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Wie Feuerwehr und Rettungsdienst sich für die Zukunft aufstellen
Veröffentlicht am: 24.08.2023
Am Tag der offenen Tür stellen die Krefelder Feuerwehr und der Rettungsdienst ihren Berufsalltag dar. Am Sonntag, 3. September, kann man sich in der Zeit von 11 bis 17 Uhr an der Hauptfeuerwache über die Aufgabenbereiche der Feuerwehr informieren. Klassisch sind dies die Brandbekämpfung und der Rettungsdienst. Doch in Zeiten von Klimakrise und Kriegen wachsen die Aufgaben. Andreas Klos, Fachbereichsleiter Feuerwehr und Zivilschutz, spricht im Interview über Risikobetrachtung für Krefeld, über die Aufgaben im Katastrophenschutz und die steigende Qualität der Feuerwehrarbeit.
Herr Klos, Feuerwehr, das ist für viele zunächst die klassische Brandbekämpfung. In den vergangenen Jahren meint man aber zu spüren, dass die Aufgabengebiete der Feuerwehr wachsen. Sie sind an immer mehr Stellen gefragt.
Andreas Klos: Diese Beobachtung ist richtig, die wachsende Zahl an Aufgaben fordert uns stark. Neben dem normalen Tagesgeschäft - technische Hilfsleistungen, Rettungsdienst, Brandschutz - sind wir insbesondere im Katastrophenschutz stark gefordert. Das hängt nicht zuletzt auch mit der Flutkatastrophe von 2021 zusammen. Wir haben als kreisfreie Stadt die gesetzliche Verpflichtung, einen Katastrophenschutzplan zu erstellen. In Nordrhein-Westfalen waren wir die erste Gebietskörperschaft, die per Ratsbeschluss 2020 einen solchen Katastrophenschutzplan auf den Weg gebracht hat. So einen Plan zu erstellen und zu verabschieden, das ist eine Herkulesarbeit, wir müssen identifizieren, welche Szenarien bei uns eine Katastrophe auslösen können.
Frage: Wie muss man sich den Plan genau vorstellen, welche Risiken werden darin aufgezeigt und welche Möglichkeiten hat die Feuerwehr, die festgestellten Gefahren zu bekämpfen?
Klos: Bei einer Risikobetrachtung stellt man fest, wie hoch ein Schadensausmaß sein kann und wie hoch die Eintrittswahrscheinlichkeit für dieses Szenario ist. Für Krefeld haben wir fünf Szenarien mit einem besonders hohen Risiko festgestellt, von denen schon bereits drei eingetreten sind. Wir hatten zum Beispiel im Januar 2020 einen Workshop mit dem Gesundheitsamt und Vertretern der Krankenhäuser und haben dort die Pandemie als eines der möglichen Szenarien betrachtet. Damals sind wir noch belächelt worden. Schon vier Wochen später kam Corona und damit die größte Pandemie der Nachkriegszeit.
Frage: Was waren die weiteren Szenarien?
Klos: Das zweite Szenario waren die sogenannten Flächenlagen. Damit bezeichnen wir Stürme, Starkregen und damit verbundenes Hochwasser. Im Juli 2021 kam es mit dem Tief Bernd zu extremen Unwettern mit Starkregen und den bekannten Ausmaßen unter anderem im Ahrtal, auch in Krefeld. Das dritte Szenario war das Szenario eines großflächigen Stromausfalls auf Grundlage von Versorgungsengpässen oder einer Mangellage. Auch dazu kam es mit der Gasmangellage, bedingt durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine. Es sind noch zwei Szenarien offen - Hochwasser und Gefahrstofffreisetzung. Darauf bereiten wir uns auch gerade vor. Eine solche Vorbereitung muss immer vor Ort in der jeweiligen Gebietskörperschaft individuell vorgenommen werden. Die Risiken, die wir für Krefeld festgestellt haben, können nämlich ganz andere sein als in benachbarten Landkreisen oder Städten, weil es hier eine andere Infrastruktur gibt, ausgeprägte Verkehrsanbindungen oder Industrie.
Frage: Was folgt nun aus der Risikobetrachtung?
Klos: Für diese fünf Szenarien haben wir Maßnahmen entwickelt und uns verpflichtet, im Zeitraum bis zum Jahr 2025 schlagkräftiger reagieren zu können und diese Maßnahmen priorisiert abzuarbeiten. Dabei sind nicht allein wir als Feuerwehr und Rettungsdienst gefordert, sondern es ist eine Aufgabe der Stadtverwaltung mit allen Geschäftsbereichen. Bund und Länder machen übrigens im Bereich des Katastrophenschutzes aktuell laufend Vorgaben, auf die wir vor Ort reagieren müssen. Zuletzt geschah dies durch eine Erlasslage des Ministeriums, indem wir uns auf Waldbrandbekämpfung vorzubereiten haben.
Frage: ...für Krefeld ein Szenario mit hoher Priorität?
Klos: Aufgrund unserer im Vergleich zu anderen Kommunen geringen Waldflächen mit circa zehn Prozent der Stadtfläche, hätten wir dieses Szenario weiter hinten gesehen, aber durch die Erlasslage haben wir nun in den vergangenen Monaten ein Waldbrandkonzept erstellt. Es gibt jetzt eine Abstimmung mit verschiedenen Externen wie Kommunalbetrieb Krefeld (KBK), Vertretern der Land- und Forstwirtschaft und vielen weiteren, um schlussendlich alle Ressourcen zu bündeln. In Krefeld haben wir die Besonderheit, dass die Wälder sehr nah an Wohngebieten liegen. Das hat man etwa im Hochsauerlandkreis nicht. Insofern ist es gut, hier durch das Konzept besser vorbereitet zu sein.
Frage: Welche weiteren Vorgaben kommen vom Land NRW?
Klos: 2021 hat das Land nach der Flutkatastrophe einen 15-Punkte-Plan für kommende Katastrophen erstellt. Wir als Stadt Krefeld haben daran mitwirken dürfen. Aus diesem Plan resultiert zum Beispiel die Warnung durch das sogenannte Cell Broadcasting. Daraus resultiert auch eine Veränderung der Funktion von Sirenen. Der Sirenenton hat nun ausschließlich noch die Bedeutung, die Bevölkerung zu sensibilisieren, umgehend das Radio einzuschalten. Bis vor einigen Monaten war es in vielen Landkreisen noch üblich, die freiwillige Feuerwehr damit zu alarmieren, obwohl es andere technische Möglichkeiten gibt. Die unnütze Alarmierung durch Sirenen stumpft jedoch die Bevölkerung nur ab. Deswegen erfolgt jetzt nur noch der Impuls über die Sirene, dann muss das Radio eingeschaltet werden. Die Flutkatastrophe hat gezeigt, dass die Arbeit der Feuerwehr und Rettungsdienst übergreifend funktionieren muss. Bei Flächenlagen über die Stadtgrenzen Krefelds hinaus müssen koordinierende Maßnahmen erfolgen, die wir allein nicht abbilden können. Dieser Verpflichtung kommt das Land jetzt sukzessive nach.
Frage: Die Flutkatastrophe unter anderem im Ahrtal hat den Menschen schmerzhaft vor Augen geführt, welche Folgen Extremwetterereignisse haben können. Nach allem, was die Wissenschaft feststellt, wird der Klimawandel künftig häufiger für solche Ereignisse sorgen. Was bedeutet das für die Feuerwehr?
Klos: Die Temperaturen steigen im Jahresmittel, das sieht man. Die Extremwetter mehren sich. Auch in Krefeld hatten wir in den vergangenen Jahren längere sehr starke Windlagen, sehr nasse oder sehr trockene Phasen. Starke Unwetter haben starke Auswirkung auf die städtische Infrastruktur. Wir müssen uns besser vorbereiten. Was wir klassischerweise vorhalten, reicht so nicht mehr aus. Wir müssen für Szenario wie Hochwasser gewappnet sein: Welche technische und kritische Infrastruktur ist zu schützen, was passiert bei einem kombiniertem Starkregen und Eisschmelze in den Bergen, was passiert, wenn ein Deich bricht? Das ist mit Sicherheit ein Aufgabengebiet, das wir heute viel stärker im Fokus haben als vor 20 Jahren. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann es dazu kommt, nicht mehr ob es kommt.
Frage: Man lernt immer aus Katastrophen, aus herausfordernden Lagen. Kann man sagen, dass die Feuerwehrarbeit und die Arbeit der Rettungsdienste immer besser werden, dass die Sicherheit dadurch steigt?
Klos: Ja, das können wir für Krefeld sagen. Und es wird weitere Verbesserungen geben. Ganz aktuell haben wir uns auf Initiative des Innen- und Gesundheitsministeriums darauf beworben, einen Telenotarztstandort abzubilden. Dafür haben wir eine Trägergemeinschaft mit den Städten Mönchengladbach und Duisburg sowie den drei Kreisen Viersen, Kleve und Wesel gebildet. Die Stadt Krefeld hat den Zuschlag bekommen, den Sitz des Telenotarztstandorts und auch Kernträger zu werden. Ab Ende 2024 soll der Telenotarzt hier starten. Neben drei Notärzten werden wir dann einen Telenotarzt für die Region hier haben, der nicht nur 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche die Notärzte bei kniffligen Lagen beraten kann, sondern auch die RTW-Besatzung unterstützen kann. Damit wird für bis zu zwei Millionen Einwohner in den sechs Gebietskörperschaften das Niveau in der medizinischen Versorgung angehoben.
Frage: Welche weiteren Verbesserungen wären zu nennen?
Klos: Ein anderes Beispiel: Neben dem Rettungssanitäter, zu dem jede Brandmeisterin und jeder Brandmeister ausgebildet wird, gibt es seit Kurzem die Ausbildung zum Notfallsanitäter. Wir haben aktuell 18 Notfallsanitäter in der Ausbildung. Das ist eine dreijährige Ausbildung, die zusätzlich zum Beruf des Feuerwehrmanns und der Feuerwehrfrau absolviert wird. Damit wird die Sicherheit der Bevölkerung zusätzlich gestärkt. Natürlich muss man sehen, dass dieses Personal während der Ausbildung uns an anderer Stelle wieder fehlt. Durch all diese geschilderten Entwicklungen gibt es natürlich ein höheres Anforderungsprofil, wir benötigen eine höhere Verfügbarkeit an Personal. Das ist der Grund, warum die Feuerwehr gewachsen ist, und warum wir den Beruf der Feuerwehrfrau und des Feuerwehrmannes bekannt machen.
Frage: In den Neubau einer Hauptfeuerwache wurde stark investiert, in den vergangenen Jahren sind aber auch die Wachen in den Stadtteilen neu errichtet worden. Damit werden die Bedingungen für die freiwilligen Feuerwehren stark verbessert.
Klos: Das halte ich für unglaublich wichtig. Man muss sich mal folgende Zahlen vor Augen führen: 1,3 Millionen Feuerwehrangehörige bundesweit gibt es, dabei nur etwas 40.000 hauptamtliche Kräfte. Das zeigt, wie wichtig das Ehrenamt bei der Brandbekämpfung und den weiteren Aufgaben der Feuerwehr ist. In anderen Ländern, die jetzt vom Klimawandel sehr betroffen sind, gibt es oftmals keine freiwillige Feuerwehr und somit geringere Personalansätze. Wir können stolz auf dieses System der Sicherheit sein. Aber auch hier müssen wir warnen: In Deutschland verlieren wir aktuell pro Jahr rund 200 Feuerwehren, sei es durch Zusammenlegung oder Aufgabe von Gerätehäusern, einhergehend damit kommen immer weniger junge Menschen in diesem Ehrenamt nach. Die freiwilligen Feuerwehrleute sind sehr engagiert, das ist ein besonderer Schlag Mensch mit sehr festen moralischen Vor- und Grundsätzen. Es geht nun immer intensiver darum, das Ehrenamt zu würdigen und die Leistungsfähigkeit der freiwilligen Feuerwehren zu erhalten.
Frage: Welche Schritte erfolgen konkret baulich für die Feuerwehren in den Stadtteilen?
Klos: Wir haben schon viel erreicht: 2011 haben wir aus dem Konjunkturpaket II das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr in Oppum bauen können. Wir haben 2014 die Unterkunft in Hüls neu errichten können, wir bauen derzeit in Fischeln und in Traar/Verberg. Als nächstes Bauprojekt ist die Freiwillige Feuerwehr in Gellep-Stratum geplant, die am jetzigen Standort auch aus allen Nähten platzt. Danach steht der Neubau der Freiwilligen Feuerwehr in Uerdingen eventuell kombiniert mit der Feuerwache II an. Damit erreichen wir, dass wir für das Ehrenamt adäquate Unterbringungs- und Übungsmöglichkeiten schaffen, damit hoffentlich mehr Nachwuchs gewinnen, um schlussendlich mehr Sicherheit für die Bevölkerung zu erreichen. Viele Jahre lang waren die Feuerwehrwachen für die freiwilligen Kräfte nicht mehr zeitgemäß, die Fahrzeuge sind größer geworden, es fehlten Umkleidekabinen und adäquate Sozialräume. Mit den modernen Bauten können wir auch Nachwuchskräfte hoffentlich für das Ehrenamt begeistern. Es gibt andere Ausbildungsmöglichkeiten, wir können besser schulen. In den neuen Hallen kann man auch einmal eine Übung anbieten, das Anleitern lernen, auch wenn die Witterungsverhältnisse dies draußen nicht zulassen.
Frage: Feuerwehrleute sind gut qualifiziert. Gibt es die Gefahr einer Abwerbung von anderen Kommunen?
Klos: Mit den neuen Unterbringungsmöglichkeiten, den damit verbundenen Übungsmöglichkeiten und in der Professionalität der Anbindung an das Studieninstitut haben wir sehr gut ausgebildetes Personal. Das spüren wir. Die Mitarbeitenden hier werden aktiv abgeworben. Wir haben somit eine gesunde Konkurrenz auch mit anderen Kommunen, die wir spüren. Deshalb stellen wir übrigens gerne Menschen aus Krefeld und Umgebung ein. Damit gibt es im Regelfall eine höhere Identifizierung mit der Arbeitgeberin und somit eine höhere Verweildauer. Wir bemühen uns, unser Personal zu halten. Wir wollen punkten mit guter Ausbildung, guten Arbeitsmöglichkeiten, neuen Fahrzeugen, neuen Räumlichkeiten sowie mit einem gewissen Maß an Lokalkolorit.
Frage: Der Ausbau der Feuerwehren erfordert einen hohen Finanzbedarf. Sie werden immer wieder in Situationen kommen, in denen Sie dies interessierten Bürgerinnen und Bürgern erklären müssen. Was sagen Sie denen?
Klos: Ein Beispiel dazu: Wir waren vor 2016 mit unserer hauptamtlichen Feuerwehr an der Florastraße in der Alten Feuerwache untergebracht. Das Gebäude aus dem Jahr 1910 war seinerzeit gebaut für 40 Feuerwehrbeamte, 2016 waren wir allerdings 240 Feuerwehrbeamte, wir sind aus allen Nähten geplatzt. Dort konnte man keine adäquate Ausbildung durchführen. Atemschutzübungen etwa konnten wir dort nicht anbieten, sondern mussten zum Chempark in Uerdingen fahren. Für andere Übungsbestandteile mussten wir etwa zum Bergwerk nach Kamp-Lintfort fahren. Solche Übungen sind Vorgaben, die wir einhalten müssen. Letztlich bedeutete dies eine schlechtere Sicherheitslage für alle Bürgerinnen und Bürger. Es gab schlicht eine Notwendigkeit, die Lage zu verbessern. Genau, wie es diese Notwendigkeit jetzt für die Häuser in Traar und Fischeln gibt. Das sind keine Alleinstellungsmerkmale für Krefeld, das ist heute Standard. Wenn wir das nicht bieten würden, wären wir nicht mehr konkurrenzfähig und könnten dauerhaft das derzeitige Sicherheitsniveau nicht sicherstellen. Wir haben mittelfristig ausreichend Platz, aber wir merken, dass mit den neuen Anforderungen auch der Platzbedarf steigt.
Frage: Was sind für Sie die nächsten Meilensteine?
Klos: Wir werden die nächsten Aufgaben aus dem Katastrophenschutzplan angehen, die Konzepte von Bund und Ländern sind umzusetzen. Es geht auch darum, die Schulung der Bevölkerung zu berücksichtigen um das Thema Hilfe zur Selbsthilfe wieder salonfähig zu machen.
Frage: Unter ihrer Leitung hat es viele Entwicklungsschritte gegeben, und dies in herausfordernden Zeiten. Was bedeutet das für Sie persönlich?
Klos: Erst einmal: viel Arbeit und Teamspirit. Und dies nehme ich gerne an. Wir bauen aktuell eine Infrastruktur, die sich über Jahrzehnte etabliert hatte, komplett um. Wir stellen uns damit den aktuellen Herausforderungen der Zeit und der Zukunft. Wir müssen die städtische Infrastruktur schützen, auf asymmetrische Bedrohungslagen reagieren, das Thema Zivilschutz beachten. Das sind allerdings auch Herausforderungen, die nicht in einem einzelnen Berufsleben geleistet werden können. Auch meine Nachfolger und somit weitere Feuerwehrgenerationen, die sich der Sache annehmen, werden einen langen Atem haben müssen. Wir brauchen für diese Aufgaben viele Menschen. Das ist auch nicht immer nur mit dem Hauptamt zu leisten. Auch bei den klassischen Aufgaben, Brandschutz und Rettungsdienst, können und müssen wir immer besser werden. Wir brauchen eine adäquate Gesundheitsvorsorge, psychosoziale Vorsorgefähigkeiten und eine belastbare und fortbildungswillige Mitarbeiterschaft. Das Personal dafür zu begeistern, die Professionalität multifunktional aber auch speziell auszubilden, das ist äußerst reizvoll und macht viel Freude.
Frage: Wohin entwickelt sich der Beruf der Feuerwehrfrau oder des Feuerwehrmannes in den kommenden Jahren?
Klos: Die klassische Brandbekämpfung und Rettung bleibt weiter unser Kerngeschäft. Auch da müssen wir uns immer wieder auf neue Lagen einstellen. Zwei Beispiele dafür: Neue Pkw-Modelle mit teilweise auch neuer Antriebstechnik erfordern neue Arten der Rettung im Notfall und der Brandbekämpfung. Oder wenn die Inneneinrichtung einer Wohnung heute nicht mehr aus rustikaler Eiche besteht, sondern auch aus Möbeln mit einem hohen Plastikanteil, dann erzeugt dies im Brandfall viel höhere Temperaturen. Auch darauf muss sich die Feuerwehr und der Rettungsdienst einstellen. Die Gefahrenabwehr entwickelt sich also in der Zukunft immer mehr vom Generalisten zum Spezialisten. Es braucht über die normale Ausbildung zum Brandmeister und zur Brandmeisterin weitere Fähigkeiten. Je mehr spezielle Szenarien und asymmetrische Bedrohungslagen es gibt, desto mehr Spezialisten benötigen wir bei der Feuerwehr. Der Spezialisierungsgrad der Feuerwehr und der Gefahrenabwehr in einer kreisfreien Stadt wird sich in den nächsten Jahren weiter erhöhen.
Frage: Die Aufgaben sind vielfältig. Sie und Ihre Leute halten den Kopf hin. Beobachten Sie, dass der Respekt von Teilen der Bevölkerung gegenüber Feuerwehr und anderen Sicherheitsorganen abnimmt? Welche Erfahrung machen Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen? Gibt es in diesem Kontext auch eine Botschaft an die Bürgerinnen und Bürger, die Sie loswerden wollen?
Klos: Wir spüren, dass die Blaulichtfamilie mehr in Misskredit gebracht wird. Das merkt man daran, dass Livemitschnitte von Notrufen gemacht werden, die über Social Media verteilt werden. Den klassischen Missbrauch des Notrufs gab es schon immer. Aber wie das heute in den Sozialen Medien viral geht, das ist eine andere Dimension. Das löst bei mir absolutes Unverständnis aus, wenn die, die im Notfall den Kopf hinhalten, bespuckt, beschimpft oder angegriffen werden. Wenn wir an den jüngsten Angriff in Ratingen denken, wo Hilfskräfte von Polizei und der Gefahrenabwehr mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und in Brand gesetzt wurden, dann ist es dort in perfider Art und Weise eskaliert. Das macht mich fassungslos und absolut sprachlos. Wir hinterfragen natürlich immer wieder, in welcher Art und Weise wir uns besonders schützen können. In unserem Beruf bleibt aber auch immer ein Restrisiko. Wenn dies von der Bevölkerung nicht honoriert wird, dann macht dies sehr nachdenklich. Andererseits: Der Beruf der Feuerwehrfrau oder des Feuerwehrmanns ist immer noch der beliebteste Beruf in Deutschland, das zeigen die aktuellen Umfragen. Wir genießen in der Bevölkerung immer noch ein hohes, wenn nicht das höchste Vertrauen und das zu Recht.