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Unter einem Dach: Richtfest für „Pionierprojekt“ in der Innenstadt
Veröffentlicht am: 22.08.2024
Am Haus der Bildung Mitte wurde am Mittwoch Richtfest gefeiert (auf dem offiziellen Foto: v.l.: Polier Mike Dürrkopp, Torben Stumpe (MBN, Jan Schattmann (MBN), Oberbürgermeister Frank Meyer, Stadtdirektor Markus Schön, Rachid Jaghou (ZGM), Marcus Beyer (Bau- und Planungsdezernent)).
Fotos: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Die Sonnenstrahlen, die passend zum Richtfest hinter der Wolkendecke zum Vorschein kamen, wirkten fast wie ein Versprechen: Das „Haus der Bildung Mitte" an der Hofstraße soll zu einem warmen und freundlichen Ort für Kinder und Familien in der Krefelder Innenstadt werden. Auf 12.000 Quadratmetern Nutzfläche werden dort Kita, Schule, Sporthalle und Familienzentrum unter einem Dach Platz finden - und dieses Dach ist nun errichtet. Auf dem Außengelände, wo demnächst hunderte Kinder über den Schulhof toben werden, warfen am Mittwoch rund 100 geladene Gäste einen ersten Blick auf den imposanten Bau. Dessen Eröffnung ist für Herbst 2025 vorgesehen, ein halbes Jahr früher als ursprünglich geplant.
Entsprechend ging der Dank von Oberbürgermeister Frank Meyer beim Richtfest in erster Linie an diejenigen, die „ihr Know-how und ihre Arbeitskraft bei Wind und Wetter auf der Baustelle zur Verfügung gestellt" haben, um das Projekt so zügig voranzubringen. Neben dem beteiligten Generalplanungsbüro agn (Ibbenbüren) und der Baufirma MBN (Georgsmarienhütte) hätten auch in der Stadtverwaltung und beim Zentralen Gebäudemanagement (ZGM) Kolleginnen und Kollegen „mit viel Herzblut" für das Gelingen gearbeitet. Nun stünden die künftige Schulleiterin Kerstin Schmidt-Gutmann sowie zahlreiche Lehrer und Erzieher in den Startlöchern, das Haus künftig zu beleben: „Sie bringen die richtige Haltung und Begeisterung mit, eine tiefe Verbindung zu dieser Idee von Bildung", so Frank Meyer.
„Das hier ist ein Pionierprojekt, weil Bildungsbiografien hier konsequent vom Kind her gedacht werden", führte der Oberbürgermeister weiter aus. „Wir stehen vor der großen gesellschaftlichen Herausforderung, dass die Chancen vieler Kinder durch soziale Situation verbaut werden. Das ist schlicht und einfach ungerecht. Und darüber hinaus kann es sich unsere Gesellschaft gar nicht leisten, auf die Talente dieser Kinder zu verzichten." Wer das Haus der Bildung als „Prestigeprojekt" bezeichne, dem halte er entgegen: „Es kann einer Stadt nichts Besseres passieren, als dass Kitas und Schulen ihre wichtigsten Prestigeprojekte sind."
Auch Stadtdirektor und Schuldezernent Markus Schön zeigte sich begeistert, wie „aus Plänen, die wir vor Jahren gefasst haben, nun Wirklichkeit wird". Es sei gelungen, Politik und Stadtgesellschaft, aber auch die zuständigen Ministerien für eine im Grunde naheliegende Idee zu gewinnen: „Zum ersten Mal findet die frühe Bildungsgeschichte von Kindern unter einem Dach Platz", so Markus Schön. „Heute bekommen wir einen Eindruck, welchen Mehrwert diese Einrichtung haben kann, übrigens auch für die Anwohnerschaft im Quartier." Sechs Kita-Gruppen mit rund 100 Kindern werden im Gebäude Platz finden, dazu zwölf Grundschulklassen.
Für die Baufirma MBN betonte Jan Schlattmann, Leiter der Niederlassung Münster, die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Krefeld: „Bei solchen Projekten ist Vertrauen absolut notwendig, sonst reibt man sich auf. Hier gingen die Diskussionen immer um die Sache, und das gemeinsame Ziel war stets im Blick." Den Handwerkern und Arbeitern, die sich beim Richtfest nach getanem Werk mit Currywurst und Pommes stärken durften, dankte er ebenfalls: „Ihr seid es, die all das zusammensetzen, was sich Ingenieure und Architekten überlegt haben."
Dass dies beim Haus der Bildung umfassend gelungen ist, zeigen die Eindrücke von der Baustelle. Seit der Grundsteinlegung vor rund zehn Monaten ist ein beeindruckender Bau in die Höhe gewachsen, der den Häuserblock zwischen Preußenring, Hofstraße, Drießendorfer Straße und Weberstraße optisch beherrscht. Der Zugang für Menschen und Fahrzeuge erfolgt von der Hofstraße aus. Dort befinden sich sowohl die Zufahrt zur Tiefgarage als auch der Haupteingang, der in ein großzügiges Foyer mit einer breiten, offenen Treppe führt.
Im Inneren werden die Strukturen des künftigen Gebäudes bereits deutlich. Die Bereiche für Kita und Schule sind schon erkennbar, auch die Mensa mit Frischküche und die Sporthalle nehmen im Rohbau Gestalt an. Zum Teil hat sogar schon der Innenausbau begonnen. Drei offene Innenhöfe sorgen im Gebäude für Tageslicht. Nach hinten hinaus verfügt das Gebäude zudem über eine offene Terrasse. Von dort aus überblickt man das 3700 Quadratmeter große Gelände, das später als Schulhof und als Außenbereich der Kita dienen soll.
„Unser Konzept verzahnt Aufenthalts- und Kommunikationsbereiche auf horizontaler und vertikaler Ebene miteinander", erklärt der projektleitende Architekt Oliver Rauch (AGN). „Dadurch sollen wechselseitige, inhaltliche Beziehungen zwischen den Funktionsbereichen entstehen und die pädagogischen Konzepte im Übergang der Kindertagesstätte zur Grundschule gefördert und gelebt werden. Das Haus der Bildung soll Kindern vom Säuglingsalter bis zum Verlassen der Grundschule vielfältige Entfaltungsmöglichkeiten und Raum für spielerische und geistige Entwicklung geben."
Ein besonderer Hingucker wird auch die Fassade des Gebäudes, die aus unterschiedlichen Elementen besteht - von rotem Klinker im Backstein-Look über Metall bis hin zu Beton-Fertigteilen. 220 dieser Beton-Elemente, jedes rund eine Tonne schwer, wurden bereits am Gebäude befestigt. Buchstaben und ganze Wörter wie „Lesen", „Malen" oder „Spielen" sind in die Fassade eingraviert. Die Vorschläge dafür stammen von den Kindern, die das Gebäude bald beziehen sollen. Ihnen soll laut Markus Schön auch die Aufgabe zufallen, einen neuen Namen für das „Haus der Bildung Mitte" beziehungsweise die darin untergebrachte Schule zu finden. „Es wäre nicht richtig, wenn sich jetzt Politiker oder Verwaltungsleute einen endgültigen Namen ausdenken", erklärt Stadtdirektor Markus Schön. „Das soll die Schulgemeinschaft gerne selbst übernehmen."
Ein weiterer wichtiger Aspekt des neuen Gebäudes ist das Thema Nachhaltigkeit. Das fängt im Kellergeschoss an, wo statt eines Betonbodens in der Tiefgarage Pflastersteine verbaut sind, und reicht bis zum Dach, das begrünt ist und über eine Photovoltaikanlage verfügt. Geheizt wird das Gebäude über Erdwärmepumpen in Kombination mit Fernwärme. Dafür wurden insgesamt 30 Geothermie-Bohrungen vorgenommen. Über die Tiefgarage wird letztendlich sogar der Parkraum in der Nachbarschaft entlastet: Mehr als 70 der 100 Parkplätze stehen Anwohnerinnen und Anwohnern als Quartiersgarage zur Verfügung.