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Transurban Residency in der Krefelder Innenstadt

Veröffentlicht am: 20.07.2023

Transurban-Veranstalter Georg Barringhaus Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Transurban-Veranstalter Georg Barringhaus Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Initiative „Transurban"

Ein „Public Dinner" mit weißen Tischdecken auf dem Grünstreifen am Westwall, Befragungen und Diskursrunden und ein urbanes Kunstfestival in den Startlöchern - die Initiative „Transurban" ist in der Stadt. Gefördert unter anderem durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalens sowie durch die Stadt Krefeld und in Kooperation mit dem Verein „freischwimmer" finden seit April unterschiedliche Aktionen im Rahmen der besonderen Kunstaktion im Stadtgebiet statt. Aber was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff „Transurban"? Georg Barringhaus als Veranstalter der „Transurban Residency 2023" erklärt es im Interview.

Frage: Als Kölner sind Sie in diesen Tagen häufig in Krefeld und Duisburg unterwegs. Sie bereiten vor und werben für die „Transurban Residency". Was können sich die Krefelderinnen und Krefelder darunter vorstellen?

Barringhaus: Transurban vernetzt städteübergreifend unterschiedliche Städte, Akteure aus den Bereichen Kunst und Stadt und Programme in NRW. Daher kommt auch der Name Transurban - er steht für „zwischen städtisch". Seit drei Jahren läuft das Programm. Angefangen haben wir im Jahr 2021 im Ruhrgebiet, in Dortmund und Gelsenkirchen, und im Jahr 2022 in Ostwestfalen-Lippe in Bielefeld. In diesem Jahr sind wir in zwei Städten der erweiterten Kulturregion Niederrhein unterwegs - in Duisburg und eben Krefeld. In diesem Rahmen bringen wir ganz unterschiedliche Perspektiven zusammen und arbeiten inter- beziehungsweise transdisziplinär. Unser großes Oberthema bleibt dabei immer der Stadtraum. Beteiligt an unseren Programmen sind Künstler und Künstlerinnen, Nachbarschaften, Verwaltungen, Studierende, Lehrende aber auch jede und jeder, die einfach Interesse daran haben, am Thema mitzuarbeiten. Über die dabei gewonnenen Erfahrungen und das Wissen gibt es anschließend einen Austausch zwischen den Städten. Wir lernen Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten voneinander und entwickeln uns so gemeinsam weiter. Diesen koproduktiven Ansatz, der auf ungewöhnliche Art und Weise mit den Herausforderungen von Klimawandel, Konsumwandel und Mobilitätswende in den Städten umgeht, wird deshalb auch durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW gefördert.

Frage: Die Transurban Residency hat den Zusatz „building common spaces" im Namen. Welche Rolle spielen öffentliche Räume in Ihrem Prozess?

Barringhaus: Öffentlicher Raum steht bei Transurban im Fokus. Der öffentlicher Raum ist der Ort für städtisches Leben, für Begegnung, Austausch, Diskurs und Gemeinschaft. Interessanterweise betrachtet das Thema in der Regel niemand ganzheitlich. Es werden oftmals vielmehr einzelne Aspekte, wie etwa die Einhaltung von Verkehrsregeln, die Pflege von Grünflächen, oder das Thema Sicherheit untersucht. Auch das ist wichtig. Aber als Ort des städtischen Lebens ist der öffentlicher Raum eng mit den Innenstädten verknüpft. Er ist viel mehr als nur Verkehr, nur Grün oder nur sicherer Raum. Den Innenstädten geht es nicht gut. Hintergrund ist der Funktionswandel, der den Handel immer mehr aus den Stadtkernen herauszieht. Auch der Klimawandel, die Mobilitätswende und die sich verändernde soziale Situation mancher Menschen werfen neue Fragen auf. Wir suchen mit Transurban nach Antworten: Wie können wir den innerstädtischen öffentlichen Raum anders denken und ihn zugleich stärken und beleben? Wie können wir über Beobachtung, Erforschung und Invention den öffentlichen Raum, der ja uns allen zur Verfügung steht, neu entdecken und auf eine neue Art entwickeln? Dafür erarbeiten wir im Prozess Ideen.

Wir sind davon überzeugt, dass Kunst und Wissenschaft aber auch die Menschen, die in den Innenstädten leben und arbeiten, viel dazu beitragen können, dass öffentliche Räume wieder mehr zur Räumen werden, in denen Leben lebenswert ist. Dabei betrachten wir Straßen und Plätze, die nicht nur Durchgangs- oder Eventorte sind, sondern tagtäglicher Lebensraum, der für sich selbst steht und gemeinschaftlich gestaltet und genossen werden kann.

Frage: Warum haben Sie Krefeld für die Residency 2023 ausgewählt? Was haben Sie hier vor?

Barringhaus: Krefeld ist eine Stadt im Wandel, die sich ausführlich mit ihren Wurzeln beschäftigt und sich jetzt auf den Weg gemacht hat, Dinge zu verändern. Teil unseres Konzeptes ist es, dass wir in den ausgewählten Städten mit einem Kooperationspartner arbeiten. Der Partner kennt seine Stadt, weiß, welche Räume Sinn machen, verhandelt zu werden und hilft uns bei der Vernetzung. Hier in Krefeld kooperieren wir mit dem Freischwimmer-Verein, der sich mit ähnlichen Themen beschäftigt wie Transurban. Auch der Fachbereich Design der Hochschule Niederrhein eignet sich hervorragend als Partner für das Projekt. Und die Stadtverwaltung ist ebenfalls eine gute Partnerin: Wir freuen uns, dass wir hier unsere Herangehensweise als Ergänzung zur klassischen stadtplanerischen Arbeitsweise präsentieren können.

Unser Arbeitsfeld wird im Rahmen der Residency auf dem Westwall sein, von der Lindenstraße bis etwa zur Stephanstraße. Auf diesem Teilstück dient der Mittelstreifen jetzt fast ausschließlich zum Parken. Wir werden eine Laborsituation schaffen, in der dort temporär keine Autos mehr parken, sondern Platz für das Experimentieren ist. Diese Situation steht ja exemplarisch für den Weg, den auch die Stadt Krefeld gehen möchte. Mit dem Mobilitätskonzept und der Kulturhistorischen städtebaulichen Analyse gibt es die Grundlagen für die bevorstehenden Veränderungen. Beide Konzepte sehen die Entschleunigung der Vier Wälle vor und haben unter anderem das Ziel, mehr Aufenthaltsqualität und Grün in die City zu holen. Der Weg dahin wird nicht leicht und nicht ohne Konflikte sein. Denn Veränderung braucht nicht nur Geld, sondern auch Lobby. Diese Veränderung mitzumachen, dazu ist nicht jeder bereit. Es lohnt sich aber.

Ein kleiner Baustein auf diesem Weg ist die Transurban Residency. Ich kann nur jeden einladen: Kommen Sie vorbei und lassen Sie sich von neuen Perspektiven und Raumgefühlen, mobilen Architekturen und urbanem Mobiliar überraschen - gerne an den Markttagen, an denen nicht nur die Residency stattfindet, sondern wie gewohnt auch der Wochenmarkt. Wir sind sehr glücklich darüber, dass es uns zusammen mit der Stadt Krefeld gelungen ist, ihn in das Projekt zu integrieren.

Frage: Sie sprechen die Konzepte an: Für viele Themen, die Sie bearbeiten, wurden bereits auf Initiative der Stadtverwaltung politische Beschlüsse erreicht. Welche Rolle haben Sie in diesem Zusammenhang?

Barringhaus: Wir schaffen mit Unterstützung der Verwaltung einen Erprobungsraum, in dem vieles passieren wird - auf der Fläche und in den Köpfen der Krefelderinnen und Krefelder. Da wir selbst keine Kommunalverwaltung und Behörde sind, können wir freier agieren, unter anderem mit den Möglichkeiten der künstlerischen Auseinandersetzung. Natürlich liegen für alle Aktionen Genehmigungen der Stadt vor. Transurban ist aber nicht gleichzusetzen mit der Stadtverwaltung und handelt nicht in ihrem Auftrag - hier ist wichtig, eine Unterscheidung zu treffen: Wir kooperieren mit der Stadt, und die Stadt unterstützt das Projekt finanziell, aber Transurban ist ein freies, selbstinitiiertes Kunstprojekt. Die Erfahrungen des Experimentierraumes und die Ergebnisse der Umfragen übermitteln wir anschließend natürlich an die Verwaltung. Sie fließen hier in die vorbereitenden Maßnahmen für den Realisierungswettbewerb zur den Vier Wällen ein, der im nächsten Jahr ausgeschrieben werden soll. Gleichzeitig schaffen wir Begegnungsmomente, sorgen für Austausch, prägen Ideen und Bilder und hoffen, dass diese in die Zukunft wirken.

Die Konzepte zur Mobilität und die Kulturhistorische Analyse bilden übrigens eine Hintergrundfolie für unsere Aktionen. Wir schaffen auf der Fläche am Westwall für die hier dargestellten Themen einen öffentlichen Diskursraum, den jede und jeder betreten und sich hier auch beteiligen kann. Auch die kritische Auseinandersetzung ist willkommen. Im neu gewonnen Stadtraum werden mobile Architekturen, die Gestaltung von Oberflächen und ungewöhnliches Stadtmobiliar eine Rolle spielen. Außerdem bieten wir ab dem 22. August Veranstaltungen, Mitmachmöglichkeiten, Public Dinner und vieles mehr. Das Programm erscheint in Kürze.

Info

Transurban Residency 2023

„Transurban Residency 2023" findet von Samstag, 26. August, bis Samstag, 23. September, auf dem Westwall statt. Das Opening ist für den 26. August um 16 Uhr terminiert. Die Bauphase läuft von Montag, 28. August, bis Freitag, 8. September. Sie ist öffentlich, und alle Interessierten, die Lust haben, sich gestalterisch, handwerklich oder planerisch im Öffentlichen Raum einzubringen, sind eingeladen. Am Samstag, 9. September, um 16 Uhr gibt es die Midissage, am Samstag, 29. September, findet um 16 Uhr die Finissage statt. Infos gibt es unter www.trans-urban.de.

FestiWall

Die Stadt Krefeld schließt sich von Samstag, 16., bis Samstag, 23. September, mit dem „FestiWall" auf dem Westwall zwischen Südwall und Kaiser-Wilhelm-Museum an. Dafür werden Teile des Westwalls gesperrt. Teil des Programms sind unter anderem Musik- und Kulturevents auf der Wanderbühne, Bürgerbeteiligungen und eine Brunchtafel für einen Weltrekordversuch. Ab Ende Juli gibt es das gesamte Programm auf www.krefeld.de/festiwall.

 

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