirche bleibt Brocker erneut steht. „Thalia und die Kleinsche Buchhandlung befinden sich hier nur wenige Gehminuten voneinander entfernt. Mit Dhein und Adolphs haben wir traditionelle, sehr individuelle Geschäfte, die seit vielen Jahren mit ihrem Angebot überzeugen", sagt Brocker. „Und unser Schuhangebot funktioniert seit mehreren Jahrzehnten nach dem Motto ‚Konkurrenz belebt das Geschäft.' Diese Kreuzung ist gut, um sie als Passant mal auf sich wirken zu lassen."

In unmittelbarer Innenstadtlage gibt es in Krefeld viele inhabergeführte Geschäfte, die seit Jahren die Innenstadt bereichern. Stelkes ist eines davon.  Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
In unmittelbarer Innenstadtlage gibt es in Krefeld viele inhabergeführte Geschäfte, die seit Jahren die Innenstadt bereichern. Stelkes ist eines davon.
Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof

Vielfältiges Angebot auf der Königstraße - "Platz für deine Visionen"

Thomas Brocker und Markus Otterbach passieren nun Stelkes-Strümpfe und „Lechner+Hayn" als inhabergeführte Läden mit hoher Individualität und biegen anschließend auf die Königstraße ab. Bei Delikatessen-Franken herrscht reger Betrieb. Auch die Eingangsglocken in den Lache-Concept-Stores kündigen immer wieder Kunden an. Während die Innenstadtakteure in Richtung Behnisch Haus schlendern, erzählt Brocker über das Förderprogramm „Platz für deine Visionen", das alleine in der Krefelder Innenstadt in den letzten Jahren zehn Inhaber mit Existenzgründern und Selbstständigen zusammenbringen konnte. Sie zahlen bis Ende des Jahres nur ein Fünftel der üblichen Pacht, den Rest übernehmen das Land NRW und die Stadt Krefeld. Außerdem verzichten die Eigentümer der Ladenlokale auf rund ein Drittel ihrer Einnahmen. Auf diese Weise sollen Existenzgründungen erleichtert und leerstehende Ladenlokale neu belebt werden: Die Mieter bekommen eine Chance, Geschäftsideen mit geringem finanziellen Risiko auszuprobieren, während die Eigentümer ihre Immobilie wieder stärker ins Blickfeld rücken. Mit der „Weltgewand-t Modefaktur" und dem Atelier Rose sind zwei dieser Läden auf der Königstraße sichtbar.

Schinke Couture gehört zu den großen Traditionshäusern in Krefeld.  Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
Schinke Couture gehört zu den großen Traditionshäusern in Krefeld.
Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof

Mode, Gastro, Shopping und Co-Working rund ums Behnisch Haus

Der Weg führt weiter am „House of Cavani", den Borgmann-Stores und dem Café In vorbei. Mit Blick auf das Restaurant Mamma´s, auf Schinke Couture sowie den Co-Workingspace „Urbanworkkrefeld", mit dem Behnisch Haus im Rücken und dem Feinkostladen Gustare im Blickfeld beenden Thomas Brocker und Markus Ottersbach den gemeinsamen Spaziergang. „Auch das ist eine Ecke, die ich gerne auf mich wirken lasse", schließt Brocker ab. „Ja, Innenstädte sind nicht mehr so, wie sie vor zwanzig Jahren noch waren, sie haben sich verändert - aber für mich ist hier in Krefeld das Glas halb voll." Und auch Markus Ottersbach findet optimistische Worte: „Wir haben noch viel Arbeit vor uns, aber ich glaube, dass wir gemeinsam auf einem guten Weg sind. Hier in Krefeld - und das unterscheidet uns von anderen Kommunen - arbeitet die Stadt inzwischen eng mit allen wichtigen Innenstadtpartnern zusammen. Wir können grundsätzliche Veränderungen des Kaufverhaltens nicht verändern, aber wir werden gemeinsam neue Lösungen finden."

 

 

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