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"Unsere Sportstadt muss keinen Vergleich scheuen"

Veröffentlicht am: 13.06.2021

Herr Adrian, Herr Schön, wie ist Krefeld aktuell in Sachen Breitensport aufgestellt?

Jochen Adrian: Der Sport in Krefeld ist enorm vielfältig. Wir haben kleinere Vereine, die tolle Arbeit leisten. Wir haben bekannte Spitzenvereine, die Profisport und Breitensport zugleich anbieten. Dadurch hat Krefeld eine breite Palette an Angeboten. Da müssen wir keinen Vergleich mit anderen Städten scheuen.

Markus Schön: Ich sehe das genauso: Was die Sportstadt Krefeld auszeichnet, ist ihre Vielfalt. Es gibt hier nicht eine Leuchtturm- Sportart - und das meine ich positiv. Ich selbst komme aus München, wo der Fußball schon eine sehr dominierende Rolle einnimmt. Krefeld mit seinen 235.000 Einwohnerinnen und Einwohnern kann sich mit 65.000 aktiven Mitgliedern im SSB rühmen. Selbst wenn darunter sicherlich einige Doppelmitgliedschaften sind, ist es eine beachtliche Zahl. Einen Superlativ können wir - dank des SSB - bei den Sportabzeichen vorweisen: Hier sind wir NRW-weit die Nummer eins. In Relation zur Einwohnerzahl werden in keiner anderen Kommune an Rhein und Ruhr mehr Sportabzeichen abgelegt.

Adrian: Und das seit sieben Jahren in Folge, das kann sich schon sehen lassen. Ich würde gerne noch einige Zahlen ergänzen. Zum Hintergrund: Wir haben zwar in Krefeld keine Sportschule NRW, also eine Schule, die explizit für die Nachwuchsarbeit in einer oder zwei Sportarten im Leistungssport sorgen soll. Aber dafür haben wir ein funktionierendes Netzwerk aus Schulen und Sportvereinen mit sportbegeisterten und leistungsfähigen Schülerinnen und Schülern in Krefelder Vereinen. 16 Schulen sind es insgesamt, über alle Schulformen hinweg, sowie 13 Sportvereine, die entweder Bundes- oder Landesleistungsstützpunkt sind. Aus diesem Pool sind in diesem Jahr 350 junge Krefelderinnen und Krefelder an die Staatskanzlei gemeldet worden. Die Staatskanzlei hat daraus die Zahl der Kaderathleten in den olympischen Sportarten ermittelt. Das aktuelle Ergebnis: 74 sind anerkannte Kader-Sportlerinnen und -Sportler in mehr als 30 verschiedenen Sportarten. Auch das ist eine beeindruckende Zahl.

 

Finden diese und andere Schülerinnen und Schüler denn an ihren Schulen optimale Sport- Bedingungen vor?

Schön: Noch nicht überall. Was die Sportstätten-Infrastruktur insgesamt angeht, haben wir einen großen Nachholbedarf. Wir haben natürlich Vereine mit herrlichen Anlagen. Doch es gibt andere Sportstätten, die in keinem guten Zustand sind. Ich denke da beispielsweise an die Bezirkssportanlagen. Ein Thema, das die Stadt ja gerade im Zusammenschluss mit SSB und anderen Partnern intensiv angeht. Natürlich sind auch die Hallen und Sonderbauten ein Riesen-Thema. Seit mehr als 20 Jahren wurde in Krefeld keine neue Turnhalle mehr gebaut, obwohl der Bedarf vorhanden war und ist. Unter anderem in Uerdingen haben wir große Fehlzeiten beim Schulsport, weil die Kapazitäten fehlen. Schulsport ist eine Pflichtaufgabe. Und auch die Vereine sind auf Hallen angewiesen, zum Beispiel für Handball, Tischtennis oder Turnen. Hier sind wir dran. Wir legen unseren Fokus verstärkt auf die Sanierung bzw. den Neubau von Hallen und Sonderbauten.

Sportdezernent Markus Schön Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Sportdezernent Markus Schön
Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

 

Meinen Sie damit auch das Krefelder Dauerthema Schwimmbad?

Schön: Natürlich. Die Krefelderinnen und Krefelder gehen gerne schwimmen, und die Jüngsten sollen und müssen schwimmen lernen. Leider haben wir in Krefeld - Stand heute - nicht das Angebot, das wir bräuchten, um diesen Bedarf adäquat abzudecken. Wichtig wäre eine dezentrale Infrastruktur - Stichwort Lehrschwimmbecken. Diese haben ja auch eine starke soziale Aufgabe. Sportpolitik und Sozialpolitik gehören für mich eng zusammen. Deswegen liegt mir die zeitnahe Umsetzung eines Lehrschwimmbeckens im Innenstadtbereich, wo vergleichsweise viele Menschen auf Grundsicherung angewiesen sind, besonders am Herzen. Ich sehe dafür ein großes Potenzial an der Neusser Straße. Damit meine ich nicht die Reaktivierung des historischen Hallenbads, sondern einen Neubau in Kombination mit einer neuen Turnhalle für den Standort Gerberstraße. Davon würden auch Vereine und Kitas profitieren.

Adrian: Wir müssen eine stärkere Nähe herstellen. Die heutigen Entfernungen sind einfach zu groß. Die meisten Schulen fahren ja bislang Bockum an. Dabei müssen sie eine Doppelstunde Sport ansetzen, damit die Kinder eine halbe Stunde netto im Wasser verbringen können. Die übrige Zeit sitzen sie im Bus und in der Umkleidekabine. Das ist nicht effektiv.

Schön: Daneben brauchen wir ein zentrales Bad der Grundversorgung. Das hat die Politik ja so auch im vergangenen Jahr im Grundsatz beschlossen. Hier muss dann auch Leistungssport möglich sein, Wettkampfschwimmen dank 50-Meter- Bahn oder Wasserball beispielsweise. Hier gibt es bekanntlich Überlegungen und Diskussionen für eine Alternative zum Badezentrum Bockum in der Zukunft. Das muss in der weiteren Arbeit der Sportstättenkommission aber noch konkretisiert werden.

 

Krefeld ist auch eine Eisport-Stadt - wie ist es da um die Hallen bestellt?

Adrian: Krefeld hat eine lange und große Eissporttradtion. Durch die marode Rheinlandhalle ist der Breitensport in diesem Bereich etwas in den Hintergrund gerückt. Früher sind Eltern mit ihrenKindern ganz selbstverständlich regelmäßig zum Schlittschuhlaufen gegangen. Um diesen Zustand wieder zu erreichen, bräuchte es - ähnlich wie beim Schwimmen - eine größere Lösung.

 

Sportdezernent Jochen Adrian Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Sportdezernent Jochen Adrian
Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation

Eine größere Lösung an der Westparkstraße?

Adrian: Da möchte ich mich nicht festlegen. Ich sehe natürlich die große Tradition des Standorts, aber es gibt sicherlich noch andere Möglichkeiten im Stadtgebiet. Vielleicht können sogar Schwimmen und Eislaufen zusammengeführt werden. Auch hier stehen wir im engen Austausch mit der Stadt und umgekehrt.

 

Überhaupt scheint die Beziehung zwischen Stadt und SSB sehr eng - Sie beide kennen sich seit Jahren, sind per Du. Streiten Sie sich auch manchmal?

Adrian: Wir ringen gelegentlich miteinander um die beste Lösung, so würde ich es formulieren.

Schön: Natürlich diskutieren wir gelegentlich auf Basis unterschiedlicher Auffassungen. Das machen wir aber hinter verschlossener Tür, denn da gehört es meiner Ansicht nach hin. Aber im Grundsatz ist die Zusammenarbeit von SSB und Stadt Krefeld, und zwar nicht zuletzt in den Personen Jochen Adrian und Markus Schön, hervorragend.

 

Besteht in Sachen Surfpark am Elfrather See Einigkeit zwischen Stadt und SSB?

Schön: Nicht nur zwischen Stadt und SSB, sondern auch zwischen uns und der Mehrheit der Bevölkerung. Das zeigt jedenfalls die aktuelle und repräsentative Bevölkerungsbefragung zum Thema Sport, die wir in Kooperation mit dem SSB und wissenschaftlich begleitet von der Hochschule Koblenz durchgeführt haben. Der Surfpark ist in meinen Augen ein tolles Projekt, mit dem wir uns eine Zukunftssportart auf höchstem Niveau nach Krefeld holen - und das mit den Mitteln eines privaten Investors. Besser kann es doch gar nicht laufen.

Adrian: Der Stadtsportbund hat sich eindeutig positioniert: Wir stehen hinter diesem Großprojekt.

 

 

Alle Beiträge aus der Sonderveröffentlichung rund um das Thema "Sportstadt Krefeld":
„Jede Minute Bewegung zählt“
Wer spontan Sport treiben will, findet in Krefeld zahlreiche Möglichkeiten. Jens Sattler vom Stadtsportbund liebt zum Beispiel das Gelände am Elfrather See.
Jens Sattler, Geschäftsführer des Stadtsportbunds Krefeld (SSB), mit seinem Sohn Hanno beim Basketball am Elfrather See.Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
"Unsere Sportstadt muss keinen Vergleich scheuen"
Sportdezernent Markus Schön und SSB-Vorstand Jochen Adrian sprechen über die gute Mischung aus Breitensport und absoluter Spitze in Krefeld.
Schulsport, Schwimmen, Eishallen: Markus Schön (l.) und Jochen Adrian sprechen im Interview über aktuelle Themen des Krefelder Sports.Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Neue Tartanbahnen, Kunstrasenplätze und Funktionsgebäude
Die Stadt Krefeld investiert 17 Millionen Euro in die Sportfreianlagen. An der Horkesgath rollen bereits die Bagger. Weitere Großprojekte sollen bald starten
Das erfolgreiche Football-Team der Krefeld Ravens soll künftig die Anlage am Sprödentalplatz mitnutzen.Ende 2022 sollen die Arbeiten dort starten.Foto: Krefeld Ravens
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Hartes Training für den Kopf: E-Sport ist wie Schach
Take-TV-Gründer Dennis Gehlen erzählt im Interview über den sportlichen Wettkampf am Computer. Mit Take-TV ist Krefeld als Standort für E-Sport weltweit bekannt.

 

 

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