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Verwaltung im Wandel
Veröffentlicht am: 02.02.2022
Cigdem Bern spricht über den Wandel in der Verwaltung
Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischof
„Der Kulturwandel in der Verwaltung ist in vollem Gange"
Personaldezernentin Cigdem Bern spricht im Interview über Karrierechancen bei der Stadt Krefeld, die Bedeutung von Ausbildung und das neue „Wir-Gefühl"
Frau Bern, was unterscheidet den Arbeitgeber Stadt von anderen Arbeitgebern?
Cigdem Bern:Wir müssen wirtschaftlich arbeiten, sind aber nicht auf Gewinnmaximierung aus. Das lässt Räume für Gestaltung und langfristige Entwicklung. Zudem bieten wir ein breites Betätigungsfeld: Unser Portfolio umfasst unter anderem die Themen Finanzen, Gesundheit, Sport, Bauen, Jugend, Feuerwehr. Das ist ein großer Fundus an Aufgabenvielfalt, der uns auch von anderen Arbeitgebern abhebt.
Spiegelt sich das Ihrer Meinung nach im öffentlichen Image der Stadt wider?
Cigdem Bern: Das Image der kommunalen Verwaltung hat sich in den vergangenen 15 Jahren schon deutlich gebessert. Allerdings hört man gelegentlich noch immer die alten Vorurteile, dass die Verwaltung zu langsam arbeite und den heutigen Anforderungen hinterherhinke. Das ist mitnichten so. Das Arbeitstempo und auch die Arbeitsdichte sind hier mitunter sehr hoch. Dass Prozesse manchmal doch länger dauern können, hat mit ihrer Komplexität zu tun. In vielen Fällen sind andere Bereiche in die Aufgabenerledigung einzubeziehen. Dennoch ist klar: Wir haben tagtäglich engen Kontakt mit unzähligen Bürgerinnen und Bürgern, die auch vernetzter sind als jemals zuvor. Politik und Medien sind ebenfalls interessiert an unserer Arbeit. Wir können es uns daher überhaupt nicht leisten, hinter gesellschaftlichen Entwicklungen zurück zu bleiben. Das heißt nicht, dass wir die Qualität unserer Dienstleistungen nicht verbessern könnten - daran arbeiten wir jeden Tag. Der Kulturwandel in der Verwaltung ist längst im vollen Gange.
Wie würden Sie die Krefelder Stadtverwaltung im Jahr 2022 beschreiben?
Cigdem Bern: Wir gehen mit der Zeit, sind modern und leistungsfähig. Wir reagieren auf gesellschaftlichen Wandel und auf die daraus resultierenden Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger. In der Managementsprache würde man sagen, dass wir „kundenzentriert" agieren. Wobei ich mit Kunden sowohl die Bürgerinnen und Bürger als auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meine.
Wie geht die Stadt denn auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein?
Cigdem Bern: Das geschieht in vielerlei Hinsicht. Lassen Sie mich ein derzeit populäres Beispiel nennen: Homeoffice. Wir haben festgestellt, dass diese Möglichkeit sehr geschätzt wird und dass viele davon profitieren. Wir werden daher dieses Angebot, wo es möglich ist, auch nach der Corona- Pandemie aufrechterhalten. Auf diese Weise können wir Mitarbeitende, die in Elternzeit sind oder sich intensiv um pflegebedürftige Angehörige kümmern müssen, besser in den Berufsalltag einbinden.
Die neue Personaldezernentin Cigdem Bern denkt „kundenzentriert": Die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger, aber auch der Belegschaft sind für sie entscheidend:„Wir reagieren auf gesellschaftlichen Wandel."
Fotos: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, Andreas Bischof
Wie ist es um die Ausstattung der Arbeitsplätze bestellt?
Cigdem Bern: Gute Arbeit kann nur an guten Arbeitsplätzen geleistet werden. Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen bestimmten Bedarf anmelden - im Verwaltungsbereich geht es dabei meist um Hard- und Software -, dann möchte ich darüber nicht lange diskutieren. Unsere Mitarbeitenden wissen am besten, was sie brauchen, um ihre Arbeit bestmöglich zu erledigen. Natürlich müssen für die Beschaffungen auch die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. Durch den geplanten Verwaltungsneubau auf dem Theaterplatz wird sich die Arbeitssituation unserer Mitarbeiter mittelfristig nochmals deutlich verbessern.
Wie sieht es mit Karrierechancen bei der Stadt Krefeld aus?
Cigdem Bern: Die Möglichkeiten, in unterschiedlichen Bereichen zu arbeiten und dabei auch Karriere zu machen, sind groß und oft gar nicht bei der Bevölkerung bekannt. Ich selbst habe zehn Jahre lang in einer Bundesbehörde gearbeitet. Dort bleiben die meisten Beamtinnen und Beamten entweder im mittleren oder gehobenen Dienst, weil die bürokratischen Hürden eines Wechsels vergleichsweise hoch sind. Bei uns ist der sogenannte Laufbahnwechsel im Vergleich dazu deutlich einfacher. Dazu bieten wir die nötigen Qualifizierungsmaßnahmen an. Und für die Tarifbeschäftigten haben wir andere attraktive Möglichkeiten des Aufstiegs.
Nicht wenige junge Menschen haben den Beamtenstatus zum Ziel. Kann ich diesen auch erlangen, wenn ich als „normaler Beschäftigter" im öffentlichen Dienst bei der Stadt anfange?
Cigdem Bern: Es sind dafür bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen, es gibt rechtliche Grenzen wie das Höchstalter etc. Grundsätzlich ist es aber möglich. Doch auch ohne Beamtenstatus lässt es sich bei der Stadt sehr gut arbeiten - inklusive Aufstieg. Einer der Schwerpunkte unserer Arbeit liegt in einer Begleitung, die Karrieren fördert - auch und insbesondere für Tarifbeschäftigte. Eines meiner Hauptanliegen ist die weitere Entwicklung einer „Potenzialentfaltungskultur", wie ich es nenne.
Was meinen Sie damit?
Cigdem Bern: Im ersten Schritt geht es darum, das individuelle Potenzial jeder Einzelnen und jedes Einzelnen zu erkennen. Im zweiten Schritt werden diese Potenziale gefördert. Die Stärken stehen im Fokus, nicht die Schwächen. Instrumente sind unter anderem die regelmäßigen Mitarbeitergespräche und unser Nachwuchsmanagement: Viele Führungskräfte gehen in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Die Aufgabe meines Teams ist es, Personal mit entsprechendem Potenzial zu identifizieren und es für kommende Aufgaben zu qualifizieren - natürlich vorausgesetzt, sie sind einverstanden und die personalrechtlichen Bestimmungen sind erfüllt, sie zu qualifizieren. Welche Kompetenzen muss diese oder jene Person haben, um dieser oder jener Herausforderung gewachsen zu sein? Und wie kann sie diese Fähigkeiten erlangen? Das sind typische Fragestellungen, mit denen wir uns beschäftigen. Das bei uns eingeführte Schlüsselkompetenzmodell als Instrument zur Weiterentwicklung der Mitarbeitenden ist eine gute Grundlage dafür.
Gibt es ein starkes „Wir-Gefühl" unter den rund 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Krefeld?
Cigdem Bern: Für die Leistungsfähigkeit einer Verwaltung ist die Identifikation der Mitarbeitenden mit ihrem Arbeitgeber entscheidend, damit ein Wir-Gefühl entsteht bzw. ausgebaut werden kann. Im Zuge des Kulturwandels möchten wir dieses Wir-Gefühl weiter stärken. Wir führen dazu in diesem Jahr verschiedene Workshops durch, um mit den Mitarbeitenden diesen Prozess gemeinsam aktiv zu gestalten. Unternehmenskultur ist sehr wichtig, weil man damit Werte verbindet: Wofür steht man als Unternehmen? Möchte ich mich mit diesen Werten identifizieren? Diese Frage ist auch bei der Personalakquise entscheidend.
Welche Möglichkeiten haben Quereinsteiger, die aus der Privatwirtschaft kommen?
Cigdem Bern: In der Vergangenheit wurde von dieser Möglichkeit recht zurückhaltend Gebrauch gemacht, aber ich kann mich dafür begeistern. Wir müssen neue Wege gehen, um geeignete Fachleute zu finden. Wenn wir feststellen, dass der Bewerber oder die Bewerberin ein Gewinn für die Stadt Krefeld sein könnte, sind wir offen und flexibel.
Mit rund 300 Auszubildenden gehört die Stadt zu den größten Ausbildern in Krefeld. Wie ist die Bewerberlage?
Cigdem Bern: Sie ist gut bis ausgezeichnet. Wir haben in der Regel immer mehr Bewerbungen als freie Stellen - und dies über alle Berufsgruppen hinweg. Außerdem verzeichnen wir eine sehr gute Übernahmequote, bei den Beamtinnen und Beamten lag sie im vergangenen Jahr bei 100 Prozent, bei den Tarifbeschäftigten bei rund 98 Prozent.
Welche Herausforderungen sehen Sie für den Arbeitgeber und Ausbilder Stadt Krefeld in den kommenden Jahren?
Cigdem Bern: Wir haben wie viele Arbeitgeber auch mit dem Fachkräftemangel und den Folgen des demografischen Wandels zu kämpfen. Hier hoffe ich auf bundesrechtliche Entscheidungen zur Fachkräftegewinnung oder zur Reform des Dienstrechts. Auf kommunaler Ebene setzen wir auf den Ausbau der Ausbildung und Quereinstieg, um Nachwuchs zu gewinnen. Eine weitere Herausforderung ist der aktuell gelebte Wandel in der gesamten Arbeitswelt durch die digitale Transformation. Zugleich müssen wir Stabilität geben, denn sowohl die Bürgerinnen und Bürger als auch die Mitarbeitenden brauchen verlässliche Rahmenbedingungen.
Bild: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
Zur Person:
Cigdem Bern (43) stammt aus Dortmund. Nach dem Jura-Studium in Gießen arbeitete sie zunächst mehrere Jahre für eine Bundesbehörde in Bonn, ehe sie 2016 Erste Beigeordnete der Stadt Bad Honnef wurde. Anfang 2019 folgte der Wechsel an den Niederrhein: Cigdem Bern wurde Beigeordnete der Stadt Viersen. Seit November 2020 ist sie Beigeordnete der Stadt Krefeld, verantwortlich für Personal, Organisation, Recht, Bürgerservice und Feuerwehr.
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