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Unterkünfte für hunderte Flüchtlinge sollen in Krefeld entstehen
Veröffentlicht am: 15.03.2022
Sozialarbeiter Günther Elsemanns (2.von rechts) zeigt Oberbürgermeister Frank Meyer und Stadtdirektor Markus Schön einen Schlafsaal in der Unterkunft Westparkstraße, der zur Erstaufnahme von Flüchtlingen dienen soll.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
Unterkunft für mehr als 1.000 Kriegsflüchtlinge in Forstwald
Die Stadt Krefeld bereitet sich intensiv auf die Versorgung, Betreuung und Unterbringung weiterer Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine vor. Auf dem ehemaligen Kasernengelände in Forstwald soll in den nächsten Wochen mit Leichtbauhallen eine Unterkunft für mehr als 1000 Menschen entstehen. Auch fünf Turnhallen sollen zur Erstaufnahme hergerichtet werden. „Alles, worüber wir klagen mögen, erscheint klein gegen das Schicksal, das diese Menschen erleiden", sagt Oberbürgermeister Frank Meyer, der am Montag die Flüchtlingsunterkunft an der Westparkstraße besucht hatte, um sich persönlich vor Ort ein Bild zu machen. „Sollte Herr Putin glauben, dass er Europa mit seinen Angriffen auf die Zivilbevölkerung in der Ukraine spalten kann, dann ist er einem Irrtum erlegen. Er bringt uns nur enger zusammen. Wir werden unserer Verantwortung gerecht werden."
970 Geflüchtete sind bislang in Krefeld angekommen
Nach Angaben von Stadtdirektor Markus Schön sind bislang 970 Geflüchtete aus der Ukraine in Krefeld angekommen. Das Gros ist privat bei Familie und Freunden untergekommen, 375 Personen wurden von der Stadt untergebracht. Allein am Montag wurden 108 Neuankömmlinge erfasst, in der Mehrzahl Frauen mit Kindern. Die verfügbaren Plätze in städtischen Unterkünften, Wohnungen, Hotels und Vereinsheimen sind inzwischen gut belegt. „Die Zahlen nehmen deutlich zu - und in Kürze erwarten wir auch Zuweisungen vom Land. Die Verwaltung arbeitet deshalb mit Hochdruck daran, zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen. Und obwohl wir zwei Jahre Corona-Pandemie in den Knochen haben, gibt es einen Geist bei den Beschäftigten, das gemeinsam zu schaffen", erklärt Markus Schön, in dessen Dezernat der Fachbereich Migration und Integration angesiedelt ist.
Im Gespräch mit einer ukrainischen Flüchtlingsfamilie erfahren Oberbürgermeister Frank Meyer (2.von links), Stadtdirektor Markus Schön (3.von links) und Melanie Billmann aus dem Büro des Oberbürgermeisters (4. von links) aus erster Hand von der Fluchtgeschichte und der aktuellen Lage der Menschen. Sozialarbeiter Günther Elsemanns (links) und Übersetzerin Skucha Wieslawa vom Fachbereich Migration und Integration (2.von rechts) berichten ebenfalls aus ihrem Alltag.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
„Ankommenszone" rundum den Hauptbahnhof
Bereits am Dienstag wurde vor dem Hauptbahnhof ein Info-Point für Flüchtlinge eingerichtet. Im Lauf der Woche soll dort eine Art „Ankommenszone" (Schön) entstehen, wo sowohl die Erfassung und Registrierung der Menschen erfolgen soll als auch die Erstversorgung mit benötigten Hilfsgütern, medizinischer Beratung, einer heißen Tasse Kaffee und erster Verpflegung. Dazu arbeitet die Stadt, wie Markus Schön ausführt, eng mit der Caritas, der Diakonie und der Bahnhofsmission zusammen. Im Fachbereich Migration und Integration, der im Cinemaxx-Gebäude seinen Sitz hat, sollen Mitarbeiter der Verwaltung die Formalitäten erledigen, damit auch der Bezug von Geldern nach dem Asylbewerberleistungsgesetz möglich wird. „Es wird ein paar Tage dauern, bis sich das eingerüttelt hat, aber wir halten es für eine gute Idee, alles aus einer Hand anzubieten", betont Markus Schön.
Am Hauptbahnhof wurde gestern ein Infopoint eingerichtet, der künftig als Bestandteil einer ersten "Ankommenszone" für Geflüchtete dienen soll.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
Fünf Turnhallen schaffen kurzfristig Platz für 500 Geflüchtete
Die Krux bleibt jedoch die Unterbringung - zumal niemand genau prognostizieren kann, wie viele Menschen kommen und wie lange der Zustrom anhält. „Wir kommen nicht darum herum, auf Turnhallen zurückzugreifen, auch wenn das schwere Einschnitte beim Schul- und Vereinssport bedeutet", sagt Frank Meyer. Deshalb werden die Dreifachturnhalle des Berufskollegs Uerdingen, die Josef-Koerver-Halle in der Innenstadt sowie die Hallen an der Lindenstraße, der Gerberstraße und am Wehrhahnweg noch in dieser Woche für die Unterbringung von Flüchtlingen hergerichtet. So sollen 500 weitere Personen ein Dach über dem Kopf und ein Bett zum Schlafen erhalten. Parallel prüft die Stadt Standorte für Wohncontainer, etwa am Sportplatz Reepenweg in Hüls, sowie die Anmietung weiterer Wohnungen und Gewerbeimmobilien. Aus der Vielzahl privater Angebote konnten in den ersten Tagen schon 30 Wohnungen an geflüchtete Familien vermittelt werden.
Im Forstwald sind Leichtbauhallen geplant
Eine Entspannung der Lage sollen auch die geplanten Leichtbauhallen auf dem Gelände in Forstwald bringen. Die benötigte Infrastruktur ist dort bereits vorhanden, die Stadt befindet sich in Gesprächen mit potenziellen Betreibern. „Eine solche Lösung verschafft uns Luft, zumal niemand vorhersagen kann, wie lange der Konflikt noch dauert", erklärt der Oberbürgermeister. Er hatte Ende vergangener Woche mit seinem Amtskollegen Uwe Leuchtenberg aus Tönisvorst telefoniert und war dort auf uneingeschränkte Unterstützung gestoßen. „Diese Krise endet nicht an der Stadtgrenze. Für mich war klar: Wir machen das zusammen und lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass wir bereit sind, diesen Menschen zu helfen. Die Städte ziehen an einem Strang und unterstützen sich gegenseitig", betont der Bürgermeister aus Krefelds Nachbarkommune.
In der Bewältigung der Krise wollen die Nachbarkommunen an einem Strang ziehen: Tönisvorsts Bürgermeister Uwe Leuchtenberg (Mitte) mit Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer und Stadtdirektor Markus Schön vor dem Rathaus.
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, A. Bischof
Oberbürgermeister Frank Meyer: "Ich will in den ersten Tagen nicht über Geld reden."
Dass die Kommunen bei den aktuellen Herausforderungen trotzdem auch Hilfe benötigen, stellt Oberbürgermeister Frank Meyer unmissverständlich klar: „Ich will in den ersten Tagen nicht über Geld reden, aber Bund und Land müssen die Kommunen ohne Wenn und Aber unterstützen. Das heißt auch, dass man uns bei der Finanzierung der Unterbringung und Versorgung nicht alleine lassen darf. Außerdem habe ich die Erwartung, dass es bald ein geordnetes Verfahren gibt und die Menschen schon an der Grenze erfasst, registriert und zugewiesen werden."
Sparkasse Krefeld unterstützt bei der Einrichtung eines Bankkontos
Ohnehin dürfte klar sein, dass ein Dach über dem Kopf und eine warme Mahlzeit auf Dauer nicht genug sind. Schon jetzt stellen sich Fragen nach Kinderbetreuung, Einbindung in den Schulalltag und einer etwaigen Arbeitsaufnahme. „Um gerade für die Kinder Tagesstrukturen zu schaffen und sinnvolle Beschäftigung zu ermöglichen, denken wir darüber nach, die Infrastruktur unserer Jugendzentren zu nutzen", erklärt Markus Schön. Auch solche vermeintlich banalen Fragen wie die Einrichtung eines deutschen Kontos stellen sich jetzt ganz akut - hier hat die Sparkasse Krefeld ihre Unterstützung signalisiert. „Es zahlt sich jetzt aus, dass wir die Strukturen aus der Flüchtlingskrise der Jahre 2015/16 nie aufgegeben und den Fachbereich Migration und Integration zwischenzeitlich ganz neu aufgestellt haben", betont Frank Meyer. Dazu gehört auch die Flüchtlingskoordination in der Abteilung Gemeinwesen, die Hilfsangebote aus der Bürgerschaft aufgreift und koordiniert. Sie ist per Mail erreichbar unter fluechtlinge@krefeld.de.
Videobeitrag: Geflüchtete aus der Ukraine in Krefeld
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